Thomasius, Christian: Von der Kunst Vernünfftig und Tugendhafft zu lieben. Halle (Saale), 1692.Zuschrifft. let. Und wiewohl eher ein wollüstigerMensch der halb truncken in eines Philoso- phi Auditorium, denselben auszuspotten/ ge- gangen/ durch dessen vernünfftige Lehre von der Mäßigkeit/ der Wollust abgezogen/ und zur Weißheit gebracht worden; Also haben sich viel Wollüstige zu Christo bekehret/ und kamen am ersten zur Tauffe Johannis/ die stoltzen Pharisäer waren die letzten/ und glaubten die wenigsten unter ihnen an dem Heyland/ so gar daß er selbst denen Hurern und Ehebrechern das Reich GOttes eher verspricht/ als denen Ehrgeitzigen Phari- säern. So wird auch endlich der Geitz eine Wurtzel alles Ubels genennet/ und ausdrück- lich gemeldet/ daß es leichter sey/ daß ein Cameel durch ein Nadelöhr gehe/ denn daß ein Reicher/ der nemlich das Hertz an das Reichthum hängt/ in das Reich Gottes komme/ und an einem ander Orthe wird abermahls unter dem Gleichniß von Auge gemeldet/ daß wenn das Auge ein Schalck sey/ auch der gantze Leib finster sey/ welches nicht unförmlich auff den Geitz appliciret wird/ weil derselbe/ wie gedacht/ durch die Augen- a 4
Zuſchrifft. let. Und wiewohl eher ein wolluͤſtigerMenſch der halb truncken in eines Philoſo- phi Auditorium, denſelben auszuſpotten/ ge- gangen/ durch deſſen vernuͤnfftige Lehre von der Maͤßigkeit/ der Wolluſt abgezogen/ und zur Weißheit gebracht worden; Alſo haben ſich viel Wolluͤſtige zu Chriſto bekehret/ und kamen am erſten zur Tauffe Johannis/ die ſtoltzen Phariſaͤer waren die letzten/ und glaubten die wenigſten unter ihnen an dem Heyland/ ſo gar daß er ſelbſt denen Hurern und Ehebrechern das Reich GOttes eher verſpricht/ als denen Ehrgeitzigen Phari- ſaͤern. So wird auch endlich der Geitz eine Wurtzel alles Ubels genennet/ und ausdruͤck- lich gemeldet/ daß es leichter ſey/ daß ein Cameel durch ein Nadeloͤhr gehe/ denn daß ein Reicher/ der nemlich das Hertz an das Reichthum haͤngt/ in das Reich Gottes komme/ und an einem ander Orthe wird abermahls unter dem Gleichniß von Auge gemeldet/ daß wenn das Auge ein Schalck ſey/ auch der gantze Leib finſter ſey/ welches nicht unfoͤrmlich auff den Geitz appliciret wird/ weil derſelbe/ wie gedacht/ durch die Augen- a 4
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Zuſchrifft.
let. Und wiewohl eher ein wolluͤſtiger
Menſch der halb truncken in eines Philoſo-
phi Auditorium, denſelben auszuſpotten/ ge-
gangen/ durch deſſen vernuͤnfftige Lehre von
der Maͤßigkeit/ der Wolluſt abgezogen/ und
zur Weißheit gebracht worden; Alſo haben
ſich viel Wolluͤſtige zu Chriſto bekehret/ und
kamen am erſten zur Tauffe Johannis/ die
ſtoltzen Phariſaͤer waren die letzten/ und
glaubten die wenigſten unter ihnen an dem
Heyland/ ſo gar daß er ſelbſt denen Hurern
und Ehebrechern das Reich GOttes eher
verſpricht/ als denen Ehrgeitzigen Phari-
ſaͤern. So wird auch endlich der Geitz eine
Wurtzel alles Ubels genennet/ und ausdruͤck-
lich gemeldet/ daß es leichter ſey/ daß ein
Cameel durch ein Nadeloͤhr gehe/ denn daß
ein Reicher/ der nemlich das Hertz an das
Reichthum haͤngt/ in das Reich Gottes
komme/ und an einem ander Orthe wird
abermahls unter dem Gleichniß von Auge
gemeldet/ daß wenn das Auge ein Schalck
ſey/ auch der gantze Leib finſter ſey/ welches
nicht unfoͤrmlich auff den Geitz appliciret
wird/ weil derſelbe/ wie gedacht/ durch die
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