Folge von Terzensprüngen Stufenweise herauf oder heruntergehend anbringen, wie hier:
[Abbildung]
Aber zwey große Terzen nach einander sind nicht nur unangenehm, sondern auch kaum zu singen. Auch Terzensprünge wodurch man allmählig herun- tersteiget, sind auf folgende Art sehr unangenehm und zum Singen unbequäm.
[Abbildung]
Gut aber sind sie auf nachstehende Weise:
[Abbildung]
Der hier durch einen Queerstrich angezeigte Trito- nus hat im Absteigen nichts Wiedriges. Man därf nur beyde Arten nach einander singen, um die Rich- tigkeit dieser Bemerkung zu empfinden.
Auch übereinander in eine Reyhe gesezte Terzen sind angenehm und leicht, nur müssen sie alle aus der Harmonie des Baßtones seyn. Z. B.
[Abbildung]
Ueberhaupt kann man die Fortschreitung durch Ter- zen unter die leichtesten und gefälligsten rechnen.
Man hat schöne Melodien, in welchen keine größere Fortschreitungen, als durch Secunden und Terzen vorkommen, und die dennoch Abwechslung und Mannigfaltigkeit genug haben.
Bey Fortschreitungen durch größere Jntervalle hat man immer darauf zu sehen, daß sie mit dem Baßton consoniren, damit sie im Singen leicht zu [Spaltenumbruch]
Mel
treffen seyen. Man kann sie alsdenn wie Stuffen brauchen, durch die man mit Leichtigkeit auf sehr schweere Jntervalle herabsteiget. Nämlich die Terz, die Quinte, die Sexte, die Septime und die Octave dienen die 2, die 4, die 5, die 6, und die große Septime zu treffen, deren jede, als das Subsemi- tonium einer von jenen Consonanzen ist, folglich durch das Absteigen von ihr leicht getroffen wird. Nur die None wird als Secunde der Octav angese- hen, und auf diese Weise vom Sänger gefunden. Dieses wird durch folgende Beyspiele erläutert.
[Abbildung]
Quartensprünge, die Stufeuweis höher steigen, können auf folgende Weise angebracht werden.
[Abbildung]
Aber durch eine Folge von Quarten herunterzustei- gen, oder eine Stuffenweis höher gegende Folge von fallenden Quarten, ist selten gut. Darüber kann folgendes zur Lehre dienen.
[Abbildung]
Ohne Unterbrechung durch Quarten zu steigen, geht auch an; aber der Tritonus muß nicht dabey vor- kommen. Folgendes ist gut:
[Abbildung]
Aber rükwerts herunter giengen diese zwey Quarten nicht an.
Zwey
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Folge von Terzenſpruͤngen Stufenweiſe herauf oder heruntergehend anbringen, wie hier:
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Aber zwey große Terzen nach einander ſind nicht nur unangenehm, ſondern auch kaum zu ſingen. Auch Terzenſpruͤnge wodurch man allmaͤhlig herun- terſteiget, ſind auf folgende Art ſehr unangenehm und zum Singen unbequaͤm.
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Gut aber ſind ſie auf nachſtehende Weiſe:
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Der hier durch einen Queerſtrich angezeigte Trito- nus hat im Abſteigen nichts Wiedriges. Man daͤrf nur beyde Arten nach einander ſingen, um die Rich- tigkeit dieſer Bemerkung zu empfinden.
Auch uͤbereinander in eine Reyhe geſezte Terzen ſind angenehm und leicht, nur muͤſſen ſie alle aus der Harmonie des Baßtones ſeyn. Z. B.
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Ueberhaupt kann man die Fortſchreitung durch Ter- zen unter die leichteſten und gefaͤlligſten rechnen.
Man hat ſchoͤne Melodien, in welchen keine groͤßere Fortſchreitungen, als durch Secunden und Terzen vorkommen, und die dennoch Abwechslung und Mannigfaltigkeit genug haben.
