Schubin, Ossip: Etiquette. Eine Rococo-Arabeske. Berlin, 1887.VII. Jetzt ist der Abendgottesdienst vorbei - die schönen heiligen Gesänge sind verklungen, mit vorgebeugtem Kopf und schleppenden Füßchen verläßt Julie Victoire die Kapelle. Plötzlich hört sie neben sich lustiges Seidenrauschen, beschleunigte Schritte. "Euer Hoheit!" ruft die muntere Stimme Gabrielle's de Rohan. Sie pflegte ihre Freundin stets so zu nennen nach einem Streit. "Was gibt's?" fragt Julie etwas ärgerlich. "Oh, garnichts. Nur ... Euer Hoheit haben etwas in der Kapelle vergessen ...", und lächelnd reicht Gabrielle der Prinzessin deren rothen Reticule. "Es muß sehr viel Gold darin sein, denn er ist schwer!" Julie fährt zusammen, unwillkürlich greift sie in den Beutel hinein, sucht ... ja, der Schlüssel VII. Jetzt ist der Abendgottesdienst vorbei – die schönen heiligen Gesänge sind verklungen, mit vorgebeugtem Kopf und schleppenden Füßchen verläßt Julie Victoire die Kapelle. Plötzlich hört sie neben sich lustiges Seidenrauschen, beschleunigte Schritte. „Euer Hoheit!“ ruft die muntere Stimme Gabrielle’s de Rohan. Sie pflegte ihre Freundin stets so zu nennen nach einem Streit. „Was gibt’s?“ fragt Julie etwas ärgerlich. „Oh, garnichts. Nur … Euer Hoheit haben etwas in der Kapelle vergessen …“, und lächelnd reicht Gabrielle der Prinzessin deren rothen Réticule. „Es muß sehr viel Gold darin sein, denn er ist schwer!“ Julie fährt zusammen, unwillkürlich greift sie in den Beutel hinein, sucht … ja, der Schlüssel <TEI> <text> <body> <pb facs="#f0081" n="81"/> <div n="1"> <head>VII.</head> <p>Jetzt ist der Abendgottesdienst vorbei – die schönen heiligen Gesänge sind verklungen, mit vorgebeugtem Kopf und schleppenden Füßchen verläßt Julie Victoire die Kapelle.</p> <p>Plötzlich hört sie neben sich lustiges Seidenrauschen, beschleunigte Schritte. „Euer Hoheit!“ ruft die muntere Stimme Gabrielle’s de Rohan. Sie pflegte ihre Freundin stets so zu nennen nach einem Streit.</p> <p>„Was gibt’s?“ fragt Julie etwas ärgerlich.</p> <p>„Oh, garnichts. Nur … Euer Hoheit haben etwas in der Kapelle vergessen …“, und lächelnd reicht Gabrielle der Prinzessin deren rothen Réticule. „Es muß sehr viel Gold darin sein, denn er ist schwer!“</p> <p>Julie fährt zusammen, unwillkürlich greift sie in den Beutel hinein, sucht … ja, der Schlüssel </p> </div> </body> </text> </TEI> [81/0081]
VII. Jetzt ist der Abendgottesdienst vorbei – die schönen heiligen Gesänge sind verklungen, mit vorgebeugtem Kopf und schleppenden Füßchen verläßt Julie Victoire die Kapelle.
Plötzlich hört sie neben sich lustiges Seidenrauschen, beschleunigte Schritte. „Euer Hoheit!“ ruft die muntere Stimme Gabrielle’s de Rohan. Sie pflegte ihre Freundin stets so zu nennen nach einem Streit.
„Was gibt’s?“ fragt Julie etwas ärgerlich.
„Oh, garnichts. Nur … Euer Hoheit haben etwas in der Kapelle vergessen …“, und lächelnd reicht Gabrielle der Prinzessin deren rothen Réticule. „Es muß sehr viel Gold darin sein, denn er ist schwer!“
Julie fährt zusammen, unwillkürlich greift sie in den Beutel hinein, sucht … ja, der Schlüssel
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/schubin_etiquette_1887 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/schubin_etiquette_1887/81 |
Zitationshilfe: | Schubin, Ossip: Etiquette. Eine Rococo-Arabeske. Berlin, 1887, S. 81. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schubin_etiquette_1887/81>, abgerufen am 17.06.2024. |