Uz, Johann Peter: Lyrische und andere Gedichte. 2. Aufl. Ansbach, 1755.Lyrische Gedichte Vor ihnen her entflieht die Lust; Und in den Büschen öder Auen, Wo vormals an geliebter Brust Der satte Landmann sang, herrscht Einsamkeit und Grauen. Der Adler sieht entschlafen zu, Und bleibt bey ganzer Länder Schreyen Stets unerzürnt in träger Ruh, Entwaffnet und gezähmt von falschen Schmeicheleyen. O Schande! sind wir euch verwandt, Jhr Deutschen jener bessern Zeiten, Die feiger Knechtschaft eisern Band Mehr, als den härtsten Tod im Arm der Freyheit scheuten? Wir, die uns kranker Wollust weihn, Geschwächt vom Gifte weicher Sitten; Wir wollen deren Enkel seyn, Die, rauh, doch furchtbarfrey, für ihre Wälder stritten? Die Wälder, wo ihr Ruhm noch izt Um die bemoosten Eichen schwebet, Wo, als ihr Stahl vereint geblitzt, Jhr ehrner Arm gesiegt und Latium gebebet? Wir
Lyriſche Gedichte Vor ihnen her entflieht die Luſt; Und in den Buͤſchen oͤder Auen, Wo vormals an geliebter Bruſt Der ſatte Landmann ſang, herrſcht Einſamkeit und Grauen. Der Adler ſieht entſchlafen zu, Und bleibt bey ganzer Laͤnder Schreyen Stets unerzuͤrnt in traͤger Ruh, Entwaffnet und gezaͤhmt von falſchen Schmeicheleyen. O Schande! ſind wir euch verwandt, Jhr Deutſchen jener beſſern Zeiten, Die feiger Knechtſchaft eiſern Band Mehr, als den haͤrtſten Tod im Arm der Freyheit ſcheuten? Wir, die uns kranker Wolluſt weihn, Geſchwaͤcht vom Gifte weicher Sitten; Wir wollen deren Enkel ſeyn, Die, rauh, doch furchtbarfrey, fuͤr ihre Waͤlder ſtritten? Die Waͤlder, wo ihr Ruhm noch izt Um die bemooſten Eichen ſchwebet, Wo, als ihr Stahl vereint geblitzt, Jhr ehrner Arm geſiegt und Latium gebebet? Wir
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Lyriſche Gedichte
Vor ihnen her entflieht die Luſt;
Und in den Buͤſchen oͤder Auen,
Wo vormals an geliebter Bruſt
Der ſatte Landmann ſang, herrſcht Einſamkeit und Grauen.
Der Adler ſieht entſchlafen zu,
Und bleibt bey ganzer Laͤnder Schreyen
Stets unerzuͤrnt in traͤger Ruh,
Entwaffnet und gezaͤhmt von falſchen Schmeicheleyen.
O Schande! ſind wir euch verwandt,
Jhr Deutſchen jener beſſern Zeiten,
Die feiger Knechtſchaft eiſern Band
Mehr, als den haͤrtſten Tod im Arm der Freyheit ſcheuten?
Wir, die uns kranker Wolluſt weihn,
Geſchwaͤcht vom Gifte weicher Sitten;
Wir wollen deren Enkel ſeyn,
Die, rauh, doch furchtbarfrey, fuͤr ihre Waͤlder ſtritten?
Die Waͤlder, wo ihr Ruhm noch izt
Um die bemooſten Eichen ſchwebet,
Wo, als ihr Stahl vereint geblitzt,
Jhr ehrner Arm geſiegt und Latium gebebet?
Wir
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