Bey Fortſchreitungen durch groͤßere Jntervalle hat man immer darauf zu ſehen, daß ſie mit dem Baßton conſoniren, damit ſie im Singen leicht zu [Spaltenumbruch]
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treffen ſeyen. Man kann ſie alsdenn wie Stuffen brauchen, durch die man mit Leichtigkeit auf ſehr ſchweere Jntervalle herabſteiget. Naͤmlich die Terz, die Quinte, die Sexte, die Septime und die Octave dienen die 2, die 4, die 5, die 6, und die große Septime zu treffen, deren jede, als das Subſemi- tonium einer von jenen Conſonanzen iſt, folglich durch das Abſteigen von ihr leicht getroffen wird. Nur die None wird als Secunde der Octav angeſe- hen, und auf dieſe Weiſe vom Saͤnger gefunden. Dieſes wird durch folgende Beyſpiele erlaͤutert.
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Quartenſpruͤnge, die Stufeuweis hoͤher ſteigen, koͤnnen auf folgende Weiſe angebracht werden.
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Aber durch eine Folge von Quarten herunterzuſtei- gen, oder eine Stuffenweis hoͤher gegende Folge von fallenden Quarten, iſt ſelten gut. Daruͤber kann folgendes zur Lehre dienen.
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Ohne Unterbrechung durch Quarten zu ſteigen, geht auch an; aber der Tritonus muß nicht dabey vor- kommen. Folgendes iſt gut:
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Aber ruͤkwerts herunter giengen dieſe zwey Quarten nicht an.
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[757[739]/0174]
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Folge von Terzenſpruͤngen Stufenweiſe herauf oder
heruntergehend anbringen, wie hier:
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Aber zwey große Terzen nach einander ſind nicht
nur unangenehm, ſondern auch kaum zu ſingen.
Auch Terzenſpruͤnge wodurch man allmaͤhlig herun-
terſteiget, ſind auf folgende Art ſehr unangenehm
und zum Singen unbequaͤm.
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Gut aber ſind ſie auf nachſtehende Weiſe:
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Der hier durch einen Queerſtrich angezeigte Trito-
nus hat im Abſteigen nichts Wiedriges. Man daͤrf
nur beyde Arten nach einander ſingen, um die Rich-
tigkeit dieſer Bemerkung zu empfinden.
Auch uͤbereinander in eine Reyhe geſezte Terzen
ſind angenehm und leicht, nur muͤſſen ſie alle aus
der Harmonie des Baßtones ſeyn. Z. B.
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Ueberhaupt kann man die Fortſchreitung durch Ter-
zen unter die leichteſten und gefaͤlligſten rechnen.
Man hat ſchoͤne Melodien, in welchen keine groͤßere
Fortſchreitungen, als durch Secunden und Terzen
vorkommen, und die dennoch Abwechslung und
Mannigfaltigkeit genug haben.
Bey Fortſchreitungen durch groͤßere Jntervalle
hat man immer darauf zu ſehen, daß ſie mit dem
Baßton conſoniren, damit ſie im Singen leicht zu
treffen ſeyen. Man kann ſie alsdenn wie Stuffen
brauchen, durch die man mit Leichtigkeit auf ſehr
ſchweere Jntervalle herabſteiget. Naͤmlich die Terz,
die Quinte, die Sexte, die Septime und die Octave
dienen die 2, die 4, die 5, die 6, und die große
Septime zu treffen, deren jede, als das Subſemi-
tonium einer von jenen Conſonanzen iſt, folglich
durch das Abſteigen von ihr leicht getroffen wird.
Nur die None wird als Secunde der Octav angeſe-
hen, und auf dieſe Weiſe vom Saͤnger gefunden.
Dieſes wird durch folgende Beyſpiele erlaͤutert.
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Quartenſpruͤnge, die Stufeuweis hoͤher ſteigen,
koͤnnen auf folgende Weiſe angebracht werden.
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Aber durch eine Folge von Quarten herunterzuſtei-
gen, oder eine Stuffenweis hoͤher gegende Folge
von fallenden Quarten, iſt ſelten gut. Daruͤber
kann folgendes zur Lehre dienen.
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Ohne Unterbrechung durch Quarten zu ſteigen, geht
auch an; aber der Tritonus muß nicht dabey vor-
kommen. Folgendes iſt gut:
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Aber ruͤkwerts herunter giengen dieſe zwey Quarten
nicht an.
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Sulzer, Johann Georg: Allgemeine Theorie der Schönen Künste. Bd. 2. Leipzig, 1774, S. 757[739]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sulzer_theorie02_1774/174>, abgerufen am 01.11.2024.
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