Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Siniscalchi, Liborio: Sacramentalisches Abendmahl. Übers. v. Peter Obladen. Costanz/Ulm, 1752.

Bild:
<< vorherige Seite

Leben und Tod.
ten, daß er bald heldenmüthige Tugenden der
jüngsthin in die Zahl der Heiligen einverleib-
ten Dieneren GOttes anrühmen, bald hohen
Stands-Persohnen Leich-Reden halten mußte.
In diesen Fällen hatte LIBORIUS klar ge-
zeigt, wie mächtig er in der Redkunst gewesen;
von darum ware auch die Hochachtung, so
ein jeder nach Verdiensten von ihme gehabt,
höchst billich.

Da er nun auf solche Art einige Zeit nicht
kleine Proben seiner geistlichen Geschicklichkeit,
Klug- und Weißheit gegeben, hatte endlich sei-
ne Vatter-Stadt, Neapel/ das ausnehmende
Glück, einen so vortrefflichen Sohn in ihre
Mauren einzuschliessen; allwo er sich dann
auch seine übrige Lebens-Zeit hindurch immer
aufhielte. Allda wurde er in dem Profess-
Hauß Minister; welches Ambt er viele Jahr
mit grossem Lob und Vergnügen seiner Or-
dens-Geistlichen verwaltet. Allein der Eyfer
für die Ehre GOttes, und das Heyl des Näch-
stens, so in ihme brannte, gestattete nicht, daß
er seine Gedancken zwischen vier Mauren ein-
schliesse, oder sich nur auf eines allein begebte.
Zu Hauß ware er, nebst vorerwehntem Ambt,
auch jenen gelehrten Zusammenkünfften vorge-

setzt,
A 2

Leben und Tod.
ten, daß er bald heldenmüthige Tugenden der
jüngſthin in die Zahl der Heiligen einverleib-
ten Dieneren GOttes anrühmen, bald hohen
Stands-Perſohnen Leich-Reden halten mußte.
In dieſen Fällen hatte LIBORIUS klar ge-
zeigt, wie mächtig er in der Redkunſt geweſen;
von darum ware auch die Hochachtung, ſo
ein jeder nach Verdienſten von ihme gehabt,
höchſt billich.

Da er nun auf ſolche Art einige Zeit nicht
kleine Proben ſeiner geiſtlichen Geſchicklichkeit,
Klug- und Weißheit gegeben, hatte endlich ſei-
ne Vatter-Stadt, Neapel/ das ausnehmende
Glück, einen ſo vortrefflichen Sohn in ihre
Mauren einzuſchlieſſen; allwo er ſich dann
auch ſeine übrige Lebens-Zeit hindurch immer
aufhielte. Allda wurde er in dem Profeſs-
Hauß Miniſter; welches Ambt er viele Jahr
mit groſſem Lob und Vergnügen ſeiner Or-
dens-Geiſtlichen verwaltet. Allein der Eyfer
für die Ehre GOttes, und das Heyl des Näch-
ſtens, ſo in ihme brannte, geſtattete nicht, daß
er ſeine Gedancken zwiſchen vier Mauren ein-
ſchlieſſe, oder ſich nur auf eines allein begebte.
Zu Hauß ware er, nebſt vorerwehntem Ambt,
auch jenen gelehrten Zuſam̃enkünfften vorge-

ſetzt,
A 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0040" n="3"/><fw place="top" type="header">Leben und Tod.</fw><lb/>
ten, daß er bald heldenmüthige Tugenden der<lb/>
jüng&#x017F;thin in die Zahl der Heiligen einverleib-<lb/>
ten Dieneren GOttes anrühmen, bald hohen<lb/>
Stands-Per&#x017F;ohnen Leich-Reden halten mußte.<lb/>
In die&#x017F;en Fällen hatte <hi rendition="#aq">LIBORIUS</hi> klar ge-<lb/>
zeigt, wie mächtig er in der Redkun&#x017F;t gewe&#x017F;en;<lb/>
von darum ware auch die Hochachtung, &#x017F;o<lb/>
ein jeder nach Verdien&#x017F;ten von ihme gehabt,<lb/>
höch&#x017F;t billich.</p><lb/>
        <p>Da er nun auf &#x017F;olche Art einige Zeit nicht<lb/>
kleine Proben &#x017F;einer gei&#x017F;tlichen Ge&#x017F;chicklichkeit,<lb/>
Klug- und Weißheit gegeben, hatte endlich &#x017F;ei-<lb/>
ne Vatter-Stadt, <hi rendition="#fr">Neapel</hi>/ das ausnehmende<lb/>
Glück, einen &#x017F;o vortrefflichen Sohn in ihre<lb/>
Mauren einzu&#x017F;chlie&#x017F;&#x017F;en; allwo er &#x017F;ich dann<lb/>
auch &#x017F;eine übrige Lebens-Zeit hindurch immer<lb/>
aufhielte. Allda wurde er in dem <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Profe&#x017F;s</hi></hi>-<lb/><hi rendition="#fr">Hauß</hi> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Mini&#x017F;ter;</hi></hi> welches Ambt er viele Jahr<lb/>
mit gro&#x017F;&#x017F;em Lob und Vergnügen &#x017F;einer Or-<lb/>
dens-Gei&#x017F;tlichen verwaltet. Allein der Eyfer<lb/>
für die Ehre GOttes, und das Heyl des Näch-<lb/>
&#x017F;tens, &#x017F;o in ihme brannte, ge&#x017F;tattete nicht, daß<lb/>
er &#x017F;eine Gedancken zwi&#x017F;chen vier Mauren ein-<lb/>
&#x017F;chlie&#x017F;&#x017F;e, oder &#x017F;ich nur auf eines allein begebte.<lb/>
Zu Hauß ware er, neb&#x017F;t vorerwehntem Ambt,<lb/>
auch jenen gelehrten Zu&#x017F;am&#x0303;enkünfften vorge-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">A 2</fw><fw place="bottom" type="catch">&#x017F;etzt,</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[3/0040] Leben und Tod. ten, daß er bald heldenmüthige Tugenden der jüngſthin in die Zahl der Heiligen einverleib- ten Dieneren GOttes anrühmen, bald hohen Stands-Perſohnen Leich-Reden halten mußte. In dieſen Fällen hatte LIBORIUS klar ge- zeigt, wie mächtig er in der Redkunſt geweſen; von darum ware auch die Hochachtung, ſo ein jeder nach Verdienſten von ihme gehabt, höchſt billich. Da er nun auf ſolche Art einige Zeit nicht kleine Proben ſeiner geiſtlichen Geſchicklichkeit, Klug- und Weißheit gegeben, hatte endlich ſei- ne Vatter-Stadt, Neapel/ das ausnehmende Glück, einen ſo vortrefflichen Sohn in ihre Mauren einzuſchlieſſen; allwo er ſich dann auch ſeine übrige Lebens-Zeit hindurch immer aufhielte. Allda wurde er in dem Profeſs- Hauß Miniſter; welches Ambt er viele Jahr mit groſſem Lob und Vergnügen ſeiner Or- dens-Geiſtlichen verwaltet. Allein der Eyfer für die Ehre GOttes, und das Heyl des Näch- ſtens, ſo in ihme brannte, geſtattete nicht, daß er ſeine Gedancken zwiſchen vier Mauren ein- ſchlieſſe, oder ſich nur auf eines allein begebte. Zu Hauß ware er, nebſt vorerwehntem Ambt, auch jenen gelehrten Zuſam̃enkünfften vorge- ſetzt, A 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Matthias Boenig, Yannic Bracke, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Linda Kirsten, Xi Zhang: Arbeitsschritte im Digitalisierungsworkflow: Vorbereitung der Bildvorlagen für die Textdigitalisierung; Bearbeitung, Konvertierung und ggf. Nachstrukturierung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Linda Kirsten, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Erbauungsschriften zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels
Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (BBAW): Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/siniscalchi_abendmahl_1752
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/siniscalchi_abendmahl_1752/40
Zitationshilfe: Siniscalchi, Liborio: Sacramentalisches Abendmahl. Übers. v. Peter Obladen. Costanz/Ulm, 1752, S. 3. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/siniscalchi_abendmahl_1752/40>, abgerufen am 20.05.2024.