Vischer, Friedrich Theodor von: Ästhetik oder Wissenschaft des Schönen. Bd. 3,2,2. Stuttgart, 1853.
architektonische Fläche angelehnten und des ganz freien Bildwerks ist, in viel- Der Unterschied des Materials und der Technik ist wichtig genug, §. 634. Der Unterschied der Arten der Phantasie, wie sie in §. 402 aufgeführt
architektoniſche Fläche angelehnten und des ganz freien Bildwerks iſt, in viel- Der Unterſchied des Materials und der Technik iſt wichtig genug, §. 634. Der Unterſchied der Arten der Phantaſie, wie ſie in §. 402 aufgeführt <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <div n="5"> <div n="6"> <p> <hi rendition="#fr"><pb facs="#f0137" n="463"/> architektoniſche Fläche angelehnten und des ganz freien Bildwerks iſt, in viel-<lb/> facher Beziehung zu den vorhergehenden Eintheilungen.</hi> </p><lb/> <p> <hi rendition="#et">Der Unterſchied des Materials und der Technik iſt wichtig genug,<lb/> eine ausdrückliche Zweigtheilung zu begründen; er iſt kein bloß äußerli-<lb/> cher, ſondern ſteht in tiefer Beziehung zu den Gegenſtänden und zu dem<lb/> Gegenſatze der Statue und Gruppe. Der Unterſchied des Materials zwar<lb/> tritt nur in Beziehung zu den Gegenſtänden, denn der Form-Unterſchied<lb/> der Statue und Gruppe verhält ſich dazu gleichgültig; verſchiedenes Ma-<lb/> terial kann beiden Formen dienen. Wie innig die erſtere Beziehung iſt,<lb/> wie ganz verſchiedenen Stoffen roherer Stein, Erz, Marmor zuſagt, iſt<lb/> in §. 607 hinreichend auseinandergeſetzt. Der Unterſchied von Relief,<lb/> angelehnter und ganz freier Plaſtik berührt ſich dagegen vielſeitig mit<lb/> ſämmtlichen vorangehenden Eintheilungen. Es iſt klar, daß das Relief<lb/> ſelten eine vereinzelte Geſtalt geben wird; es geſchieht dieß in der Maſke,<lb/> in Porträtköpfen vom Profile an Monumenten, in Wandverzierenden<lb/> Medaillons, wohl auch in ganzen Figuren; im Ganzen und Großen aber<lb/> iſt ja das Relief und das angelehnte Bildwerk (hauptſächlich Giebelfeld-<lb/> ſchmuck) natürlich eine Form der Gruppirung, wie denn aller Anſchluß<lb/> an die Baukunſt an ſich ſchon die Beſtimmung umfaſſender, in Vielheit<lb/> aufgelöster Entfaltung einer Idee in ſich ſchließt. Ebendaher werden<lb/> dieſe Formen zwar gerne in Darſtellung ruhiger Situationen ſich bewe-<lb/> gen, aber ungleich mehr wird ihnen doch bewegte Situation, reiche Hand-<lb/> lung zuſagen; wogegen die freie Plaſtik in der Gruppe ſo viele Schwie-<lb/> rigkeiten zu überwinden hat, daß ſie ungleich mehr auf die einzelne Ge-<lb/> ſtalt, alſo auf die Ruhe angewieſen iſt. Was nun das Verhältniß zu<lb/> den Gegenſtänden an ſich betrifft, ſo iſt klar, daß zwar von einer aus-<lb/> ſchließenden Vertheilung derſelben an Relief und freie Bildnerei nicht die<lb/> Rede ſein kann, allein der Begriff der ausdrücklichen Unendlichkeit im<lb/> Gott wird doch natürlich mehr zum freien oder nur angelehnten Bild-<lb/> werk führen, wogegen die hinlaufenden Streifen und Felder des eng an-<lb/> geſchloſſenen, d. h. das Relief mehr für menſchliche und heroiſche, halb-<lb/> göttliche oder, ſoweit ſich ſolche zu entwickeln vermögen, eigentlich ge-<lb/> ſchichtliche Stoffe ſich eignen.</hi> </p> </div><lb/> <div n="6"> <head>§. 634.</head><lb/> <p> <hi rendition="#fr">Der Unterſchied der Arten der Phantaſie, wie ſie in §. 402 aufgeführt<lb/> ſind, kann in der Bildnerkunſt nur ſchwach hervortreten; das <hi rendition="#g">einfach Schöne</hi><lb/> iſt ſo ſehr der beſtimmende Standpunct (vergl. §. 605, <hi rendition="#sub">2.</hi>), daß das <hi rendition="#g">Erha-<lb/> bene</hi> und <hi rendition="#g">Komiſche</hi> ſich zwar geltend macht, doch (vergl. §. 603) nicht mit<lb/></hi> </p> </div> </div> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [463/0137]
architektoniſche Fläche angelehnten und des ganz freien Bildwerks iſt, in viel-
facher Beziehung zu den vorhergehenden Eintheilungen.
