Thomasius, Christian: Von der Kunst Vernünfftig und Tugendhafft zu lieben. Halle (Saale), 1692.Ursprung aller menschl. Glückseel. 62. Daß ich die Leute von dieser letzten Classe 63. Gleichwie aber die Atheisterey nicht 64 Einen Abgötter und abergläubischen der K
Urſprung aller menſchl. Gluͤckſeel. 62. Daß ich die Leute von dieſer letzten Claſſe 63. Gleichwie aber die Atheiſterey nicht 64 Einen Abgoͤtter und aberglaͤubiſchen der K
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0177" n="145"/> <fw place="top" type="header">Urſprung aller menſchl. Gluͤckſeel.</fw><lb/> <div n="3"> <head>62.</head> <p>Daß ich die Leute von dieſer letzten Claſſe<lb/> unter die Atheiſten rechne/ geſchiehet deshal-<lb/> hen/ weil wir oben erwehnet/ daß alle <hi rendition="#aq">Philoſo-<lb/> phi</hi> dur<hi rendition="#fr">ch</hi> Gott ein unterſchiedenes Weſen von<lb/> denen Creaturen/ die dererſelben erſte Urſache<lb/> ſey/ verſtanden haben/ und folglich der jenige/<lb/> der die <hi rendition="#fr">Creaturen</hi> und <hi rendition="#fr">GOtt</hi> fuͤr eines haͤlt;<lb/> oder GOtt einen hoͤhern <hi rendition="#aq">Fato</hi> unterwirfft/ in der<lb/> That GOtt laͤugnen muß.</p> </div><lb/> <div n="3"> <head>63.</head> <p>Gleichwie aber <hi rendition="#fr">die Atheiſterey</hi> nicht<lb/> den geringſten nur wahrſeheinlichen Grund<lb/> auffuͤhren kan/ durch den ſie dieſen Haupt-Jrr-<lb/> thum vertheydigen koͤnte; alſo haben wir ſie<lb/> nicht anders als eine <hi rendition="#fr">der groͤſten und elende-<lb/> ſten Thorheiten</hi> zu betrachten/ zumahl wenn<lb/> wir erwegen/ daß mehrentheils die ſonſt kluͤg-<lb/> ſten Leute darein verfallen/ weil ſie ihre Ver-<lb/> nunfft gar zu hoch ſpannen wollen/ und uͤber der<lb/> allzugenauen Ausgruͤbelung aͤußerlicher Dinge<lb/> der Erkaͤntniß ihrer ſelbſt/ und folglich auch her-<lb/> nach ihres Schoͤpffers vergeſſen.</p> </div><lb/> <div n="3"> <head>64</head> <p>Einen <hi rendition="#fr">Abgoͤtter</hi> und <hi rendition="#fr">aberglaͤubiſchen<lb/> Menſchen</hi> nenne ich in Anſehen des natuͤr-<lb/> lichen Lichts den/ der zwar etwas fuͤr GOtt haͤlt/<lb/> daſſelbige fuͤrchtet und vertrauet/ und durch ei-<lb/> nem aͤußerlichen Gottesdienſt denſelben dienet;<lb/> aber der gantz offenbahrlich wider das Licht der<lb/> geſunden Vernunfft dasjenige fuͤr GOtt aus-<lb/> giebet/ das unmoͤglich GOTT ſeyn kan. Z. e.<lb/> <fw place="bottom" type="sig">K</fw><fw place="bottom" type="catch">der</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [145/0177]
Urſprung aller menſchl. Gluͤckſeel.
62. Daß ich die Leute von dieſer letzten Claſſe
unter die Atheiſten rechne/ geſchiehet deshal-
hen/ weil wir oben erwehnet/ daß alle Philoſo-
phi durch Gott ein unterſchiedenes Weſen von
denen Creaturen/ die dererſelben erſte Urſache
ſey/ verſtanden haben/ und folglich der jenige/
der die Creaturen und GOtt fuͤr eines haͤlt;
oder GOtt einen hoͤhern Fato unterwirfft/ in der
That GOtt laͤugnen muß.
63. Gleichwie aber die Atheiſterey nicht
den geringſten nur wahrſeheinlichen Grund
auffuͤhren kan/ durch den ſie dieſen Haupt-Jrr-
thum vertheydigen koͤnte; alſo haben wir ſie
nicht anders als eine der groͤſten und elende-
ſten Thorheiten zu betrachten/ zumahl wenn
wir erwegen/ daß mehrentheils die ſonſt kluͤg-
ſten Leute darein verfallen/ weil ſie ihre Ver-
nunfft gar zu hoch ſpannen wollen/ und uͤber der
allzugenauen Ausgruͤbelung aͤußerlicher Dinge
der Erkaͤntniß ihrer ſelbſt/ und folglich auch her-
nach ihres Schoͤpffers vergeſſen.
64 Einen Abgoͤtter und aberglaͤubiſchen
Menſchen nenne ich in Anſehen des natuͤr-
lichen Lichts den/ der zwar etwas fuͤr GOtt haͤlt/
daſſelbige fuͤrchtet und vertrauet/ und durch ei-
nem aͤußerlichen Gottesdienſt denſelben dienet;
aber der gantz offenbahrlich wider das Licht der
geſunden Vernunfft dasjenige fuͤr GOtt aus-
giebet/ das unmoͤglich GOTT ſeyn kan. Z. e.
der
K
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_einleitungsittenlehre_1692 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_einleitungsittenlehre_1692/177 |
Zitationshilfe: | Thomasius, Christian: Von der Kunst Vernünfftig und Tugendhafft zu lieben. Halle (Saale), 1692, S. 145. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_einleitungsittenlehre_1692/177>, abgerufen am 15.06.2024. |