Schubin, Ossip: Etiquette. Eine Rococo-Arabeske. Berlin, 1887.in dem wüstes Diebesgesindel die Nächte verbringt oder Selbstmörder sich ein Plätzchen suchen - gelbe Sandgruben mit schreiend grünem Unkraut an den Rändern, - gepflasterte Straßen, ungepflasterte Straßen, hier und da eine Flucht hölzerner Treppen und, gegen den Gipfel des Berges zu, stille grüne Gärten, von moosüberwucherten Mauern eingefaßt, um kleine altväterische Häuschen geschmiegt - ein frischer Hauch, von unverdorbener Landluft mit Rosen und Lawendel gewürzt, inmitten des schnödesten Straßengewinkels von Paris; - Vergnügungsorte von historischer Verrufenheit, colossale Windmühlen, grau und uralt, vergraste Abhänge, dazu über dem Portal irgend eines der elendesten Häuser oder auch an einer Gartenmauer angebracht, ein Stückchen kunstvollen Basreliefs - oder irgend ein anderes Überbleibsel verschollener Herrlichkeit, das die große Springfluth der ersten französischen Revolution nicht mit sich fortgeschwemmt hat - das ist Montmartre - Montmartre mit seiner übel beleumundeten Bevölkerung von herabgekommenen Künstlern, die einen Erfolg erwarten, von in dem wüstes Diebesgesindel die Nächte verbringt oder Selbstmörder sich ein Plätzchen suchen – gelbe Sandgruben mit schreiend grünem Unkraut an den Rändern, – gepflasterte Straßen, ungepflasterte Straßen, hier und da eine Flucht hölzerner Treppen und, gegen den Gipfel des Berges zu, stille grüne Gärten, von moosüberwucherten Mauern eingefaßt, um kleine altväterische Häuschen geschmiegt – ein frischer Hauch, von unverdorbener Landluft mit Rosen und Lawendel gewürzt, inmitten des schnödesten Straßengewinkels von Paris; – Vergnügungsorte von historischer Verrufenheit, colossale Windmühlen, grau und uralt, vergraste Abhänge, dazu über dem Portal irgend eines der elendesten Häuser oder auch an einer Gartenmauer angebracht, ein Stückchen kunstvollen Basreliefs – oder irgend ein anderes Überbleibsel verschollener Herrlichkeit, das die große Springfluth der ersten französischen Revolution nicht mit sich fortgeschwemmt hat – das ist Montmartre – Montmartre mit seiner übel beleumundeten Bevölkerung von herabgekommenen Künstlern, die einen Erfolg erwarten, von <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0052" n="52"/> in dem wüstes Diebesgesindel die Nächte verbringt oder Selbstmörder sich ein Plätzchen suchen – gelbe Sandgruben mit schreiend grünem Unkraut an den Rändern, – gepflasterte Straßen, ungepflasterte Straßen, hier und da eine Flucht hölzerner Treppen und, gegen den Gipfel des Berges zu, stille grüne Gärten, von moosüberwucherten Mauern eingefaßt, um kleine altväterische Häuschen geschmiegt – ein frischer Hauch, von unverdorbener Landluft mit Rosen und Lawendel gewürzt, inmitten des schnödesten Straßengewinkels von Paris; – Vergnügungsorte von historischer Verrufenheit, colossale Windmühlen, grau und uralt, vergraste Abhänge, dazu über dem Portal irgend eines der elendesten Häuser oder auch an einer Gartenmauer angebracht, ein Stückchen kunstvollen Basreliefs – oder irgend ein anderes Überbleibsel verschollener Herrlichkeit, das die große Springfluth der ersten französischen Revolution nicht mit sich fortgeschwemmt hat – das ist Montmartre – Montmartre mit seiner übel beleumundeten Bevölkerung von herabgekommenen Künstlern, die einen Erfolg erwarten, von </p> </div> </body> </text> </TEI> [52/0052]
in dem wüstes Diebesgesindel die Nächte verbringt oder Selbstmörder sich ein Plätzchen suchen – gelbe Sandgruben mit schreiend grünem Unkraut an den Rändern, – gepflasterte Straßen, ungepflasterte Straßen, hier und da eine Flucht hölzerner Treppen und, gegen den Gipfel des Berges zu, stille grüne Gärten, von moosüberwucherten Mauern eingefaßt, um kleine altväterische Häuschen geschmiegt – ein frischer Hauch, von unverdorbener Landluft mit Rosen und Lawendel gewürzt, inmitten des schnödesten Straßengewinkels von Paris; – Vergnügungsorte von historischer Verrufenheit, colossale Windmühlen, grau und uralt, vergraste Abhänge, dazu über dem Portal irgend eines der elendesten Häuser oder auch an einer Gartenmauer angebracht, ein Stückchen kunstvollen Basreliefs – oder irgend ein anderes Überbleibsel verschollener Herrlichkeit, das die große Springfluth der ersten französischen Revolution nicht mit sich fortgeschwemmt hat – das ist Montmartre – Montmartre mit seiner übel beleumundeten Bevölkerung von herabgekommenen Künstlern, die einen Erfolg erwarten, von
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Zitationshilfe: | Schubin, Ossip: Etiquette. Eine Rococo-Arabeske. Berlin, 1887, S. 52. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schubin_etiquette_1887/52>, abgerufen am 16.06.2024. |