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Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 3. Pesth, 1857.

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nachrichtigung nun im Sommer statt im Herbste
komme. Ich sagte ihnen auf ihre Frage, daß aller¬
dings ein Grund zu meiner jezigen Heimreise vor¬
handen sei, aber keineswegs ein unangenehmer, daß
ich in Ungeduld so schnell abgereist sei, und daß ich
ihnen eine frühere Nachricht von meiner Ankunft nicht
habe zugehen lassen können. Hierauf waren sie be¬
ruhigt, und, wie es ihre Art war, fragten sie mich
nun nicht nach meinem Grunde.

Am anderen Morgen, ehe der Vater in die
Stadt ging, begab ich mich zu ihm in das Bücher¬
zimmer, und sagte ihm, daß ich zu Natalien der
Tochter der Freundin meines Gastfreundes schon seit
langer Zeit her eine Zuneigung gefaßt habe, daß
diese Neigung in mir verborgen geblieben, und daß
es mein Vorsaz gewesen sei, sie, wenn sie ohne Aus¬
sicht wäre, zu unterdrücken, ohne daß ich je zu irgend
jemanden ein Wort darüber sagte. Nun habe aber
Natalie auch mich ihres Antheils nicht für unwerth
gehalten, ich habe davon nichts gewußt, bis ein Zu¬
fall, da wir von anderen weit entlegenen Dingen
sprachen, die gegenseitig unbekannte Stimmung zu
Tage brachte. Da haben wir nun einen Bund ge¬
schlossen, daß wir uns unsere Neigung bewahren

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nachrichtigung nun im Sommer ſtatt im Herbſte
komme. Ich ſagte ihnen auf ihre Frage, daß aller¬
dings ein Grund zu meiner jezigen Heimreiſe vor¬
handen ſei, aber keineswegs ein unangenehmer, daß
ich in Ungeduld ſo ſchnell abgereiſt ſei, und daß ich
ihnen eine frühere Nachricht von meiner Ankunft nicht
habe zugehen laſſen können. Hierauf waren ſie be¬
ruhigt, und, wie es ihre Art war, fragten ſie mich
nun nicht nach meinem Grunde.

Am anderen Morgen, ehe der Vater in die
Stadt ging, begab ich mich zu ihm in das Bücher¬
zimmer, und ſagte ihm, daß ich zu Natalien der
Tochter der Freundin meines Gaſtfreundes ſchon ſeit
langer Zeit her eine Zuneigung gefaßt habe, daß
dieſe Neigung in mir verborgen geblieben, und daß
es mein Vorſaz geweſen ſei, ſie, wenn ſie ohne Aus¬
ſicht wäre, zu unterdrücken, ohne daß ich je zu irgend
jemanden ein Wort darüber ſagte. Nun habe aber
Natalie auch mich ihres Antheils nicht für unwerth
gehalten, ich habe davon nichts gewußt, bis ein Zu¬
fall, da wir von anderen weit entlegenen Dingen
ſprachen, die gegenſeitig unbekannte Stimmung zu
Tage brachte. Da haben wir nun einen Bund ge¬
ſchloſſen, daß wir uns unſere Neigung bewahren

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[35/0049] nachrichtigung nun im Sommer ſtatt im Herbſte komme. Ich ſagte ihnen auf ihre Frage, daß aller¬ dings ein Grund zu meiner jezigen Heimreiſe vor¬ handen ſei, aber keineswegs ein unangenehmer, daß ich in Ungeduld ſo ſchnell abgereiſt ſei, und daß ich ihnen eine frühere Nachricht von meiner Ankunft nicht habe zugehen laſſen können. Hierauf waren ſie be¬ ruhigt, und, wie es ihre Art war, fragten ſie mich nun nicht nach meinem Grunde. Am anderen Morgen, ehe der Vater in die Stadt ging, begab ich mich zu ihm in das Bücher¬ zimmer, und ſagte ihm, daß ich zu Natalien der Tochter der Freundin meines Gaſtfreundes ſchon ſeit langer Zeit her eine Zuneigung gefaßt habe, daß dieſe Neigung in mir verborgen geblieben, und daß es mein Vorſaz geweſen ſei, ſie, wenn ſie ohne Aus¬ ſicht wäre, zu unterdrücken, ohne daß ich je zu irgend jemanden ein Wort darüber ſagte. Nun habe aber Natalie auch mich ihres Antheils nicht für unwerth gehalten, ich habe davon nichts gewußt, bis ein Zu¬ fall, da wir von anderen weit entlegenen Dingen ſprachen, die gegenſeitig unbekannte Stimmung zu Tage brachte. Da haben wir nun einen Bund ge¬ ſchloſſen, daß wir uns unſere Neigung bewahren 3 *

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Zitationshilfe: Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 3. Pesth, 1857, S. 35. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer03_1857/49>, abgerufen am 31.10.2024.