Schoppe, Amalie: Der Prophet. Bd. 3. Jena, 1846.weihen. Der Schweiß perlte ihm auf der hohen Von dem Gemälde glitten dann seine Blicke -- "Das also war es," rief er mit seltsam weihen. Der Schweiß perlte ihm auf der hohen Von dem Gemälde glitten dann ſeine Blicke — „Das alſo war es,“ rief er mit ſeltſam <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0096" n="90"/> weihen. Der Schweiß perlte ihm auf der hohen<lb/> Stirn; ein Zucken durchfuhr ſeine Glieder; eine<lb/> ganze Welt von Erinnerungen ging durch den An-<lb/> blick der Züge der Einzigen, die er wahrhaft, die<lb/> er mit reiner Liebe geliebt hatte, in ihm auf!</p><lb/> <p>Von dem Gemälde glitten dann ſeine Blicke<lb/> auf das bleiche Antlitz Arnolds über und er konnte<lb/> die Aehnlichkeit einiger Geſichtszüge des Ohnmäch-<lb/> tigen mit denen des Portraits nicht länger verken-<lb/> nen: ſo war es <hi rendition="#g">ihr</hi> Sohn, Sidoniens Sohn, und<lb/> zugleich der ſeinige, der in einem todähnlichen Zu-<lb/> ſtande vor ihm da lag!</p><lb/> <p>— „Das alſo war es,“ rief er mit ſeltſam<lb/> veränderter Stimme und tief Athem ſchöpfend, „das<lb/> alſo war es, was mich mit ſo unwiderſtehlicher Ge-<lb/> walt zu Dieſem hinzog? — Und wenn die Natur<lb/> ſo mächtig ihre Stimme in meinem Herzen erhob,“<lb/> fuhr er nach einer langen Pauſe in ſeinem Selbſt-<lb/> geſpräche fort, „weshalb ſchwieg ſie denn gänzlich<lb/> in dem ſeinigen? Hat er mir nicht wiederholt ge-<lb/> ſagt, daß er mich haſſe, verachte? hat er es mir<lb/> nicht, ſo oft er gekonnt, bewieſen? Würde ſeine<lb/> Hand wohl gezittert haben, mich zu vernichten, wenn<lb/> er es vermocht hätte? Wenn aber ein unzerreiß-<lb/> bares Band, ein magiſches, zwiſchen Eltern und<lb/> Kindern durch Natur gewoben iſt, wie kann ſich<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [90/0096]
weihen. Der Schweiß perlte ihm auf der hohen
Stirn; ein Zucken durchfuhr ſeine Glieder; eine
ganze Welt von Erinnerungen ging durch den An-
blick der Züge der Einzigen, die er wahrhaft, die
er mit reiner Liebe geliebt hatte, in ihm auf!
Von dem Gemälde glitten dann ſeine Blicke
auf das bleiche Antlitz Arnolds über und er konnte
die Aehnlichkeit einiger Geſichtszüge des Ohnmäch-
tigen mit denen des Portraits nicht länger verken-
nen: ſo war es ihr Sohn, Sidoniens Sohn, und
zugleich der ſeinige, der in einem todähnlichen Zu-
ſtande vor ihm da lag!
— „Das alſo war es,“ rief er mit ſeltſam
veränderter Stimme und tief Athem ſchöpfend, „das
alſo war es, was mich mit ſo unwiderſtehlicher Ge-
walt zu Dieſem hinzog? — Und wenn die Natur
ſo mächtig ihre Stimme in meinem Herzen erhob,“
fuhr er nach einer langen Pauſe in ſeinem Selbſt-
geſpräche fort, „weshalb ſchwieg ſie denn gänzlich
in dem ſeinigen? Hat er mir nicht wiederholt ge-
ſagt, daß er mich haſſe, verachte? hat er es mir
nicht, ſo oft er gekonnt, bewieſen? Würde ſeine
Hand wohl gezittert haben, mich zu vernichten, wenn
er es vermocht hätte? Wenn aber ein unzerreiß-
bares Band, ein magiſches, zwiſchen Eltern und
Kindern durch Natur gewoben iſt, wie kann ſich
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