Swedenborg, Emanuel: Auserlesene Schriften. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1776.Von dem Planeten ander über meinem Haupt; ich fragte sie wersie wären? und sie antworteten mir, daß der eine in der gelehrten Welt sehr berühmt wä- re, und ich konnte glauben, daß es der Aristo- teles war, wet der andere war, sagten sie mir nicht. Er wurde darauf in den Zustand gesetzt, worinn er in seinem Leben auf der Welt war, denn ein jeder kann leichtlich in den Zustand, darinn er in seinem Leben war, gesetzt werden, weil er denselben Zu- stand seines Lebens ganz bey sich hat. Jch wunderte mich sehr, daß er sich zum rechten Ohr wendete, und daselbst rauh und doch im- mer gesund redte. Aus dem Sinn seiner Sprache nahm ich wahr, daß er von einem ganz andern Verstand als jene Scholastiker war, die zuerst aufgestiegen waren, daß er nemlich seine Schriften aus seinem eigenen Nachdenken genommen, und daher seine Welt- weisheit hervor gebracht hat, also, daß die Worte, die er erfunden, und die er seinen ausgesonnenen Dingen beygelegt hat, lauter Ausdrücke der Stimmen und Gesinnungen (formulae vocum) waren, mit welchen er das Jnnere bezeichnete, ferner, daß er aus der angenehmen Neigung und Begierde, dasjeni- ge, was dem Nachsinnen und dem Verstand eigen ist, zu wissen erweckt worden; und daß er demjenigen, was ihm sein Geist eingegeben, gehorsam gefolgt habe. Derohalben wandte er sich zum rechten Ohr, anderst als seine Nach-
Von dem Planeten ander über meinem Haupt; ich fragte ſie werſie wären? und ſie antworteten mir, daß der eine in der gelehrten Welt ſehr berühmt wä- re, und ich konnte glauben, daß es der Ariſto- teles war, wet der andere war, ſagten ſie mir nicht. Er wurde darauf in den Zuſtand geſetzt, worinn er in ſeinem Leben auf der Welt war, denn ein jeder kann leichtlich in den Zuſtand, darinn er in ſeinem Leben war, geſetzt werden, weil er denſelben Zu- ſtand ſeines Lebens ganz bey ſich hat. Jch wunderte mich ſehr, daß er ſich zum rechten Ohr wendete, und daſelbſt rauh und doch im- mer geſund redte. Aus dem Sinn ſeiner Sprache nahm ich wahr, daß er von einem ganz andern Verſtand als jene Scholaſtiker war, die zuerſt aufgeſtiegen waren, daß er nemlich ſeine Schriften aus ſeinem eigenen Nachdenken genommen, und daher ſeine Welt- weisheit hervor gebracht hat, alſo, daß die Worte, die er erfunden, und die er ſeinen ausgeſonnenen Dingen beygelegt hat, lauter Ausdrücke der Stimmen und Geſinnungen (formulæ vocum) waren, mit welchen er das Jnnere bezeichnete, ferner, daß er aus der angenehmen Neigung und Begierde, dasjeni- ge, was dem Nachſinnen und dem Verſtand eigen iſt, zu wiſſen erweckt worden; und daß er demjenigen, was ihm ſein Geiſt eingegeben, gehorſam gefolgt habe. Derohalben wandte er ſich zum rechten Ohr, anderſt als ſeine Nach-
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0114" n="110"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Von dem Planeten</hi></fw><lb/> ander über meinem Haupt; ich fragte ſie wer<lb/> ſie wären? und ſie antworteten mir, daß der<lb/> eine in der gelehrten Welt ſehr berühmt wä-<lb/> re, und ich konnte glauben, daß es der Ariſto-<lb/> teles war, wet der andere war, ſagten ſie<lb/> mir nicht. Er wurde darauf in den Zuſtand<lb/> geſetzt, worinn er in ſeinem Leben auf der<lb/> Welt war, denn ein jeder kann leichtlich in<lb/> den Zuſtand, darinn er in ſeinem Leben<lb/> war, geſetzt werden, weil er denſelben Zu-<lb/> ſtand ſeines Lebens ganz bey ſich hat. Jch<lb/> wunderte mich ſehr, daß er ſich zum rechten<lb/> Ohr wendete, und daſelbſt rauh und doch im-<lb/> mer geſund redte. Aus dem Sinn ſeiner<lb/> Sprache nahm ich wahr, daß er von einem<lb/> ganz andern Verſtand als jene Scholaſtiker<lb/> war, die zuerſt aufgeſtiegen waren, daß er<lb/> nemlich ſeine Schriften aus ſeinem eigenen<lb/> Nachdenken genommen, und daher ſeine Welt-<lb/> weisheit hervor gebracht hat, alſo, daß die<lb/> Worte, die er erfunden, und die er ſeinen<lb/> ausgeſonnenen Dingen beygelegt hat, lauter<lb/> Ausdrücke der Stimmen und Geſinnungen<lb/> (<hi rendition="#aq">formulæ vocum</hi>) waren, mit welchen er das<lb/> Jnnere bezeichnete, ferner, daß er aus der<lb/> angenehmen Neigung und Begierde, dasjeni-<lb/> ge, was dem Nachſinnen und dem Verſtand<lb/> eigen iſt, zu wiſſen erweckt worden; und daß<lb/> er demjenigen, was ihm ſein Geiſt eingegeben,<lb/> gehorſam gefolgt habe. Derohalben wandte<lb/> er ſich zum rechten Ohr, anderſt als ſeine<lb/> <fw place="bottom" type="catch">Nach-</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [110/0114]
Von dem Planeten
ander über meinem Haupt; ich fragte ſie wer
ſie wären? und ſie antworteten mir, daß der
eine in der gelehrten Welt ſehr berühmt wä-
re, und ich konnte glauben, daß es der Ariſto-
teles war, wet der andere war, ſagten ſie
mir nicht. Er wurde darauf in den Zuſtand
geſetzt, worinn er in ſeinem Leben auf der
Welt war, denn ein jeder kann leichtlich in
den Zuſtand, darinn er in ſeinem Leben
war, geſetzt werden, weil er denſelben Zu-
ſtand ſeines Lebens ganz bey ſich hat. Jch
wunderte mich ſehr, daß er ſich zum rechten
Ohr wendete, und daſelbſt rauh und doch im-
mer geſund redte. Aus dem Sinn ſeiner
Sprache nahm ich wahr, daß er von einem
ganz andern Verſtand als jene Scholaſtiker
war, die zuerſt aufgeſtiegen waren, daß er
nemlich ſeine Schriften aus ſeinem eigenen
Nachdenken genommen, und daher ſeine Welt-
weisheit hervor gebracht hat, alſo, daß die
Worte, die er erfunden, und die er ſeinen
ausgeſonnenen Dingen beygelegt hat, lauter
Ausdrücke der Stimmen und Geſinnungen
(formulæ vocum) waren, mit welchen er das
Jnnere bezeichnete, ferner, daß er aus der
angenehmen Neigung und Begierde, dasjeni-
ge, was dem Nachſinnen und dem Verſtand
eigen iſt, zu wiſſen erweckt worden; und daß
er demjenigen, was ihm ſein Geiſt eingegeben,
gehorſam gefolgt habe. Derohalben wandte
er ſich zum rechten Ohr, anderſt als ſeine
Nach-
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |