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Spener, Philipp Jakob: Natur und Gnade. Frankfurt (Main), 1687.

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etlichen dermassen offenbahre/ daß man ge-
wahr werden kan/ es seye nicht Göttlich/
was nur solchen schein gehabt. Wo dem-
nach gedachte eigenschafften sich alle finden/
ob wol nicht in höchstem grad/ dannoch in
wahrer redlichkeit/ da ist solche liebe war-
hafftig aus GOtt.

§. 53.

Wir möchten auch noch aus ei-
nem andern ort Pauli diese eigenschafften
der liebe behertzigen/ da er 1. Tim. 1/ 5. schrei-
bet: Die haupt-summa des gebots ist
liebe von reinem hertzen/ und von gu-
tem gewissen/ und von ungefärbtem
glauben.
Sie solle seyn von reinem her-
tzen
daß es uns warhafftig zu thun seye um
GOttes gebot und um den nechsten/ ohne
einiges gesuch oder verdienstliche absicht/
welches sonsten so bald das hertz verunreini-
get: eben solcher ursachen wegen muß sie
auch unpartheyisch/ und gnug zu der liebe
seyn/ daß es ein mensch seye/ den uns GOt-
tes Wort und gebot (so das hertz auch hier-
innen reiniget) zu lieben vorgestellet hat:
Weswegen bekant und unbekante/ gut und
böse/ freunde und feinde einerley wahre liebe
ben uns finden. Sie solle auch seyn von guten
gewissen:
wir müssen ein gewissen haben/

daß

etlichen dermaſſen offenbahre/ daß man ge-
wahr werden kan/ es ſeye nicht Goͤttlich/
was nur ſolchen ſchein gehabt. Wo dem-
nach gedachte eigenſchafften ſich alle finden/
ob wol nicht in hoͤchſtem grad/ dannoch in
wahrer redlichkeit/ da iſt ſolche liebe war-
hafftig aus GOtt.

§. 53.

Wir moͤchten auch noch aus ei-
nem andern ort Pauli dieſe eigenſchafften
der liebe behertzigen/ da er 1. Tim. 1/ 5. ſchrei-
bet: Die haupt-ſumma des gebots iſt
liebe von reinem hertzen/ und von gu-
tem gewiſſen/ und von ungefaͤrbtem
glauben.
Sie ſolle ſeyn von reinem her-
tzen
daß es uns warhafftig zu thun ſeye um
GOttes gebot und um den nechſten/ ohne
einiges geſuch oder verdienſtliche abſicht/
welches ſonſten ſo bald das hertz verunreini-
get: eben ſolcher urſachen wegen muß ſie
auch unpartheyiſch/ und gnug zu der liebe
ſeyn/ daß es ein menſch ſeye/ den uns GOt-
tes Wort und gebot (ſo das hertz auch hier-
innen reiniget) zu lieben vorgeſtellet hat:
Weswegen bekant und unbekante/ gut und
boͤſe/ freunde und feinde einerley wahre liebe
ben uns findẽ. Sie ſolle auch ſeyn von gutẽ
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wir müſſen ein gewiſſen haben/

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[157/0219] etlichen dermaſſen offenbahre/ daß man ge- wahr werden kan/ es ſeye nicht Goͤttlich/ was nur ſolchen ſchein gehabt. Wo dem- nach gedachte eigenſchafften ſich alle finden/ ob wol nicht in hoͤchſtem grad/ dannoch in wahrer redlichkeit/ da iſt ſolche liebe war- hafftig aus GOtt. §. 53. Wir moͤchten auch noch aus ei- nem andern ort Pauli dieſe eigenſchafften der liebe behertzigen/ da er 1. Tim. 1/ 5. ſchrei- bet: Die haupt-ſumma des gebots iſt liebe von reinem hertzen/ und von gu- tem gewiſſen/ und von ungefaͤrbtem glauben. Sie ſolle ſeyn von reinem her- tzen daß es uns warhafftig zu thun ſeye um GOttes gebot und um den nechſten/ ohne einiges geſuch oder verdienſtliche abſicht/ welches ſonſten ſo bald das hertz verunreini- get: eben ſolcher urſachen wegen muß ſie auch unpartheyiſch/ und gnug zu der liebe ſeyn/ daß es ein menſch ſeye/ den uns GOt- tes Wort und gebot (ſo das hertz auch hier- innen reiniget) zu lieben vorgeſtellet hat: Weswegen bekant und unbekante/ gut und boͤſe/ freunde und feinde einerley wahre liebe ben uns findẽ. Sie ſolle auch ſeyn von gutẽ gewiſſen: wir müſſen ein gewiſſen haben/ daß

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Zitationshilfe: Spener, Philipp Jakob: Natur und Gnade. Frankfurt (Main), 1687, S. 157. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spener_natur_1687/219>, abgerufen am 31.10.2024.