Spindler, Christian Gotthold: Unschuldige Jugend-Früchte. Leipzig, 1745.Trauer-Brieffe. Schicht! Schicht! Da es an Krafft gebricht, So leg ich Stahl und Eisen nieder, Ja ich ergreiff sie niemahls wieder, Jch habe den Beschluß gemacht: Jch meide künfftig Gang und Schacht, Jch suche niemahls mehr zu bauen, Jch will in kein Gestein mehr hauen, Drum ruff ich Schicht! Da es an Krafft gebricht. Schicht! Schicht! Mein Berg-Fürst, JEsus, spricht: Komm nun zum himmlischen Berg-Reyhen, Da soll dir Ruhe angedeyhen, Wohlan, verlaß dein irrdisch Hauß, Nunmehro pocht dein Seiger aus. Dein Leib fährt in die Teuff der Erden, Du solst ein Himmels-Bürger werden. Drum ruff ich Schicht! Weil es mein JEsus spricht. Trauer-Brief, Gehe nur, geliebtes Hertze, auserlesnes Liebes-Jm Nahmen der Eltern/ bey Absterben eines lieben Kindes/ als einen Abschied von ihnen, aufgesetzt und zugeschrieben. Pfand, Gehe aus dem Angst-Egypten, gehe ins gelobte Land; Unsre Zähren, unser Ach, ändert doch nicht dein Beginnen, Nein, du eilest, nein, du fliehst, ach du eilest ja von hinnen. O!
Trauer-Brieffe. Schicht! Schicht! Da es an Krafft gebricht, So leg ich Stahl und Eiſen nieder, Ja ich ergreiff ſie niemahls wieder, Jch habe den Beſchluß gemacht: Jch meide kuͤnfftig Gang und Schacht, Jch ſuche niemahls mehr zu bauen, Jch will in kein Geſtein mehr hauen, Drum ruff ich Schicht! Da es an Krafft gebricht. Schicht! Schicht! Mein Berg-Fuͤrſt, JEſus, ſpricht: Komm nun zum himmliſchen Berg-Reyhen, Da ſoll dir Ruhe angedeyhen, Wohlan, verlaß dein irrdiſch Hauß, Nunmehro pocht dein Seiger aus. Dein Leib faͤhrt in die Teuff der Erden, Du ſolſt ein Himmels-Buͤrger werden. Drum ruff ich Schicht! Weil es mein JEſus ſpricht. Trauer-Brief, Gehe nur, geliebtes Hertze, auserleſnes Liebes-Jm Nahmen der Eltern/ bey Abſterben eines lieben Kindes/ als einen Abſchied von ihnen, aufgeſetzt und zugeſchrieben. Pfand, Gehe aus dem Angſt-Egypten, gehe ins gelobte Land; Unſre Zaͤhren, unſer Ach, aͤndert doch nicht dein Beginnen, Nein, du eileſt, nein, du fliehſt, ach du eileſt ja von hinnen. O!
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0090" n="70"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Trauer-Brieffe.</hi> </fw><lb/> <lg n="3"> <l> <hi rendition="#fr">Schicht! Schicht!</hi> </l><lb/> <l>Da es an Krafft gebricht,</l><lb/> <l>So leg ich Stahl und Eiſen nieder,</l><lb/> <l>Ja ich ergreiff ſie niemahls wieder,</l><lb/> <l>Jch habe den Beſchluß gemacht:</l><lb/> <l>Jch meide kuͤnfftig Gang und Schacht,</l><lb/> <l>Jch ſuche niemahls mehr zu bauen,</l><lb/> <l>Jch will in kein Geſtein mehr hauen,</l><lb/> <l>Drum ruff ich <hi rendition="#fr">Schicht!</hi></l><lb/> <l>Da es an Krafft gebricht.</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l> <hi rendition="#fr">Schicht! Schicht!</hi> </l><lb/> <l>Mein Berg-Fuͤrſt, JEſus, ſpricht:</l><lb/> <l>Komm nun zum himmliſchen Berg-Reyhen,</l><lb/> <l>Da ſoll dir Ruhe angedeyhen,</l><lb/> <l>Wohlan, verlaß dein irrdiſch Hauß,</l><lb/> <l>Nunmehro pocht dein Seiger aus.</l><lb/> <l>Dein Leib faͤhrt in die Teuff der Erden,</l><lb/> <l>Du ſolſt ein Himmels-Buͤrger werden.</l><lb/> <l>Drum ruff ich <hi rendition="#fr">Schicht!</hi></l><lb/> <l>Weil es mein JEſus ſpricht.</l> </lg> </lg><lb/> <lg type="poem"> <head><hi rendition="#fr">Trauer-Brief,</hi><lb/> Jm Nahmen der Eltern/ bey Abſterben eines lieben Kindes/<lb/> als einen Abſchied von ihnen, aufgeſetzt und zugeſchrieben.</head><lb/> <l><hi rendition="#in">G</hi>ehe nur, geliebtes Hertze, auserleſnes Liebes-</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">Pfand,</hi> </l><lb/> <l>Gehe aus dem Angſt-Egypten, gehe ins gelobte</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">Land;</hi> </l><lb/> <l>Unſre Zaͤhren, unſer Ach, aͤndert doch nicht dein</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">Beginnen,</hi> </l><lb/> <l>Nein, du eileſt, nein, du fliehſt, ach du eileſt ja</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">von hinnen.</hi> </l><lb/> <fw place="bottom" type="catch">O!</fw><lb/> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [70/0090]
Trauer-Brieffe.
Schicht! Schicht!
Da es an Krafft gebricht,
So leg ich Stahl und Eiſen nieder,
Ja ich ergreiff ſie niemahls wieder,
Jch habe den Beſchluß gemacht:
Jch meide kuͤnfftig Gang und Schacht,
Jch ſuche niemahls mehr zu bauen,
Jch will in kein Geſtein mehr hauen,
Drum ruff ich Schicht!
Da es an Krafft gebricht.
Schicht! Schicht!
Mein Berg-Fuͤrſt, JEſus, ſpricht:
Komm nun zum himmliſchen Berg-Reyhen,
Da ſoll dir Ruhe angedeyhen,
Wohlan, verlaß dein irrdiſch Hauß,
Nunmehro pocht dein Seiger aus.
Dein Leib faͤhrt in die Teuff der Erden,
Du ſolſt ein Himmels-Buͤrger werden.
Drum ruff ich Schicht!
Weil es mein JEſus ſpricht.
Trauer-Brief,
Jm Nahmen der Eltern/ bey Abſterben eines lieben Kindes/
als einen Abſchied von ihnen, aufgeſetzt und zugeſchrieben.
Gehe nur, geliebtes Hertze, auserleſnes Liebes-
Pfand,
Gehe aus dem Angſt-Egypten, gehe ins gelobte
Land;
Unſre Zaͤhren, unſer Ach, aͤndert doch nicht dein
Beginnen,
Nein, du eileſt, nein, du fliehſt, ach du eileſt ja
von hinnen.
O!
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/spindler_jugendfruechte_1745 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/spindler_jugendfruechte_1745/90 |
Zitationshilfe: | Spindler, Christian Gotthold: Unschuldige Jugend-Früchte. Leipzig, 1745, S. 70. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spindler_jugendfruechte_1745/90>, abgerufen am 17.06.2024. |