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Schwappach, Adam: Forstpolitik, Jagd- und Fischereipolitik. Leipzig, 1894.

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A. Erster (allgemeiner) Teil.
lich der Fall im Küstengebiete und auf den Hochlagen der Gebirge,
aber auch in ausgedehnten Ebenen des Binnenlandes, deren Klima
einen kontinentalen Charakter trägt und während der Vegetationszeit
Perioden grosser Trockenheit mit sich bringt, macht sich der Einfluss
des Waldes in dieser Richtung sehr fühlbar.

Bei grosser Trockenheit kommt namentlich noch der Umstand in
Betracht, dass die Luft zwischen den Baumkronen und unmittelbar über
denselben infolge der lebhaften Transpiration relativ und absolut reich
an Wasserdampf ist. Streichen nun relativ wasserarme Luftströmungen
durch den Wald, so werden sie hier feuchter und trocknen das freie
Land, mit welchem sie alsdann in Berührung kommen, weniger aus.

In dem Umstande, dass Waldungen die Kraft des Windes brechen
und den Feuchtigkeitsgehalt der durchstreichenden Luft erhöhen, also
nach zwei Richtungen vermindernd auf die Austrocknung des leeseitig
gelegenen freien Landes wirken, dürfte die günstige Einwirkung der Auf-
forstungen in Ungarn (Coburg- Koharysche Herrschaft Vaiz bei Pilis)
und in Südrussland (Gouvernement Ekatarinoslaw, Kreis Mariupol) zu
suchen sein.

§ 3. Die Einwirkung des Waldes auf das an die Bodenoberfläche
gelangte Wasser
. Obwohl aus den angegebenen Gründen die Nieder-
schlagsmengen innerhalb des Kronenraumes der Waldbäume grösser
sind, als auf unbewaldetem Terrain, so gelangen doch auf den Boden
des geschlossenen Waldes erheblich geringere Wasserquantitäten, weil
ein bedeutender Prozentsatz der Niederschläge an den Blättern, Zweigen
und Ästen hängen bleibt und von hier unmittelbar wieder verdampft. Diese
Differenz zu Ungunsten des Waldes wurde bisher zu durchschnittlich
25 % (20,2 % bei der Fichte, 28,0 % bei der Kiefer) angegeben.
Ney 1) hat jedoch darauf aufmerksam gemacht, dass auch hier ein
Beobachtungsfehler vorliegt, indem das an den Stämmen herab-
fliessende Wasser
ausser Acht gelassen wird. Berücksichtigt man
dieses, so wird der angegebene Unterschied etwa auf die Hälfte herab-
gemindert. Das an den Stämmen herabgeflossene Wasser ist ausser-
dem für die Pflanzenernährung und Quellenbildung deshalb von beson-
derer Bedeutung, weil die teilweise sehr erheblichen 2) Wassermengen
nicht tropfenweise über eine grosse Fläche verteilt sind, sondern an
einer und derselben Stelle den Boden erreichen.

Ein Teil der Niederschlagsmengen, welche auf den Waldboden

1) Der Wald und die Quellen (Aus dem Walde, 1893--1894), und im Referate auf
dem ersten internationalen Kongress forstlicher Versuchsanstalten zu Wien 1893 (Mit-
teilungen aus dem forstlichen Versuchswesen Oesterreichs, 17. Heft, S. 115).
2) Riegler giebt z. B. im 2. Bd. der Mitteilungen aus dem forstlichen Ver-
suchswesen Oesterreichs 1879 an, dass an einer Buche von 79 qm Schirmfläche bei
einem einzigen Regen 1200 1 Wasser am Schaft herabgelaufen sind.

A. Erster (allgemeiner) Teil.
lich der Fall im Küstengebiete und auf den Hochlagen der Gebirge,
aber auch in ausgedehnten Ebenen des Binnenlandes, deren Klima
einen kontinentalen Charakter trägt und während der Vegetationszeit
Perioden groſser Trockenheit mit sich bringt, macht sich der Einfluſs
des Waldes in dieser Richtung sehr fühlbar.

Bei groſser Trockenheit kommt namentlich noch der Umstand in
Betracht, daſs die Luft zwischen den Baumkronen und unmittelbar über
denselben infolge der lebhaften Transpiration relativ und absolut reich
an Wasserdampf ist. Streichen nun relativ wasserarme Luftströmungen
durch den Wald, so werden sie hier feuchter und trocknen das freie
Land, mit welchem sie alsdann in Berührung kommen, weniger aus.

In dem Umstande, daſs Waldungen die Kraft des Windes brechen
und den Feuchtigkeitsgehalt der durchstreichenden Luft erhöhen, also
nach zwei Richtungen vermindernd auf die Austrocknung des leeseitig
gelegenen freien Landes wirken, dürfte die günstige Einwirkung der Auf-
forstungen in Ungarn (Coburg- Koharysche Herrschaft Vaiz bei Pilis)
und in Südruſsland (Gouvernement Ekatarinoslaw, Kreis Mariupol) zu
suchen sein.

