Ich fiel an meines Kindes Leiche nieder und sprach ein brünstiglich Gebet. Dann rüstete ich Alles, wie es zu der Arbeit nöthig war; und dann malte ich; -- rasch, wie man die Todten malen muß, die nicht zum zweiten Mal dasselbig' Antlitz zeigen. Mitunter wurd' ich wie von der andauernden großen Stille aufgeschrecket; doch wenn ich inne hielt und horchte, so wußte ich bald, es sei nichts dagewesen. Einmal auch war es, als drängen leise Odemzüge an mein Ohr. -- Ich trat an das Bette des Todten, aber da ich mich zu dem bleichen Mündlein niederbeugete, berührte nur die Todeskälte meine Wangen.
Ich sahe um mich; es war noch eine Thür im Zimmer; sie mochte zu einer Schlafkammer führen, vielleicht daß es von dort gekommen war! Allein so scharf ich lauschte, ich vernahm nichts wieder; meine eigenen Sinne hatten wol ein Spiel mit mir getrieben.
So setzete ich mich denn wieder, sahe auf den kleinen Leichnam und malete weiter; und da ich die leeren Händchen ansahe, wie sie auf dem
Ich fiel an meines Kindes Leiche nieder und ſprach ein brünſtiglich Gebet. Dann rüſtete ich Alles, wie es zu der Arbeit nöthig war; und dann malte ich; — raſch, wie man die Todten malen muß, die nicht zum zweiten Mal daſſelbig' Antlitz zeigen. Mitunter wurd' ich wie von der andauernden großen Stille aufgeſchrecket; doch wenn ich inne hielt und horchte, ſo wußte ich bald, es ſei nichts dageweſen. Einmal auch war es, als drängen leiſe Odemzüge an mein Ohr. — Ich trat an das Bette des Todten, aber da ich mich zu dem bleichen Mündlein niederbeugete, berührte nur die Todeskälte meine Wangen.
Ich ſahe um mich; es war noch eine Thür im Zimmer; ſie mochte zu einer Schlafkammer führen, vielleicht daß es von dort gekommen war! Allein ſo ſcharf ich lauſchte, ich vernahm nichts wieder; meine eigenen Sinne hatten wol ein Spiel mit mir getrieben.
So ſetzete ich mich denn wieder, ſahe auf den kleinen Leichnam und malete weiter; und da ich die leeren Händchen anſahe, wie ſie auf dem
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Ich fiel an meines Kindes Leiche nieder und
ſprach ein brünſtiglich Gebet. Dann rüſtete ich
Alles, wie es zu der Arbeit nöthig war; und
dann malte ich; — raſch, wie man die Todten
malen muß, die nicht zum zweiten Mal daſſelbig'
Antlitz zeigen. Mitunter wurd' ich wie von der
andauernden großen Stille aufgeſchrecket; doch
wenn ich inne hielt und horchte, ſo wußte ich
bald, es ſei nichts dageweſen. Einmal auch war
es, als drängen leiſe Odemzüge an mein Ohr. —
Ich trat an das Bette des Todten, aber da ich
mich zu dem bleichen Mündlein niederbeugete,
berührte nur die Todeskälte meine Wangen.
Ich ſahe um mich; es war noch eine Thür
im Zimmer; ſie mochte zu einer Schlafkammer
führen, vielleicht daß es von dort gekommen war!
Allein ſo ſcharf ich lauſchte, ich vernahm nichts
wieder; meine eigenen Sinne hatten wol ein
Spiel mit mir getrieben.
So ſetzete ich mich denn wieder, ſahe auf den
kleinen Leichnam und malete weiter; und da ich
die leeren Händchen anſahe, wie ſie auf dem
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Storm, Theodor: Aquis submersus. Berlin, 1877, S. 151. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/storm_aquis_1877/165>, abgerufen am 16.06.2024.
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