Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schulz, Friedrich: Neue Reise durch Italien. Bd. 1, H. 1. Berlin, 1797.

Bild:
<< vorherige Seite

Treppe entgegen. Er grüßte Alessandro zu-
erst, und dieser gab ihm den Gruß zurück,
ohne daß ich irgend eine Veränderung an ih-
nen beyden bemerkte.

Die vielerley Talente, die Alessandro ent-
wickelte, nahm ich für einen hinlänglichen
Aufschluß über sein Wesen, seinen Anstand,
seine Kleidung und Bekanntschaften. Uebri-
gens sah ich, daß er von mir nicht mehr Ge-
halt verlangt hatte, als jeder gewöhnliche
Lohnbediente, und daß er, ohne Ausnahme,
alle die Dienste verrichtete, denen sich kein
Platzbedienter entziehen kann. Mein Urtheil
über ihn fiel dahin aus, daß er von rechtlichen
Eltern stammen, sich durch Zeit, Uebung und
Reisen die Bildung verschafft, und sich, bey
dem steten Durchfluge von Reisenden, ein
kleines Vermögen erspart haben könne, wo-
durch er sein Aeußeres so sauber und ge-
schmackvoll zu unterhalten im Stande wäre.

Dabey blieb es bis an den Tag meiner
Abreise. Als ich ihm seinen Gehalt, (den er

Treppe entgegen. Er gruͤßte Aleſſandro zu-
erſt, und dieſer gab ihm den Gruß zuruͤck,
ohne daß ich irgend eine Veraͤnderung an ih-
nen beyden bemerkte.

Die vielerley Talente, die Aleſſandro ent-
wickelte, nahm ich fuͤr einen hinlaͤnglichen
Aufſchluß uͤber ſein Weſen, ſeinen Anſtand,
ſeine Kleidung und Bekanntſchaften. Uebri-
gens ſah ich, daß er von mir nicht mehr Ge-
halt verlangt hatte, als jeder gewoͤhnliche
Lohnbediente, und daß er, ohne Ausnahme,
alle die Dienſte verrichtete, denen ſich kein
Platzbedienter entziehen kann. Mein Urtheil
uͤber ihn fiel dahin aus, daß er von rechtlichen
Eltern ſtammen, ſich durch Zeit, Uebung und
Reiſen die Bildung verſchafft, und ſich, bey
dem ſteten Durchfluge von Reiſenden, ein
kleines Vermoͤgen erſpart haben koͤnne, wo-
durch er ſein Aeußeres ſo ſauber und ge-
ſchmackvoll zu unterhalten im Stande waͤre.

Dabey blieb es bis an den Tag meiner
Abreiſe. Als ich ihm ſeinen Gehalt, (den er

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0146" n="138"/>
Treppe entgegen. Er gru&#x0364;ßte Ale&#x017F;&#x017F;andro zu-<lb/>
er&#x017F;t, und die&#x017F;er gab ihm den Gruß zuru&#x0364;ck,<lb/>
ohne daß ich irgend eine Vera&#x0364;nderung an ih-<lb/>
nen beyden bemerkte.</p><lb/>
          <p>Die vielerley Talente, die Ale&#x017F;&#x017F;andro ent-<lb/>
wickelte, nahm ich fu&#x0364;r einen hinla&#x0364;nglichen<lb/>
Auf&#x017F;chluß u&#x0364;ber &#x017F;ein We&#x017F;en, &#x017F;einen An&#x017F;tand,<lb/>
&#x017F;eine Kleidung und Bekannt&#x017F;chaften. Uebri-<lb/>
gens &#x017F;ah ich, daß er von mir nicht mehr Ge-<lb/>
halt verlangt hatte, als jeder gewo&#x0364;hnliche<lb/>
Lohnbediente, und daß er, ohne Ausnahme,<lb/>
alle die Dien&#x017F;te verrichtete, denen &#x017F;ich kein<lb/>
Platzbedienter entziehen kann. Mein Urtheil<lb/>
u&#x0364;ber ihn fiel dahin aus, daß er von rechtlichen<lb/>
Eltern &#x017F;tammen, &#x017F;ich durch Zeit, Uebung und<lb/>
Rei&#x017F;en die Bildung ver&#x017F;chafft, und &#x017F;ich, bey<lb/>
dem &#x017F;teten Durchfluge von Rei&#x017F;enden, ein<lb/>
kleines Vermo&#x0364;gen er&#x017F;part haben ko&#x0364;nne, wo-<lb/>
durch er &#x017F;ein Aeußeres &#x017F;o &#x017F;auber und ge-<lb/>
&#x017F;chmackvoll zu unterhalten im Stande wa&#x0364;re.</p><lb/>
          <p>Dabey blieb es bis an den Tag meiner<lb/>
Abrei&#x017F;e. Als ich ihm &#x017F;einen Gehalt, (den er<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[138/0146] Treppe entgegen. Er gruͤßte Aleſſandro zu- erſt, und dieſer gab ihm den Gruß zuruͤck, ohne daß ich irgend eine Veraͤnderung an ih- nen beyden bemerkte. Die vielerley Talente, die Aleſſandro ent- wickelte, nahm ich fuͤr einen hinlaͤnglichen Aufſchluß uͤber ſein Weſen, ſeinen Anſtand, ſeine Kleidung und Bekanntſchaften. Uebri- gens ſah ich, daß er von mir nicht mehr Ge- halt verlangt hatte, als jeder gewoͤhnliche Lohnbediente, und daß er, ohne Ausnahme, alle die Dienſte verrichtete, denen ſich kein Platzbedienter entziehen kann. Mein Urtheil uͤber ihn fiel dahin aus, daß er von rechtlichen Eltern ſtammen, ſich durch Zeit, Uebung und Reiſen die Bildung verſchafft, und ſich, bey dem ſteten Durchfluge von Reiſenden, ein kleines Vermoͤgen erſpart haben koͤnne, wo- durch er ſein Aeußeres ſo ſauber und ge- ſchmackvoll zu unterhalten im Stande waͤre. Dabey blieb es bis an den Tag meiner Abreiſe. Als ich ihm ſeinen Gehalt, (den er

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Die "Neue Reise durch Italien" ist auch erschiene… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_italien_1797
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_italien_1797/146
Zitationshilfe: Schulz, Friedrich: Neue Reise durch Italien. Bd. 1, H. 1. Berlin, 1797, S. 138. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_italien_1797/146>, abgerufen am 02.06.2024.