§ 3. Die Einwirkung des Waldes auf das an die Bodenoberfläche
gelangte Wasser
. Obwohl aus den angegebenen Gründen die Nieder-
schlagsmengen innerhalb des Kronenraumes der Waldbäume gröſser
sind, als auf unbewaldetem Terrain, so gelangen doch auf den Boden
des geschlossenen Waldes erheblich geringere Wasserquantitäten, weil
ein bedeutender Prozentsatz der Niederschläge an den Blättern, Zweigen
und Ästen hängen bleibt und von hier unmittelbar wieder verdampft. Diese
Differenz zu Ungunsten des Waldes wurde bisher zu durchschnittlich
25 % (20,2 % bei der Fichte, 28,0 % bei der Kiefer) angegeben.
Ney 1) hat jedoch darauf aufmerksam gemacht, daſs auch hier ein
Beobachtungsfehler vorliegt, indem das an den Stämmen herab-
flieſsende Wasser
auſser Acht gelassen wird. Berücksichtigt man
dieses, so wird der angegebene Unterschied etwa auf die Hälfte herab-
gemindert. Das an den Stämmen herabgeflossene Wasser ist ausser-
dem für die Pflanzenernährung und Quellenbildung deshalb von beson-
derer Bedeutung, weil die teilweise sehr erheblichen 2) Wassermengen
nicht tropfenweise über eine groſse Fläche verteilt sind, sondern an
einer und derselben Stelle den Boden erreichen.

Ein Teil der Niederschlagsmengen, welche auf den Waldboden

1) Der Wald und die Quellen (Aus dem Walde, 1893—1894), und im Referate auf
dem ersten internationalen Kongreſs forstlicher Versuchsanstalten zu Wien 1893 (Mit-
teilungen aus dem forstlichen Versuchswesen Oesterreichs, 17. Heft, S. 115).
2) Riegler giebt z. B. im 2. Bd. der Mitteilungen aus dem forstlichen Ver-
suchswesen Oesterreichs 1879 an, daſs an einer Buche von 79 qm Schirmfläche bei
einem einzigen Regen 1200 1 Wasser am Schaft herabgelaufen sind.
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[54/0072] A. Erster (allgemeiner) Teil. lich der Fall im Küstengebiete und auf den Hochlagen der Gebirge, aber auch in ausgedehnten Ebenen des Binnenlandes, deren Klima einen kontinentalen Charakter trägt und während der Vegetationszeit Perioden groſser Trockenheit mit sich bringt, macht sich der Einfluſs des Waldes in dieser Richtung sehr fühlbar. Bei groſser Trockenheit kommt namentlich noch der Umstand in Betracht, daſs die Luft zwischen den Baumkronen und unmittelbar über denselben infolge der lebhaften Transpiration relativ und absolut reich an Wasserdampf ist. Streichen nun relativ wasserarme Luftströmungen durch den Wald, so werden sie hier feuchter und trocknen das freie Land, mit welchem sie alsdann in Berührung kommen, weniger aus. In dem Umstande, daſs Waldungen die Kraft des Windes brechen und den Feuchtigkeitsgehalt der durchstreichenden Luft erhöhen, also nach zwei Richtungen vermindernd auf die Austrocknung des leeseitig gelegenen freien Landes wirken, dürfte die günstige Einwirkung der Auf- forstungen in Ungarn (Coburg- Koharysche Herrschaft Vaiz bei Pilis) und in Südruſsland (Gouvernement Ekatarinoslaw, Kreis Mariupol) zu suchen sein. § 3. Die Einwirkung des Waldes auf das an die Bodenoberfläche gelangte Wasser. Obwohl aus den angegebenen Gründen die Nieder- schlagsmengen innerhalb des Kronenraumes der Waldbäume gröſser sind, als auf unbewaldetem Terrain, so gelangen doch auf den Boden des geschlossenen Waldes erheblich geringere Wasserquantitäten, weil ein bedeutender Prozentsatz der Niederschläge an den Blättern, Zweigen und Ästen hängen bleibt und von hier unmittelbar wieder verdampft. Diese Differenz zu Ungunsten des Waldes wurde bisher zu durchschnittlich 25 % (20,2 % bei der Fichte, 28,0 % bei der Kiefer) angegeben. Ney 1) hat jedoch darauf aufmerksam gemacht, daſs auch hier ein Beobachtungsfehler vorliegt, indem das an den Stämmen herab- flieſsende Wasser auſser Acht gelassen wird. Berücksichtigt man dieses, so wird der angegebene Unterschied etwa auf die Hälfte herab- gemindert. Das an den Stämmen herabgeflossene Wasser ist ausser- dem für die Pflanzenernährung und Quellenbildung deshalb von beson- derer Bedeutung, weil die teilweise sehr erheblichen 2) Wassermengen nicht tropfenweise über eine groſse Fläche verteilt sind, sondern an einer und derselben Stelle den Boden erreichen. Ein Teil der Niederschlagsmengen, welche auf den Waldboden 1) Der Wald und die Quellen (Aus dem Walde, 1893—1894), und im Referate auf dem ersten internationalen Kongreſs forstlicher Versuchsanstalten zu Wien 1893 (Mit- teilungen aus dem forstlichen Versuchswesen Oesterreichs, 17. Heft, S. 115). 2) Riegler giebt z. B. im 2. Bd. der Mitteilungen aus dem forstlichen Ver- suchswesen Oesterreichs 1879 an, daſs an einer Buche von 79 qm Schirmfläche bei einem einzigen Regen 1200 1 Wasser am Schaft herabgelaufen sind.

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Zitationshilfe: Schwappach, Adam: Forstpolitik, Jagd- und Fischereipolitik. Leipzig, 1894, S. 54. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schwappach_forstpolitik_1894/72>, abgerufen am 31.10.2024.