deren exclusive Tendenzen dem Pastor sehr wohl be¬ kannt waren, überhaupt hatte Theil nehmen dürfen, war in den Augen des Letzteren ein merkwürdiges, tief bedeutungsvolles Zeichen. Und zu alle diesem kam noch ein Umstand, welcher dem hochwürdigen Herrn Oswald's Gunst und Freundschaft vorzüglich wünschenswerth erscheinen ließ. Der Pastor war nicht ohne Ehrgeiz. Er glaubte sich zu größeren Dingen berufen, als den Bauern von Faschwitz das Evange¬ lium zu predigen. Er wollte nicht umsonst sich bei der Lectüre alter Manuscripte der Grünwalder Uni¬ versität die Augen verdorben, nicht umsonst über die verschollenen Fragmente der verschollenen Schriften eines verschollenen Kirchenvaters eine grundgelehrte Dissertation geschrieben haben. Er war Doctor, er wollte Professor sein, Professor in derselben Musen¬ stadt, die ihn vor fünfzehn Jahren als verkümmerten Studiosus der Theologie in abgeschabtem Röckchen durch ihre Gassen hatte schleichen sehen.
Er wollte es um so mehr, als seine Primula es wollte, Primula, welche die ländlichen Gefilde, in denen ihre "Kornblumen" erblüht waren, herzlich satt hatte, und sich im Geiste als geniale Gemalin des gelehrten Professors an den ästhetischen Thee¬
F. Spielhagen, Problematische Naturen. II. 10
deren excluſive Tendenzen dem Paſtor ſehr wohl be¬ kannt waren, überhaupt hatte Theil nehmen dürfen, war in den Augen des Letzteren ein merkwürdiges, tief bedeutungsvolles Zeichen. Und zu alle dieſem kam noch ein Umſtand, welcher dem hochwürdigen Herrn Oswald's Gunſt und Freundſchaft vorzüglich wünſchenswerth erſcheinen ließ. Der Paſtor war nicht ohne Ehrgeiz. Er glaubte ſich zu größeren Dingen berufen, als den Bauern von Faſchwitz das Evange¬ lium zu predigen. Er wollte nicht umſonſt ſich bei der Lectüre alter Manuſcripte der Grünwalder Uni¬ verſität die Augen verdorben, nicht umſonſt über die verſchollenen Fragmente der verſchollenen Schriften eines verſchollenen Kirchenvaters eine grundgelehrte Diſſertation geſchrieben haben. Er war Doctor, er wollte Profeſſor ſein, Profeſſor in derſelben Muſen¬ ſtadt, die ihn vor fünfzehn Jahren als verkümmerten Studioſus der Theologie in abgeſchabtem Röckchen durch ihre Gaſſen hatte ſchleichen ſehen.
Er wollte es um ſo mehr, als ſeine Primula es wollte, Primula, welche die ländlichen Gefilde, in denen ihre „Kornblumen“ erblüht waren, herzlich ſatt hatte, und ſich im Geiſte als geniale Gemalin des gelehrten Profeſſors an den äſthetiſchen Thee¬
F. Spielhagen, Problematiſche Naturen. II. 10
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deren excluſive Tendenzen dem Paſtor ſehr wohl be¬
kannt waren, überhaupt hatte Theil nehmen dürfen,
war in den Augen des Letzteren ein merkwürdiges,
tief bedeutungsvolles Zeichen. Und zu alle dieſem
kam noch ein Umſtand, welcher dem hochwürdigen
Herrn Oswald's Gunſt und Freundſchaft vorzüglich
wünſchenswerth erſcheinen ließ. Der Paſtor war nicht
ohne Ehrgeiz. Er glaubte ſich zu größeren Dingen
berufen, als den Bauern von Faſchwitz das Evange¬
lium zu predigen. Er wollte nicht umſonſt ſich bei
der Lectüre alter Manuſcripte der Grünwalder Uni¬
verſität die Augen verdorben, nicht umſonſt über die
verſchollenen Fragmente der verſchollenen Schriften
eines verſchollenen Kirchenvaters eine grundgelehrte
Diſſertation geſchrieben haben. Er war Doctor, er
wollte Profeſſor ſein, Profeſſor in derſelben Muſen¬
ſtadt, die ihn vor fünfzehn Jahren als verkümmerten
Studioſus der Theologie in abgeſchabtem Röckchen durch
ihre Gaſſen hatte ſchleichen ſehen.
Er wollte es um ſo mehr, als ſeine Primula es
wollte, Primula, welche die ländlichen Gefilde, in
denen ihre „Kornblumen“ erblüht waren, herzlich
ſatt hatte, und ſich im Geiſte als geniale Gemalin
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Spielhagen, Friedrich: Problematische Naturen. Bd. 2. Berlin, 1861, S. 145. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spielhagen_problematische02_1861/155>, abgerufen am 14.06.2024.
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