an der Gartenmauer rennen. Selbige aber war, wie ich noch Tags zuvor gesehen, nicht überall so hoch, daß nicht das wüthige Gethier hinüber konnte; und rings im Garten war kein Baum, nichts als die dichten Hecken und drüben gegen das Haus die Blumenbeete des seligen Herrn. Da, als eben das Bellen der Hunde wie ein Triumphgeheule innerhalb der Gartenmauer scholl, ersahe ich in meiner Noth den alten Epheu- Baum, der sich mit starkem Stamme an dem Thurm hinaufreckt; und da dann die Hunde aus den Hecken auf den mondhellen Platz hinaus¬ raseten, war ich schon hoch genug, daß sie mit ihrem Anspringen mich nicht mehr erreichen konn¬ ten; nur meinen Mantel, so von der Schulter geglitten, hatten sie mit ihren Zähnen mir herab¬ gerissen.
Ich aber, also angeklammert und fürchtend, es werde das nach oben schwächere Geäste mich auf die Dauer nicht ertragen, blickte suchend um mich, ob ich nicht irgend bessern Halt gewinnen möchte; aber es war nichts zu sehen, als die
an der Gartenmauer rennen. Selbige aber war, wie ich noch Tags zuvor geſehen, nicht überall ſo hoch, daß nicht das wüthige Gethier hinüber konnte; und rings im Garten war kein Baum, nichts als die dichten Hecken und drüben gegen das Haus die Blumenbeete des ſeligen Herrn. Da, als eben das Bellen der Hunde wie ein Triumphgeheule innerhalb der Gartenmauer ſcholl, erſahe ich in meiner Noth den alten Epheu- Baum, der ſich mit ſtarkem Stamme an dem Thurm hinaufreckt; und da dann die Hunde aus den Hecken auf den mondhellen Platz hinaus¬ raſeten, war ich ſchon hoch genug, daß ſie mit ihrem Anſpringen mich nicht mehr erreichen konn¬ ten; nur meinen Mantel, ſo von der Schulter geglitten, hatten ſie mit ihren Zähnen mir herab¬ geriſſen.
Ich aber, alſo angeklammert und fürchtend, es werde das nach oben ſchwächere Geäſte mich auf die Dauer nicht ertragen, blickte ſuchend um mich, ob ich nicht irgend beſſern Halt gewinnen möchte; aber es war nichts zu ſehen, als die
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[79/0093]
an der Gartenmauer rennen. Selbige aber war,
wie ich noch Tags zuvor geſehen, nicht überall
ſo hoch, daß nicht das wüthige Gethier hinüber
konnte; und rings im Garten war kein Baum,
nichts als die dichten Hecken und drüben gegen
das Haus die Blumenbeete des ſeligen Herrn.
Da, als eben das Bellen der Hunde wie ein
Triumphgeheule innerhalb der Gartenmauer ſcholl,
erſahe ich in meiner Noth den alten Epheu-
Baum, der ſich mit ſtarkem Stamme an dem
Thurm hinaufreckt; und da dann die Hunde aus
den Hecken auf den mondhellen Platz hinaus¬
raſeten, war ich ſchon hoch genug, daß ſie mit
ihrem Anſpringen mich nicht mehr erreichen konn¬
ten; nur meinen Mantel, ſo von der Schulter
geglitten, hatten ſie mit ihren Zähnen mir herab¬
geriſſen.
Ich aber, alſo angeklammert und fürchtend,
es werde das nach oben ſchwächere Geäſte mich
auf die Dauer nicht ertragen, blickte ſuchend um
mich, ob ich nicht irgend beſſern Halt gewinnen
möchte; aber es war nichts zu ſehen, als die
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Storm, Theodor: Aquis submersus. Berlin, 1877, S. 79. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/storm_aquis_1877/93>, abgerufen am 16.06.2024.
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