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Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 3. Pesth, 1857.

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welche sich gleichfalls reichlich eingefunden hatten. Es
war hier ein noch größerer Jubel als in dem See¬
hause, es freute sie, daß eine solche Jungfrau in die
Berge gekommen, und daß sie meine Schwester sei.
Sie bothen ihr Dienste an, und näherten sich mit eini¬
ger Scheu. Klotilde betrachtete alle diese Menschen,
die ich ihr als meine Begleiter und Gehilfen bei mei¬
nen Arbeiten vorstellte, mit Vergnügen, sie sprach mit
ihnen, und ließ sich wieder erzählen. Sie lernte sich
immer mehr in die Art dieser Leute ein. Ich fragte
um meinen Zitherspiellehrer, weil ich Klotilden diesen
Mann zeigen wollte, und weil ich auch wünschte, daß
sie sein außerordentliches Spiel mit eigenen Ohren
hören möchte. Wir hatten zu diesem Zwecke unsere
beiden Zithern in unserm Gepäcke mitgenommen.
Man sagte mir aber, daß seit der Zeit, als ich ihnen
erzählt habe, daß er von meinen Arbeiten fortgegangen
sei, kein Mensch weder in den nähern noch in den
fernern Thälern etwas von ihm gehört habe. Ich sagte
also Klotilden, daß sie keinen andern als die gewöhn¬
lichen einheimischen Zitherspieler werde hören können,
wie sie dieselben auch bereits gehört habe, und wie sie
ihr anziehender erschienen seien als die Kunstspieler in
der Stadt und als ich, der ich wahrscheinlich ein

welche ſich gleichfalls reichlich eingefunden hatten. Es
war hier ein noch größerer Jubel als in dem See¬
hauſe, es freute ſie, daß eine ſolche Jungfrau in die
Berge gekommen, und daß ſie meine Schweſter ſei.
Sie bothen ihr Dienſte an, und näherten ſich mit eini¬
ger Scheu. Klotilde betrachtete alle dieſe Menſchen,
die ich ihr als meine Begleiter und Gehilfen bei mei¬
nen Arbeiten vorſtellte, mit Vergnügen, ſie ſprach mit
ihnen, und ließ ſich wieder erzählen. Sie lernte ſich
immer mehr in die Art dieſer Leute ein. Ich fragte
um meinen Zitherſpiellehrer, weil ich Klotilden dieſen
Mann zeigen wollte, und weil ich auch wünſchte, daß
ſie ſein außerordentliches Spiel mit eigenen Ohren
hören möchte. Wir hatten zu dieſem Zwecke unſere
beiden Zithern in unſerm Gepäcke mitgenommen.
Man ſagte mir aber, daß ſeit der Zeit, als ich ihnen
erzählt habe, daß er von meinen Arbeiten fortgegangen
ſei, kein Menſch weder in den nähern noch in den
fernern Thälern etwas von ihm gehört habe. Ich ſagte
alſo Klotilden, daß ſie keinen andern als die gewöhn¬
lichen einheimiſchen Zitherſpieler werde hören können,
wie ſie dieſelben auch bereits gehört habe, und wie ſie
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der Stadt und als ich, der ich wahrſcheinlich ein

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[130/0144] welche ſich gleichfalls reichlich eingefunden hatten. Es war hier ein noch größerer Jubel als in dem See¬ hauſe, es freute ſie, daß eine ſolche Jungfrau in die Berge gekommen, und daß ſie meine Schweſter ſei. Sie bothen ihr Dienſte an, und näherten ſich mit eini¬ ger Scheu. Klotilde betrachtete alle dieſe Menſchen, die ich ihr als meine Begleiter und Gehilfen bei mei¬ nen Arbeiten vorſtellte, mit Vergnügen, ſie ſprach mit ihnen, und ließ ſich wieder erzählen. Sie lernte ſich immer mehr in die Art dieſer Leute ein. Ich fragte um meinen Zitherſpiellehrer, weil ich Klotilden dieſen Mann zeigen wollte, und weil ich auch wünſchte, daß ſie ſein außerordentliches Spiel mit eigenen Ohren hören möchte. Wir hatten zu dieſem Zwecke unſere beiden Zithern in unſerm Gepäcke mitgenommen. Man ſagte mir aber, daß ſeit der Zeit, als ich ihnen erzählt habe, daß er von meinen Arbeiten fortgegangen ſei, kein Menſch weder in den nähern noch in den fernern Thälern etwas von ihm gehört habe. Ich ſagte alſo Klotilden, daß ſie keinen andern als die gewöhn¬ lichen einheimiſchen Zitherſpieler werde hören können, wie ſie dieſelben auch bereits gehört habe, und wie ſie ihr anziehender erſchienen ſeien als die Kunſtſpieler in der Stadt und als ich, der ich wahrſcheinlich ein

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Zitationshilfe: Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 3. Pesth, 1857, S. 130. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer03_1857/144>, abgerufen am 31.10.2024.