Swedenborg, Emanuel: Auserlesene Schriften. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1776.Mars. affectio) das präsentirt sich bey ihnen in demAngesicht, und der Gedanke davon in den Augen: denn der Gedanke und die Rede, fer- ner das afficirt werden und das Angesicht thun bey denselben Eins; sie halten es für böse, anders denken und anders reden, an- ders wollen und anders mit dem Gesicht vor- geben. Sie wissen nicht, was Heucheley, be- trügliche Verstellung und List sey. Daß die älteste Menschen auf unserem Erdboden auch eine solche Sprache gehabt haben, konnte ich durch den Umgang mit einigen von ihnen in dem andern Leben wissen, und damit diese Sache erläutert werde, will ich dasjenige, was ich gehört habe, anführen, es ist folgen- des: "Mir wurde durch einen Einfluß, wel- chen ich nicht beschreiben kann, gezeiget, was es für eine Beschaffenheit mit der Sprache derjenigen gehabt habe, die von der ältesten Kirche waren: sie war nemlich nicht ver- nehmlich (articulata) wie die Wörtersprache unserer Zeit, sondern leise, sie geschahe nicht durch das äusserliche sondern durch das innerli- che Athmen, also war es eine Gedankensprache; ich konnte auch wahrnehmen, wie ihr inneres Athmen beschaffen gewesen; daß sie von dem Nabel gegen das Herz, und so durch die Lip- pen fortgieng, ohne etwas schallendes, wann sie redeten, und daß sie in des andern Ohr nicht durch den äusserlichen Weg eingieng, sondern auf etwas, welches man die Ohr- trommel L 5
Mars. affectio) das präſentirt ſich bey ihnen in demAngeſicht, und der Gedanke davon in den Augen: denn der Gedanke und die Rede, fer- ner das afficirt werden und das Angeſicht thun bey denſelben Eins; ſie halten es für böſe, anders denken und anders reden, an- ders wollen und anders mit dem Geſicht vor- geben. Sie wiſſen nicht, was Heucheley, be- trügliche Verſtellung und Liſt ſey. Daß die älteſte Menſchen auf unſerem Erdboden auch eine ſolche Sprache gehabt haben, konnte ich durch den Umgang mit einigen von ihnen in dem andern Leben wiſſen, und damit dieſe Sache erläutert werde, will ich dasjenige, was ich gehört habe, anführen, es iſt folgen- des: „Mir wurde durch einen Einfluß, wel- chen ich nicht beſchreiben kann, gezeiget, was es für eine Beſchaffenheit mit der Sprache derjenigen gehabt habe, die von der älteſten Kirche waren: ſie war nemlich nicht ver- nehmlich (articulata) wie die Wörterſprache unſerer Zeit, ſondern leiſe, ſie geſchahe nicht durch das äuſſerliche ſondern durch das innerli- che Athmen, alſo war es eine Gedankenſprache; ich konnte auch wahrnehmen, wie ihr inneres Athmen beſchaffen geweſen; daß ſie von dem Nabel gegen das Herz, und ſo durch die Lip- pen fortgieng, ohne etwas ſchallendes, wann ſie redeten, und daß ſie in des andern Ohr nicht durch den äuſſerlichen Weg eingieng, ſondern auf etwas, welches man die Ohr- trommel L 5
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Mars.
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Angeſicht, und der Gedanke davon in den
Augen: denn der Gedanke und die Rede, fer-
ner das afficirt werden und das Angeſicht
thun bey denſelben Eins; ſie halten es für
böſe, anders denken und anders reden, an-
ders wollen und anders mit dem Geſicht vor-
geben. Sie wiſſen nicht, was Heucheley, be-
trügliche Verſtellung und Liſt ſey. Daß die
älteſte Menſchen auf unſerem Erdboden auch
eine ſolche Sprache gehabt haben, konnte ich
durch den Umgang mit einigen von ihnen in
dem andern Leben wiſſen, und damit dieſe
Sache erläutert werde, will ich dasjenige,
was ich gehört habe, anführen, es iſt folgen-
des: „Mir wurde durch einen Einfluß, wel-
chen ich nicht beſchreiben kann, gezeiget, was
es für eine Beſchaffenheit mit der Sprache
derjenigen gehabt habe, die von der älteſten
Kirche waren: ſie war nemlich nicht ver-
nehmlich (articulata) wie die Wörterſprache
unſerer Zeit, ſondern leiſe, ſie geſchahe nicht
durch das äuſſerliche ſondern durch das innerli-
che Athmen, alſo war es eine Gedankenſprache;
ich konnte auch wahrnehmen, wie ihr inneres
Athmen beſchaffen geweſen; daß ſie von dem
Nabel gegen das Herz, und ſo durch die Lip-
pen fortgieng, ohne etwas ſchallendes, wann
ſie redeten, und daß ſie in des andern Ohr
nicht durch den äuſſerlichen Weg eingieng,
ſondern auf etwas, welches man die Ohr-
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