Da es eben derjenige war, welcher Friedrichen schon zu F -- diente, mit ihm nach den Inseln schiffte, und erst nach seinem Tode von der trost- losen Karoline entlassen wurde, so konnte er die Neugierde der Fürstin im vollen Maße befriedi- gen. Sie schenkte der Unglücklichen ihr ganzes Mitleid, sie weinte, als sie durch eben diesen Be- dienten erfuhr, daß sie auf der Reise zu ihr in einem kleinen Städtchen sei angehalten, und ge- fangen nach dem Kloster geführt worden. Der alte Diener war ihr aus ächter, aufrichtiger Treue nachgereiset, er wollte ihr aufs neue seine Dienste ohne Absicht auf Vergeltung anbieten, und hatte die schreckliche Nachricht aus dem Munde des Wirthes, in dessen Hause sie arretirt wurde, ver- nommen. Auch mir, sagte der treue Diener, als er die Fürstin weinen sah, hat ihr Andenken man- che Thräne gekostet. Wenn ich aber nicht ganz irre, so muß sie wieder aus dem Gefängnisse des Klosters entflohen seyn, denn vor sechs Jahren las ich in den Zeitungen eine Beschreibung von einer Wahnsinnigen, die ihr ganz ähnlich war, ich habe das Blatt ausdrücklich deswegen aufgehoben, und will jetzt Euer Durchlaucht urtheilen lassen: ob ich mich irre? Er überreichte nun dieß Blatt der Fürstin, sie erkannte in der Beschreibung sogleich Karolinen, weil überdieß die Kennzeichen des Rin- ges so deutlich darinne enthalten waren. Sie ward aufs äußerste gerührt, als sie las: daß die
Da es eben derjenige war, welcher Friedrichen ſchon zu F — diente, mit ihm nach den Inſeln ſchiffte, und erſt nach ſeinem Tode von der troſt- loſen Karoline entlaſſen wurde, ſo konnte er die Neugierde der Fuͤrſtin im vollen Maße befriedi- gen. Sie ſchenkte der Ungluͤcklichen ihr ganzes Mitleid, ſie weinte, als ſie durch eben dieſen Be- dienten erfuhr, daß ſie auf der Reiſe zu ihr in einem kleinen Staͤdtchen ſei angehalten, und ge- fangen nach dem Kloſter gefuͤhrt worden. Der alte Diener war ihr aus aͤchter, aufrichtiger Treue nachgereiſet, er wollte ihr aufs neue ſeine Dienſte ohne Abſicht auf Vergeltung anbieten, und hatte die ſchreckliche Nachricht aus dem Munde des Wirthes, in deſſen Hauſe ſie arretirt wurde, ver- nommen. Auch mir, ſagte der treue Diener, als er die Fuͤrſtin weinen ſah, hat ihr Andenken man- che Thraͤne gekoſtet. Wenn ich aber nicht ganz irre, ſo muß ſie wieder aus dem Gefaͤngniſſe des Kloſters entflohen ſeyn, denn vor ſechs Jahren las ich in den Zeitungen eine Beſchreibung von einer Wahnſinnigen, die ihr ganz aͤhnlich war, ich habe das Blatt ausdruͤcklich deswegen aufgehoben, und will jetzt Euer Durchlaucht urtheilen laſſen: ob ich mich irre? Er uͤberreichte nun dieß Blatt der Fuͤrſtin, ſie erkannte in der Beſchreibung ſogleich Karolinen, weil uͤberdieß die Kennzeichen des Rin- ges ſo deutlich darinne enthalten waren. Sie ward aufs aͤußerſte geruͤhrt, als ſie las: daß die
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Da es eben derjenige war, welcher Friedrichen
ſchon zu F — diente, mit ihm nach den Inſeln
ſchiffte, und erſt nach ſeinem Tode von der troſt-
loſen Karoline entlaſſen wurde, ſo konnte er die
Neugierde der Fuͤrſtin im vollen Maße befriedi-
gen. Sie ſchenkte der Ungluͤcklichen ihr ganzes
Mitleid, ſie weinte, als ſie durch eben dieſen Be-
dienten erfuhr, daß ſie auf der Reiſe zu ihr in
einem kleinen Staͤdtchen ſei angehalten, und ge-
fangen nach dem Kloſter gefuͤhrt worden. Der
alte Diener war ihr aus aͤchter, aufrichtiger Treue
nachgereiſet, er wollte ihr aufs neue ſeine Dienſte
ohne Abſicht auf Vergeltung anbieten, und hatte
die ſchreckliche Nachricht aus dem Munde des
Wirthes, in deſſen Hauſe ſie arretirt wurde, ver-
nommen. Auch mir, ſagte der treue Diener, als
er die Fuͤrſtin weinen ſah, hat ihr Andenken man-
che Thraͤne gekoſtet. Wenn ich aber nicht ganz
irre, ſo muß ſie wieder aus dem Gefaͤngniſſe des
Kloſters entflohen ſeyn, denn vor ſechs Jahren las
ich in den Zeitungen eine Beſchreibung von einer
Wahnſinnigen, die ihr ganz aͤhnlich war, ich habe
das Blatt ausdruͤcklich deswegen aufgehoben, und
will jetzt Euer Durchlaucht urtheilen laſſen: ob
ich mich irre? Er uͤberreichte nun dieß Blatt der
Fuͤrſtin, ſie erkannte in der Beſchreibung ſogleich
Karolinen, weil uͤberdieß die Kennzeichen des Rin-
ges ſo deutlich darinne enthalten waren. Sie
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Spiess, Christian Heinrich: Biographien der Wahnsinnigen. Bd. 2. Leipzig, 1796, S. 63. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spiess_biographien02_1796/71>, abgerufen am 16.06.2024.
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