Die Lippe nicht allein, die küßt, Im Küssen ein Geist im andern ist, Himmelsothem umweht mich mit Engelsschwingen, Alle Pulse Wonn' und Entzücken klingen. Keine Sehnsucht weckt des Waldes Ton, Blickt mich an der holde Augenstern, Fliegt mein Geist nach Strömen nicht davon, Lockt mich keine zauberreiche Fern, Bleibe in der Heimath gern.
Der Mann.
Irrte der Mensch in der schönsten Zeit des Le¬ bens nicht rastlos über Klippen und Fels, glücklich wäre der Mensch, Aber er sucht in Bergen, im Thal das befreundete Wesen, Jenes bleibt ihm fremd, er nur sich selber getreu, Könnte Vernunft durch's Leben den raschen Jüng¬ ling geleiten, Daß er das Leben nicht selbst wie ein Verschwender verlör', Suchend, was niemals noch vor ihm ein Einz'ger gefunden, Daß er doch glaubte, was ihn Mutter Erfahrung belehrt.
Die Lippe nicht allein, die küßt, Im Küſſen ein Geiſt im andern iſt, Himmelsothem umweht mich mit Engelsſchwingen, Alle Pulſe Wonn' und Entzücken klingen. Keine Sehnſucht weckt des Waldes Ton, Blickt mich an der holde Augenſtern, Fliegt mein Geiſt nach Strömen nicht davon, Lockt mich keine zauberreiche Fern, Bleibe in der Heimath gern.
Der Mann.
Irrte der Menſch in der ſchönſten Zeit des Le¬ bens nicht raſtlos über Klippen und Fels, glücklich wäre der Menſch, Aber er ſucht in Bergen, im Thal das befreundete Weſen, Jenes bleibt ihm fremd, er nur ſich ſelber getreu, Könnte Vernunft durch's Leben den raſchen Jüng¬ ling geleiten, Daß er das Leben nicht ſelbſt wie ein Verſchwender verlör', Suchend, was niemals noch vor ihm ein Einz'ger gefunden, Daß er doch glaubte, was ihn Mutter Erfahrung belehrt.
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Die Lippe nicht allein, die küßt,
Im Küſſen ein Geiſt im andern iſt,
Himmelsothem umweht mich mit Engelsſchwingen,
Alle Pulſe Wonn' und Entzücken klingen.
Keine Sehnſucht weckt des Waldes Ton,
Blickt mich an der holde Augenſtern,
Fliegt mein Geiſt nach Strömen nicht davon,
Lockt mich keine zauberreiche Fern,
Bleibe in der Heimath gern.
Der Mann.
Irrte der Menſch in der ſchönſten Zeit des Le¬
bens nicht raſtlos
über Klippen und Fels, glücklich wäre der Menſch,
Aber er ſucht in Bergen, im Thal das befreundete
Weſen,
Jenes bleibt ihm fremd, er nur ſich ſelber getreu,
Könnte Vernunft durch's Leben den raſchen Jüng¬
ling geleiten,
Daß er das Leben nicht ſelbſt wie ein Verſchwender
verlör',
Suchend, was niemals noch vor ihm ein Einz'ger
gefunden,
Daß er doch glaubte, was ihn Mutter Erfahrung
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Tieck, Ludwig: Franz Sternbald's Wanderungen. Bd. 2. Berlin, 1798, S. 219. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_sternbald02_1798/227>, abgerufen am 17.06.2024.
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