Genuß des Lebens. Man sieht Bücher unter Druckörtern, deren Namen der Welt bisher unbekannt waren; kürzlich erhielt die Biblio- thek der Akademie der Wissenschaften die er- sten Stücke einer Monatsschrift aus Irkuzk: nächstens wird sie vielleicht eine aus Kamt- schatka erhalten.
In keiner Stadt des Reichs giebt es so viele gelehrte Associationen als in der Residenz, und diesen Vorzug, wenn es einer ist, hat sie selbst vor Moskau voraus. Be- kanntlich beweisen öffentliche Anstalten dieser Art äußerst wenig für den wissenschaftlichen Zustand einer Nation überhaupt. Diese Er- fahrung, deren Gültigkeit hier noch durch den Umstand verstärkt wird, daß der größere Theil der Mitglieder solcher Gesellschaften aus her- beygerufenen Ausländern besteht, darf uns nicht hindern, ihnen hier einen Platz anzuwei- sen, da sie durch ihre Wirksamkeit einen mehr oder weniger merklichen Einfluß auf die Kultur der Nation erlangen. Urd dies ist zugleich der Gesichtspunkt, aus welchem wir die hier folgenden Gegenstände einer unpartheyischen Musterung unterwerfen.
Genuß des Lebens. Man ſieht Buͤcher unter Druckoͤrtern, deren Namen der Welt bisher unbekannt waren; kuͤrzlich erhielt die Biblio- thek der Akademie der Wiſſenſchaften die er- ſten Stuͤcke einer Monatsſchrift aus Irkuzk: naͤchſtens wird ſie vielleicht eine aus Kamt- ſchatka erhalten.
In keiner Stadt des Reichs giebt es ſo viele gelehrte Aſſociationen als in der Reſidenz, und dieſen Vorzug, wenn es einer iſt, hat ſie ſelbſt vor Moskau voraus. Be- kanntlich beweiſen oͤffentliche Anſtalten dieſer Art aͤußerſt wenig fuͤr den wiſſenſchaftlichen Zuſtand einer Nation uͤberhaupt. Dieſe Er- fahrung, deren Guͤltigkeit hier noch durch den Umſtand verſtaͤrkt wird, daß der groͤßere Theil der Mitglieder ſolcher Geſellſchaften aus her- beygerufenen Auslaͤndern beſteht, darf uns nicht hindern, ihnen hier einen Platz anzuwei- ſen, da ſie durch ihre Wirkſamkeit einen mehr oder weniger merklichen Einfluß auf die Kultur der Nation erlangen. Urd dies iſt zugleich der Geſichtspunkt, aus welchem wir die hier folgenden Gegenſtaͤnde einer unpartheyiſchen Muſterung unterwerfen.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0088"n="72"/>
Genuß des Lebens. Man ſieht Buͤcher unter<lb/>
Druckoͤrtern, deren Namen der Welt bisher<lb/>
unbekannt waren; kuͤrzlich erhielt die Biblio-<lb/>
thek der Akademie der Wiſſenſchaften die er-<lb/>ſten Stuͤcke einer Monatsſchrift aus Irkuzk:<lb/>
naͤchſtens wird ſie vielleicht eine aus Kamt-<lb/>ſchatka erhalten.</p><lb/><p>In keiner Stadt des Reichs giebt es ſo<lb/>
viele <hirendition="#g">gelehrte Aſſociationen</hi> als in der<lb/>
Reſidenz, und dieſen Vorzug, wenn es einer<lb/>
iſt, hat ſie ſelbſt vor Moskau voraus. Be-<lb/>
kanntlich beweiſen oͤffentliche Anſtalten dieſer<lb/>
Art aͤußerſt wenig fuͤr den wiſſenſchaftlichen<lb/>
Zuſtand einer Nation uͤberhaupt. Dieſe Er-<lb/>
fahrung, deren Guͤltigkeit hier noch durch den<lb/>
Umſtand verſtaͤrkt wird, daß der groͤßere Theil<lb/>
der Mitglieder ſolcher Geſellſchaften aus her-<lb/>
beygerufenen Auslaͤndern beſteht, darf uns<lb/>
nicht hindern, ihnen hier einen Platz anzuwei-<lb/>ſen, da ſie durch ihre Wirkſamkeit einen mehr<lb/>
oder weniger merklichen Einfluß auf die Kultur<lb/>
der Nation erlangen. Urd dies iſt zugleich<lb/>
der Geſichtspunkt, aus welchem wir die hier<lb/>
folgenden Gegenſtaͤnde einer unpartheyiſchen<lb/>
Muſterung unterwerfen.</p><lb/></div></div></body></text></TEI>
[72/0088]
Genuß des Lebens. Man ſieht Buͤcher unter
Druckoͤrtern, deren Namen der Welt bisher
unbekannt waren; kuͤrzlich erhielt die Biblio-
thek der Akademie der Wiſſenſchaften die er-
ſten Stuͤcke einer Monatsſchrift aus Irkuzk:
naͤchſtens wird ſie vielleicht eine aus Kamt-
ſchatka erhalten.
In keiner Stadt des Reichs giebt es ſo
viele gelehrte Aſſociationen als in der
Reſidenz, und dieſen Vorzug, wenn es einer
iſt, hat ſie ſelbſt vor Moskau voraus. Be-
kanntlich beweiſen oͤffentliche Anſtalten dieſer
Art aͤußerſt wenig fuͤr den wiſſenſchaftlichen
Zuſtand einer Nation uͤberhaupt. Dieſe Er-
fahrung, deren Guͤltigkeit hier noch durch den
Umſtand verſtaͤrkt wird, daß der groͤßere Theil
der Mitglieder ſolcher Geſellſchaften aus her-
beygerufenen Auslaͤndern beſteht, darf uns
nicht hindern, ihnen hier einen Platz anzuwei-
ſen, da ſie durch ihre Wirkſamkeit einen mehr
oder weniger merklichen Einfluß auf die Kultur
der Nation erlangen. Urd dies iſt zugleich
der Geſichtspunkt, aus welchem wir die hier
folgenden Gegenſtaͤnde einer unpartheyiſchen
Muſterung unterwerfen.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Storch, Heinrich Friedrich von: Gemählde von St. Petersburg. Bd. 2. Riga, 1794, S. 72. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/storch_petersburg02_1794/88>, abgerufen am 18.06.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.