Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 3. Berlin, 1816.Zweite Abtheilung. Und rings die feuchten Felsen schnell umleuchtet?Ja, Lichter seh' ich, Stimmen hör' ich auch! Das sind vielleicht die Wunder dieser Höle, Die irren Geister in der Quaal hier unten. Leopold. Nein, es sind Menschen, Herr; hieher! hieher! Sie suchen uns, laßt uns entgegen gehn. Fortunat. So war der böse Traum denn auch vorüber. Der Abt, Marcus, Michael, Daniel, Diener. Abt. Gottlob! da seyd Ihr, liebster Herr! Was wir uns um Euch geängstigt haben! Dieser gute Meister Michael unternahm es endlich, Euch vermittelst Seile und Faden wieder heraus zu winden. Daniel. Hübsch gegrüßt am Tageslicht, mein Herr, das noch nicht da ist! Willkommen hier in der dunkeln Finsterniß! Fortunat. Nur wer so lebendig eingegraben lag, und an Hülfe und Rettung verzweifelte, kann fühlen, mit welchem Danke sich sein Herz zum Himmel erhebt, darum laßt uns in die Kirche ei- len, und an geweihter Stätte, mein Leopold, wollen wir unser gerührtes Herz dem darbringen, dessen Auge uns auch in diesen Gewölben zu finden wußte. Abt. Ihr seyd in allen Dingen ehrwürdig und löblicher Gesinnung, edler Herr. Fortunat. Dann soll dieser Meister Michael mit meinem Dank eine ansehnliche Belohnung em- Zweite Abtheilung. Und rings die feuchten Felſen ſchnell umleuchtet?Ja, Lichter ſeh' ich, Stimmen hoͤr' ich auch! Das ſind vielleicht die Wunder dieſer Hoͤle, Die irren Geiſter in der Quaal hier unten. Leopold. Nein, es ſind Menſchen, Herr; hieher! hieher! Sie ſuchen uns, laßt uns entgegen gehn. Fortunat. So war der boͤſe Traum denn auch voruͤber. Der Abt, Marcus, Michael, Daniel, Diener. Abt. Gottlob! da ſeyd Ihr, liebſter Herr! Was wir uns um Euch geaͤngſtigt haben! Dieſer gute Meiſter Michael unternahm es endlich, Euch vermittelſt Seile und Faden wieder heraus zu winden. Daniel. Huͤbſch gegruͤßt am Tageslicht, mein Herr, das noch nicht da iſt! Willkommen hier in der dunkeln Finſterniß! Fortunat. Nur wer ſo lebendig eingegraben lag, und an Huͤlfe und Rettung verzweifelte, kann fuͤhlen, mit welchem Danke ſich ſein Herz zum Himmel erhebt, darum laßt uns in die Kirche ei- len, und an geweihter Staͤtte, mein Leopold, wollen wir unſer geruͤhrtes Herz dem darbringen, deſſen Auge uns auch in dieſen Gewoͤlben zu finden wußte. Abt. Ihr ſeyd in allen Dingen ehrwuͤrdig und loͤblicher Geſinnung, edler Herr. Fortunat. Dann ſoll dieſer Meiſter Michael mit meinem Dank eine anſehnliche Belohnung em- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <sp who="#FORT"> <p><pb facs="#f0158" n="148"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Zweite Abtheilung</hi>.</fw><lb/> Und rings die feuchten Felſen ſchnell umleuchtet?<lb/> Ja, Lichter ſeh' ich, Stimmen hoͤr' ich auch!<lb/> Das ſind vielleicht die Wunder dieſer Hoͤle,<lb/> Die irren Geiſter in der Quaal hier unten.</p> </sp><lb/> <sp who="#Leopold"> <speaker><hi rendition="#g">Leopold</hi>.</speaker><lb/> <p>Nein, es ſind Menſchen, Herr; hieher! hieher!