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Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 2, H. 4. Berlin, 1795.

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schon viel Hoffnung. Es ist für das Beste der
schönen Künste sehr zu wünschen, daß die vor-
waltenden Umstände keinen widrigen Einfluß
auf diese Anstalt haben mögen.

Jn der Bildhauerey ist in Warschau
wenig gethan, aber ganz ist sie nicht vernach-
läßigt worden. Was die Kirchen an Bildsäu-
len brauchten, ist theils in Jtalien, theils in
Berlin und Wien, theils in Warschau selbst,
von verschriebenen Künstlern, verfertigt wor-
den; aber es befindet sich nichts Vortrefliches
in Absicht der Kunst und des Geschmacks dar-
unter. Einige mythologische Gruppen, die
der König in Lazienka hat aufstellen lassen, z.
B. Kaunus und Biblis, und die Entführung
einer Nymphe durch Pan, beyde mit viel Ge-
schmack in Sandstein gearbeitet, sind sehens-
werth; und vortreflich ist eine, in einem klei-
nen Lustgehölz stehende, Gruppe aus dem Tasso,
Tancred und Chlorinden vorstellend, in dem
Augenblicke, wo erstrer, indem er letzterer den
Helm abnimmt, sie erkennt und inne wird,

ſchon viel Hoffnung. Es iſt fuͤr das Beſte der
ſchoͤnen Kuͤnſte ſehr zu wuͤnſchen, daß die vor-
waltenden Umſtaͤnde keinen widrigen Einfluß
auf dieſe Anſtalt haben moͤgen.

Jn der Bildhauerey iſt in Warſchau
wenig gethan, aber ganz iſt ſie nicht vernach-
laͤßigt worden. Was die Kirchen an Bildſaͤu-
len brauchten, iſt theils in Jtalien, theils in
Berlin und Wien, theils in Warſchau ſelbſt,
von verſchriebenen Kuͤnſtlern, verfertigt wor-
den; aber es befindet ſich nichts Vortrefliches
in Abſicht der Kunſt und des Geſchmacks dar-
unter. Einige mythologiſche Gruppen, die
der Koͤnig in Lazienka hat aufſtellen laſſen, z.
B. Kaunus und Biblis, und die Entfuͤhrung
einer Nymphe durch Pan, beyde mit viel Ge-
ſchmack in Sandſtein gearbeitet, ſind ſehens-
werth; und vortreflich iſt eine, in einem klei-
nen Luſtgehoͤlz ſtehende, Gruppe aus dem Taſſo,
Tancred und Chlorinden vorſtellend, in dem
Augenblicke, wo erſtrer, indem er letzterer den
Helm abnimmt, ſie erkennt und inne wird,

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[59/0069] ſchon viel Hoffnung. Es iſt fuͤr das Beſte der ſchoͤnen Kuͤnſte ſehr zu wuͤnſchen, daß die vor- waltenden Umſtaͤnde keinen widrigen Einfluß auf dieſe Anſtalt haben moͤgen. Jn der Bildhauerey iſt in Warſchau wenig gethan, aber ganz iſt ſie nicht vernach- laͤßigt worden. Was die Kirchen an Bildſaͤu- len brauchten, iſt theils in Jtalien, theils in Berlin und Wien, theils in Warſchau ſelbſt, von verſchriebenen Kuͤnſtlern, verfertigt wor- den; aber es befindet ſich nichts Vortrefliches in Abſicht der Kunſt und des Geſchmacks dar- unter. Einige mythologiſche Gruppen, die der Koͤnig in Lazienka hat aufſtellen laſſen, z. B. Kaunus und Biblis, und die Entfuͤhrung einer Nymphe durch Pan, beyde mit viel Ge- ſchmack in Sandſtein gearbeitet, ſind ſehens- werth; und vortreflich iſt eine, in einem klei- nen Luſtgehoͤlz ſtehende, Gruppe aus dem Taſſo, Tancred und Chlorinden vorſtellend, in dem Augenblicke, wo erſtrer, indem er letzterer den Helm abnimmt, ſie erkennt und inne wird,

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Zitationshilfe: Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 2, H. 4. Berlin, 1795, S. 59. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise0202_1795/69>, abgerufen am 02.06.2024.