Gruft zur Ruhe kommen! Aber dann -- Du sollst mein Bild ja malen, Du wirst eine Zeit lang hier verweilen -- dann, Johannes, hilf mir; um des Todten willen, hilf mir!"
Auf solche Worte, von Mitleid und von Liebe ganz bezwungen, fiel ich vor der Schönen, Süßen nieder und schwur ihr mich und alle meine Kräfte zu. Da lösete sich ein sanfter Thränen¬ quell aus ihren Augen, und wir saßen neben einander und sprachen lange zu des Entschlafenen Gedächtniß.
Als wir sodann wieder in das Unterhaus hinabgingen, fragte ich auch dem alten Fräulein nach.
"O," sagte Katharina, "Bas' Ursel! Wollt Ihr sie begrüßen? Ja, die ist auch noch da; sie hat hier unten ihr Gemach; denn die Treppen sind ihr schon längsthin zu beschwerlich."
Wir traten also in ein Stübchen, das gegen den Garten lag, wo auf den Beeten vor den grünen Heckenwänden so eben die Tulpen aus der Erde brachen. Bas' Ursel saß, in der schwarzen
Gruft zur Ruhe kommen! Aber dann — Du ſollſt mein Bild ja malen, Du wirſt eine Zeit lang hier verweilen — dann, Johannes, hilf mir; um des Todten willen, hilf mir!“
Auf ſolche Worte, von Mitleid und von Liebe ganz bezwungen, fiel ich vor der Schönen, Süßen nieder und ſchwur ihr mich und alle meine Kräfte zu. Da löſete ſich ein ſanfter Thränen¬ quell aus ihren Augen, und wir ſaßen neben einander und ſprachen lange zu des Entſchlafenen Gedächtniß.
Als wir ſodann wieder in das Unterhaus hinabgingen, fragte ich auch dem alten Fräulein nach.
„O,“ ſagte Katharina, „Baſ' Urſel! Wollt Ihr ſie begrüßen? Ja, die iſt auch noch da; ſie hat hier unten ihr Gemach; denn die Treppen ſind ihr ſchon längſthin zu beſchwerlich.“
Wir traten alſo in ein Stübchen, das gegen den Garten lag, wo auf den Beeten vor den grünen Heckenwänden ſo eben die Tulpen aus der Erde brachen. Baſ' Urſel ſaß, in der ſchwarzen
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Gruft zur Ruhe kommen! Aber dann — Du ſollſt
mein Bild ja malen, Du wirſt eine Zeit lang
hier verweilen — dann, Johannes, hilf mir;
um des Todten willen, hilf mir!“
Auf ſolche Worte, von Mitleid und von Liebe
ganz bezwungen, fiel ich vor der Schönen, Süßen
nieder und ſchwur ihr mich und alle meine
Kräfte zu. Da löſete ſich ein ſanfter Thränen¬
quell aus ihren Augen, und wir ſaßen neben
einander und ſprachen lange zu des Entſchlafenen
Gedächtniß.
Als wir ſodann wieder in das Unterhaus
hinabgingen, fragte ich auch dem alten Fräulein
nach.
„O,“ ſagte Katharina, „Baſ' Urſel! Wollt
Ihr ſie begrüßen? Ja, die iſt auch noch da;
ſie hat hier unten ihr Gemach; denn die Treppen
ſind ihr ſchon längſthin zu beſchwerlich.“
Wir traten alſo in ein Stübchen, das gegen
den Garten lag, wo auf den Beeten vor den
grünen Heckenwänden ſo eben die Tulpen aus
der Erde brachen. Baſ' Urſel ſaß, in der ſchwarzen
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Storm, Theodor: Aquis submersus. Berlin, 1877, S. 43. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/storm_aquis_1877/57>, abgerufen am 16.06.2024.
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