würde, um an dem heutigen Zauberfest in Barnewitz Theil zu nehmen, oder nicht. Von dem Rheumatis¬ mus des Grafen Griebenk kam man dann auf die Gicht des Barons von Trantow und von dieser ganz allmälig in den allbekannten Familienklatsch, der unter dem hohen und niedrigen Adel eben so im Schwunge ist, wie bei Gevatter Schneider und Handschuhmacher, nur daß man dort über von Hinz und von Kunz und hier schlechtweg über Hinz und Kunz spricht. Oswald hatte sonst die Gewohnheit, sobald das Gespräch auf dies beliebte Thema kam, nicht länger aufzumerken, und er hatte es in dieser wichtigen Kunst, zu hören und doch nicht zu hören, während der kurzen Zeit seines Aufenthaltes in Grenwitz schon zu einer be¬ deutenden Fertigkeit gebracht; heute aber, da er die Persönlichkeiten, von denen er schon so oft gehört hatte, selber sehen sollte, war dies Thema nicht mehr so ganz uninteressant für ihn, wie sonst, um so we¬ niger als Melitta's Namen zu wiederholten Malen genannt wurde. Er erfuhr bei dieser Gelegenheit, daß Herr von Barnewitz und Melitta Geschwisterkinder wären, Melitta's Vater, der Bruder des alten Herrn von Barnewitz, welcher Herrn Bemperlein die Pfarre zugedacht hatte, Offizier in schwedischen Diensten ge¬ wesen, als solcher die Feldzüge gegen Napoleon mit¬
würde, um an dem heutigen Zauberfeſt in Barnewitz Theil zu nehmen, oder nicht. Von dem Rheumatis¬ mus des Grafen Griebenk kam man dann auf die Gicht des Barons von Trantow und von dieſer ganz allmälig in den allbekannten Familienklatſch, der unter dem hohen und niedrigen Adel eben ſo im Schwunge iſt, wie bei Gevatter Schneider und Handſchuhmacher, nur daß man dort über von Hinz und von Kunz und hier ſchlechtweg über Hinz und Kunz ſpricht. Oswald hatte ſonſt die Gewohnheit, ſobald das Geſpräch auf dies beliebte Thema kam, nicht länger aufzumerken, und er hatte es in dieſer wichtigen Kunſt, zu hören und doch nicht zu hören, während der kurzen Zeit ſeines Aufenthaltes in Grenwitz ſchon zu einer be¬ deutenden Fertigkeit gebracht; heute aber, da er die Perſönlichkeiten, von denen er ſchon ſo oft gehört hatte, ſelber ſehen ſollte, war dies Thema nicht mehr ſo ganz unintereſſant für ihn, wie ſonſt, um ſo we¬ niger als Melitta's Namen zu wiederholten Malen genannt wurde. Er erfuhr bei dieſer Gelegenheit, daß Herr von Barnewitz und Melitta Geſchwiſterkinder wären, Melitta's Vater, der Bruder des alten Herrn von Barnewitz, welcher Herrn Bemperlein die Pfarre zugedacht hatte, Offizier in ſchwediſchen Dienſten ge¬ weſen, als ſolcher die Feldzüge gegen Napoleon mit¬
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würde, um an dem heutigen Zauberfeſt in Barnewitz
Theil zu nehmen, oder nicht. Von dem Rheumatis¬
mus des Grafen Griebenk kam man dann auf die
Gicht des Barons von Trantow und von dieſer ganz
allmälig in den allbekannten Familienklatſch, der unter
dem hohen und niedrigen Adel eben ſo im Schwunge
iſt, wie bei Gevatter Schneider und Handſchuhmacher,
nur daß man dort über von Hinz und von Kunz und
hier ſchlechtweg über Hinz und Kunz ſpricht. Oswald
hatte ſonſt die Gewohnheit, ſobald das Geſpräch auf
dies beliebte Thema kam, nicht länger aufzumerken,
und er hatte es in dieſer wichtigen Kunſt, zu hören
und doch nicht zu hören, während der kurzen Zeit
ſeines Aufenthaltes in Grenwitz ſchon zu einer be¬
deutenden Fertigkeit gebracht; heute aber, da er die
Perſönlichkeiten, von denen er ſchon ſo oft gehört
hatte, ſelber ſehen ſollte, war dies Thema nicht mehr
ſo ganz unintereſſant für ihn, wie ſonſt, um ſo we¬
niger als Melitta's Namen zu wiederholten Malen
genannt wurde. Er erfuhr bei dieſer Gelegenheit, daß
Herr von Barnewitz und Melitta Geſchwiſterkinder
wären, Melitta's Vater, der Bruder des alten Herrn
von Barnewitz, welcher Herrn Bemperlein die Pfarre
zugedacht hatte, Offizier in ſchwediſchen Dienſten ge¬
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Spielhagen, Friedrich: Problematische Naturen. Bd. 2. Berlin, 1861, S. 9. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spielhagen_problematische02_1861/19>, abgerufen am 10.11.2024.
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