Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schubin, Ossip: Vollmondzauber. In: Engelhorns Allgemeine Romanbibliothek (Fünfzehnter Jahrgang. Band 18). 2. Bd. Stuttgart, 1899.

Bild:
<< vorherige Seite

ging alles ganz gut bis zu dem Moment nach dem Souper. Weißt du, warum mir das Glas aus der Hand gefallen ist?"

"Nein."

"Die schwarze Gestalt ist mir erschienen. Du weißt, dieselbe, die ich dir gezeigt hab' damals auf dem Eisplatz, wie die arme Doktorin ertrunken ist."

"Überreizte Nerven, weiter nichts," erklärte der alte Soldat. "Du hast dir doch große Gewalt anthun müssen, da rächt sich die Natur irgendwie."

"'s wird wohl so sein," meinte Zdenko, "'s geht wieder vorüber. Ach, ich fang' an, sehr schläfrig zu werden, die Augen fallen mir zu." Er streifte seinen Rock ab; ehe er sich niederlegte, zog er ein kleines Etui heraus, öffnete es und reichte es dem Freiherrn. "Du erkennst es?" fragte er, "es ist dasselbe, nur das Glas ist neu."

Das reizende Bild Annies lachte dem Feldmarschalllieutenant aus dem Etui entgegen.

"Mein Schatz," murmelte Swoyschin, küßte das Bildchen und stellte es auf den Tisch neben dem Diwan, auf den er sich halb angekleidet ausstreckte.

"Bin recht froh, daß du mich aufgenommen hast, gute Nacht."

Das letzte Wort war kaum von seinen Lippen gefallen, so schlief er bereits fest.

Der Feldmarschalllieutenant breitete die seinem

ging alles ganz gut bis zu dem Moment nach dem Souper. Weißt du, warum mir das Glas aus der Hand gefallen ist?“

„Nein.“

„Die schwarze Gestalt ist mir erschienen. Du weißt, dieselbe, die ich dir gezeigt hab’ damals auf dem Eisplatz, wie die arme Doktorin ertrunken ist.“

„Überreizte Nerven, weiter nichts,“ erklärte der alte Soldat. „Du hast dir doch große Gewalt anthun müssen, da rächt sich die Natur irgendwie.“

„’s wird wohl so sein,“ meinte Zdenko, „’s geht wieder vorüber. Ach, ich fang’ an, sehr schläfrig zu werden, die Augen fallen mir zu.“ Er streifte seinen Rock ab; ehe er sich niederlegte, zog er ein kleines Etui heraus, öffnete es und reichte es dem Freiherrn. „Du erkennst es?“ fragte er, „es ist dasselbe, nur das Glas ist neu.“

Das reizende Bild Annies lachte dem Feldmarschalllieutenant aus dem Etui entgegen.

„Mein Schatz,“ murmelte Swoyschin, küßte das Bildchen und stellte es auf den Tisch neben dem Diwan, auf den er sich halb angekleidet ausstreckte.

„Bin recht froh, daß du mich aufgenommen hast, gute Nacht.“

Das letzte Wort war kaum von seinen Lippen gefallen, so schlief er bereits fest.

Der Feldmarschalllieutenant breitete die seinem

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0157" n="157"/>
ging alles ganz gut bis zu dem Moment nach dem Souper. Weißt du, warum mir das Glas aus der Hand gefallen ist?&#x201C;</p>
        <p>&#x201E;Nein.&#x201C;</p>
        <p>&#x201E;Die schwarze Gestalt ist mir erschienen. Du weißt, dieselbe, die ich dir gezeigt hab&#x2019; damals auf dem Eisplatz, wie die arme Doktorin ertrunken ist.&#x201C;</p>
        <p>&#x201E;Überreizte Nerven, weiter nichts,&#x201C; erklärte der alte Soldat. &#x201E;Du hast dir doch große Gewalt anthun müssen, da rächt sich die Natur irgendwie.&#x201C;</p>
        <p>&#x201E;&#x2019;s wird wohl so sein,&#x201C; meinte Zdenko, &#x201E;&#x2019;s geht wieder vorüber. Ach, ich fang&#x2019; an, sehr schläfrig zu werden, die Augen fallen mir zu.&#x201C; Er streifte seinen Rock ab; ehe er sich niederlegte, zog er ein kleines Etui heraus, öffnete es und reichte es dem Freiherrn. &#x201E;Du erkennst es?&#x201C; fragte er, &#x201E;es ist dasselbe, nur das Glas ist neu.&#x201C;</p>
        <p>Das reizende Bild Annies lachte dem Feldmarschalllieutenant aus dem Etui entgegen.</p>
        <p>&#x201E;Mein Schatz,&#x201C; murmelte Swoyschin, küßte das Bildchen und stellte es auf den Tisch neben dem Diwan, auf den er sich halb angekleidet ausstreckte.</p>
        <p>&#x201E;Bin recht froh, daß du mich aufgenommen hast, gute Nacht.&#x201C;</p>
        <p>Das letzte Wort war kaum von seinen Lippen gefallen, so schlief er bereits fest.</p>
        <p>Der Feldmarschalllieutenant breitete die seinem
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[157/0157] ging alles ganz gut bis zu dem Moment nach dem Souper. Weißt du, warum mir das Glas aus der Hand gefallen ist?“ „Nein.“ „Die schwarze Gestalt ist mir erschienen. Du weißt, dieselbe, die ich dir gezeigt hab’ damals auf dem Eisplatz, wie die arme Doktorin ertrunken ist.“ „Überreizte Nerven, weiter nichts,“ erklärte der alte Soldat. „Du hast dir doch große Gewalt anthun müssen, da rächt sich die Natur irgendwie.“ „’s wird wohl so sein,“ meinte Zdenko, „’s geht wieder vorüber. Ach, ich fang’ an, sehr schläfrig zu werden, die Augen fallen mir zu.“ Er streifte seinen Rock ab; ehe er sich niederlegte, zog er ein kleines Etui heraus, öffnete es und reichte es dem Freiherrn. „Du erkennst es?“ fragte er, „es ist dasselbe, nur das Glas ist neu.“ Das reizende Bild Annies lachte dem Feldmarschalllieutenant aus dem Etui entgegen. „Mein Schatz,“ murmelte Swoyschin, küßte das Bildchen und stellte es auf den Tisch neben dem Diwan, auf den er sich halb angekleidet ausstreckte. „Bin recht froh, daß du mich aufgenommen hast, gute Nacht.“ Das letzte Wort war kaum von seinen Lippen gefallen, so schlief er bereits fest. Der Feldmarschalllieutenant breitete die seinem

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-10-29T10:30:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-10-29T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-10-29T10:30:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Als Grundlage dienen die Wikisource:Editionsrichtlinien.
  • Geviertstriche „—“ werden als normale Gedankenstriche „–“ wiedergegeben.
  • Die Majuskelschreibweise Ae, Oe, Ue wird als Ä, Ö, Ü wiedergegeben.
  • Worttrennungen am Zeilenende werden ignoriert. Das Wort wird noch auf der gleichen Seite vervollständigt.
  • Die Transkription folgt im Übrigen dem Original.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schubin_vollmondzauber02_1899
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schubin_vollmondzauber02_1899/157
Zitationshilfe: Schubin, Ossip: Vollmondzauber. In: Engelhorns Allgemeine Romanbibliothek (Fünfzehnter Jahrgang. Band 18). 2. Bd. Stuttgart, 1899, S. 157. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schubin_vollmondzauber02_1899/157>, abgerufen am 31.10.2024.