Der Unterſchied des Materials und der Technik iſt wichtig genug,
eine ausdrückliche Zweigtheilung zu begründen; er iſt kein bloß äußerli-
cher, ſondern ſteht in tiefer Beziehung zu den Gegenſtänden und zu dem
Gegenſatze der Statue und Gruppe. Der Unterſchied des Materials zwar
tritt nur in Beziehung zu den Gegenſtänden, denn der Form-Unterſchied
der Statue und Gruppe verhält ſich dazu gleichgültig; verſchiedenes Ma-
terial kann beiden Formen dienen. Wie innig die erſtere Beziehung iſt,
wie ganz verſchiedenen Stoffen roherer Stein, Erz, Marmor zuſagt, iſt
in §. 607 hinreichend auseinandergeſetzt. Der Unterſchied von Relief,
angelehnter und ganz freier Plaſtik berührt ſich dagegen vielſeitig mit
ſämmtlichen vorangehenden Eintheilungen. Es iſt klar, daß das Relief
ſelten eine vereinzelte Geſtalt geben wird; es geſchieht dieß in der Maſke,
in Porträtköpfen vom Profile an Monumenten, in Wandverzierenden
Medaillons, wohl auch in ganzen Figuren; im Ganzen und Großen aber
iſt ja das Relief und das angelehnte Bildwerk (hauptſächlich Giebelfeld-
ſchmuck) natürlich eine Form der Gruppirung, wie denn aller Anſchluß
an die Baukunſt an ſich ſchon die Beſtimmung umfaſſender, in Vielheit
aufgelöster Entfaltung einer Idee in ſich ſchließt. Ebendaher werden
dieſe Formen zwar gerne in Darſtellung ruhiger Situationen ſich bewe-
gen, aber ungleich mehr wird ihnen doch bewegte Situation, reiche Hand-
lung zuſagen; wogegen die freie Plaſtik in der Gruppe ſo viele Schwie-
rigkeiten zu überwinden hat, daß ſie ungleich mehr auf die einzelne Ge-
ſtalt, alſo auf die Ruhe angewieſen iſt. Was nun das Verhältniß zu
den Gegenſtänden an ſich betrifft, ſo iſt klar, daß zwar von einer aus-
ſchließenden Vertheilung derſelben an Relief und freie Bildnerei nicht die
Rede ſein kann, allein der Begriff der ausdrücklichen Unendlichkeit im
Gott wird doch natürlich mehr zum freien oder nur angelehnten Bild-
werk führen, wogegen die hinlaufenden Streifen und Felder des eng an-
geſchloſſenen, d. h. das Relief mehr für menſchliche und heroiſche, halb-
göttliche oder, ſoweit ſich ſolche zu entwickeln vermögen, eigentlich ge-
ſchichtliche Stoffe ſich eignen.
§. 634.
Der Unterſchied der Arten der Phantaſie, wie ſie in §. 402 aufgeführt
ſind, kann in der Bildnerkunſt nur ſchwach hervortreten; das einfach Schöne
iſt ſo ſehr der beſtimmende Standpunct (vergl. §. 605, 2.), daß das Erha-
bene und Komiſche ſich zwar geltend macht, doch (vergl. §. 603) nicht mit
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