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Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 3. Pesth, 1857.

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"Wir werden uns freuen, wenn du es genießest,"
erwiederte die Mutter, "du entbehrst es am meisten
und dir ist es am nöthigsten. Wir andern können in
unsern Garten und in die Umgebung der Stadt gehen,
du suchst immer die düstere Stube. Weil du es aber
schon so oft gesagt hast, so wird es doch einmal wahr
werden."

"Es wird wahr werden, Mutter," antwortete der
Vater, "es wird wahr werden."

Sie wendete sich an uns, wir sollen bestättigen,
daß der Vater nie so gesund und so heiter ausgesehen
habe als nach dieser kurzen Reise.

Wir gaben es zu.

Nun mußte aber auch noch auf eine andere Reise
gedacht werden, weil heuer einmal der Sommer der
Reisen war, und wir mußten dieselbe ins Werk sezen,
meine und Klotildens Fahrt ins Gebirge. Der Herbst
war schon da, wie ich an den Buchenblättern um das
Geburthaus meines Vaters hatte wahrnehmen kön¬
nen, die bereits im Begriffe waren, die rothe Farbe
vor ihrem Abfallen zu gewinnen. Es war keine Zeit
mehr zu verlieren.

Für Klotilden waren die Vorbereitungen fertig,
ich brauchte keine, weil ich immer in Bereitschaft war,

„Wir werden uns freuen, wenn du es genießeſt,“
erwiederte die Mutter, „du entbehrſt es am meiſten
und dir iſt es am nöthigſten. Wir andern können in
unſern Garten und in die Umgebung der Stadt gehen,
du ſuchſt immer die düſtere Stube. Weil du es aber
ſchon ſo oft geſagt haſt, ſo wird es doch einmal wahr
werden.“

„Es wird wahr werden, Mutter,“ antwortete der
Vater, „es wird wahr werden.”

Sie wendete ſich an uns, wir ſollen beſtättigen,
daß der Vater nie ſo geſund und ſo heiter ausgeſehen
habe als nach dieſer kurzen Reiſe.

Wir gaben es zu.

Nun mußte aber auch noch auf eine andere Reiſe
gedacht werden, weil heuer einmal der Sommer der
Reiſen war, und wir mußten dieſelbe ins Werk ſezen,
meine und Klotildens Fahrt ins Gebirge. Der Herbſt
war ſchon da, wie ich an den Buchenblättern um das
Geburthaus meines Vaters hatte wahrnehmen kön¬
nen, die bereits im Begriffe waren, die rothe Farbe
vor ihrem Abfallen zu gewinnen. Es war keine Zeit
mehr zu verlieren.

Für Klotilden waren die Vorbereitungen fertig,
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[122/0136] „Wir werden uns freuen, wenn du es genießeſt,“ erwiederte die Mutter, „du entbehrſt es am meiſten und dir iſt es am nöthigſten. Wir andern können in unſern Garten und in die Umgebung der Stadt gehen, du ſuchſt immer die düſtere Stube. Weil du es aber ſchon ſo oft geſagt haſt, ſo wird es doch einmal wahr werden.“ „Es wird wahr werden, Mutter,“ antwortete der Vater, „es wird wahr werden.” Sie wendete ſich an uns, wir ſollen beſtättigen, daß der Vater nie ſo geſund und ſo heiter ausgeſehen habe als nach dieſer kurzen Reiſe. Wir gaben es zu. Nun mußte aber auch noch auf eine andere Reiſe gedacht werden, weil heuer einmal der Sommer der Reiſen war, und wir mußten dieſelbe ins Werk ſezen, meine und Klotildens Fahrt ins Gebirge. Der Herbſt war ſchon da, wie ich an den Buchenblättern um das Geburthaus meines Vaters hatte wahrnehmen kön¬ nen, die bereits im Begriffe waren, die rothe Farbe vor ihrem Abfallen zu gewinnen. Es war keine Zeit mehr zu verlieren. Für Klotilden waren die Vorbereitungen fertig, ich brauchte keine, weil ich immer in Bereitſchaft war,

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Zitationshilfe: Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 3. Pesth, 1857, S. 122. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer03_1857/136>, abgerufen am 31.10.2024.