dem Thurme streiften; denn mir war, als sähe hinter einem derselbigen ich gleichfalls eine Hand; aber sie drohete nach mir mit aufgehobenem Finger und schien mir farblos und knöchern gleich der Hand des Todes. Doch war's nur wie im Husch, daß solches über meine Augen ging; dachte zwar erstlich des Märleins von der wiedergehenden Urahne; redete mir dann aber ein, es seien nur meine eigenen aufgestörten Sinne, die solch' Spiel mir vorgegaukelt hätten.
So, deß' nicht weiter achtend, schritt ich eilends durch den Garten, merkete aber bald, daß in der Hast ich auf den Binsensumpf gerathen; sank auch der eine Fuß bis über's Aenkel ein, gleich¬ sam als ob ihn was hinunterziehen wollte. "Ei," dachte ich, "faßt das Hausgespenste doch nach Dir!" Machte mich aber auf und sprang über die Mauer in den Wald hinab.
Die Finsterniß der dichten Bäume sagte meinem träumenden Gemüthe zu; hier um mich her war noch die selige Nacht, von welcher meine Sinne sich nicht lösen mochten. -- Erst da
dem Thurme ſtreiften; denn mir war, als ſähe hinter einem derſelbigen ich gleichfalls eine Hand; aber ſie drohete nach mir mit aufgehobenem Finger und ſchien mir farblos und knöchern gleich der Hand des Todes. Doch war's nur wie im Huſch, daß ſolches über meine Augen ging; dachte zwar erſtlich des Märleins von der wiedergehenden Urahne; redete mir dann aber ein, es ſeien nur meine eigenen aufgeſtörten Sinne, die ſolch' Spiel mir vorgegaukelt hätten.
So, deß' nicht weiter achtend, ſchritt ich eilends durch den Garten, merkete aber bald, daß in der Haſt ich auf den Binſenſumpf gerathen; ſank auch der eine Fuß bis über's Aenkel ein, gleich¬ ſam als ob ihn was hinunterziehen wollte. „Ei,“ dachte ich, „faßt das Hausgeſpenſte doch nach Dir!“ Machte mich aber auf und ſprang über die Mauer in den Wald hinab.
Die Finſterniß der dichten Bäume ſagte meinem träumenden Gemüthe zu; hier um mich her war noch die ſelige Nacht, von welcher meine Sinne ſich nicht löſen mochten. — Erſt da
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[87/0101]
dem Thurme ſtreiften; denn mir war, als ſähe
hinter einem derſelbigen ich gleichfalls eine Hand;
aber ſie drohete nach mir mit aufgehobenem
Finger und ſchien mir farblos und knöchern
gleich der Hand des Todes. Doch war's nur
wie im Huſch, daß ſolches über meine Augen
ging; dachte zwar erſtlich des Märleins von
der wiedergehenden Urahne; redete mir dann
aber ein, es ſeien nur meine eigenen aufgeſtörten
Sinne, die ſolch' Spiel mir vorgegaukelt hätten.
So, deß' nicht weiter achtend, ſchritt ich eilends
durch den Garten, merkete aber bald, daß in der
Haſt ich auf den Binſenſumpf gerathen; ſank
auch der eine Fuß bis über's Aenkel ein, gleich¬
ſam als ob ihn was hinunterziehen wollte. „Ei,“
dachte ich, „faßt das Hausgeſpenſte doch nach
Dir!“ Machte mich aber auf und ſprang über
die Mauer in den Wald hinab.
Die Finſterniß der dichten Bäume ſagte
meinem träumenden Gemüthe zu; hier um mich
her war noch die ſelige Nacht, von welcher
meine Sinne ſich nicht löſen mochten. — Erſt da
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Storm, Theodor: Aquis submersus. Berlin, 1877, S. 87. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/storm_aquis_1877/101>, abgerufen am 16.06.2024.
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