<lb/> Sie ſuchen uns, laßt uns entgegen gehn.</p> </sp><lb/> <sp who="#FORT"> <speaker><hi rendition="#g">Fortunat</hi>.</speaker><lb/> <p>So war der boͤſe Traum denn auch voruͤber.</p><lb/> <stage> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Der Abt, Marcus, Michael, Daniel,<lb/> Diener</hi>.</hi> </stage> </sp><lb/> <sp who="#Abt"> <speaker><hi rendition="#g">Abt</hi>.</speaker> <p>Gottlob! da ſeyd Ihr, liebſter Herr!<lb/> Was wir uns um Euch geaͤngſtigt haben! Dieſer<lb/> gute Meiſter Michael unternahm es endlich, Euch<lb/> vermittelſt Seile und Faden wieder heraus zu<lb/> winden.</p> </sp><lb/> <sp who="#Daniel"> <speaker><hi rendition="#g">Daniel</hi>.</speaker> <p>Huͤbſch gegruͤßt am Tageslicht, mein<lb/> Herr, das noch nicht da iſt! Willkommen hier in<lb/> der dunkeln Finſterniß!</p> </sp><lb/> <sp who="#FORT"> <speaker><hi rendition="#g">Fortunat</hi>.</speaker> <p>Nur wer ſo lebendig eingegraben<lb/> lag, und an Huͤlfe und Rettung verzweifelte, kann<lb/> fuͤhlen, mit welchem Danke ſich ſein Herz zum<lb/> Himmel erhebt, darum laßt uns in die Kirche ei-<lb/> len, und an geweihter Staͤtte, mein Leopold, wollen<lb/> wir unſer geruͤhrtes Herz dem darbringen, deſſen<lb/> Auge uns auch in dieſen Gewoͤlben zu finden wußte.</p> </sp><lb/> <sp who="#Abt"> <speaker><hi rendition="#g">Abt</hi>.</speaker> <p>Ihr ſeyd in allen Dingen ehrwuͤrdig<lb/> und loͤblicher Geſinnung, edler Herr.</p> </sp><lb/> <sp who="#FORT"> <speaker><hi rendition="#g">Fortunat</hi>.</speaker> <p>Dann ſoll dieſer Meiſter Michael<lb/> mit meinem Dank eine anſehnliche Belohnung em-<lb/></p> </sp> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [148/0158]
Zweite Abtheilung.
Und rings die feuchten Felſen ſchnell umleuchtet?
Ja, Lichter ſeh' ich, Stimmen hoͤr' ich auch!
Das ſind vielleicht die Wunder dieſer Hoͤle,
Die irren Geiſter in der Quaal hier unten.
Leopold.
Nein, es ſind Menſchen, Herr; hieher! hieher!
Sie ſuchen uns, laßt uns entgegen gehn.
Fortunat.
So war der boͤſe Traum denn auch voruͤber.
Der Abt, Marcus, Michael, Daniel,
Diener.
Abt. Gottlob! da ſeyd Ihr, liebſter Herr!
Was wir uns um Euch geaͤngſtigt haben! Dieſer
gute Meiſter Michael unternahm es endlich, Euch
vermittelſt Seile und Faden wieder heraus zu
winden.
Daniel. Huͤbſch gegruͤßt am Tageslicht, mein
Herr, das noch nicht da iſt! Willkommen hier in
der dunkeln Finſterniß!
Fortunat. Nur wer ſo lebendig eingegraben
lag, und an Huͤlfe und Rettung verzweifelte, kann
fuͤhlen, mit welchem Danke ſich ſein Herz zum
Himmel erhebt, darum laßt uns in die Kirche ei-
len, und an geweihter Staͤtte, mein Leopold, wollen
wir unſer geruͤhrtes Herz dem darbringen, deſſen
Auge uns auch in dieſen Gewoͤlben zu finden wußte.
Abt. Ihr ſeyd in allen Dingen ehrwuͤrdig
und loͤblicher Geſinnung, edler Herr.
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Zitationshilfe: | Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 3. Berlin, 1816, S. 148. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_phantasus03_1816/158>, abgerufen am 17.06.2024. |