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Weise, Christian: Überflüßige Gedancken Der grünenden jugend. Leipzig, 1701.

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Uberflüssiger gedancken
Rosilis.
Sind die wollen-weiche glieder/
Jst das zarte fleisch nicht schön/
Als auff welchen hin und wieder
Neue wollusts-rosen stehn?
Ach mein hertz/ bedencke diß/
Und die liebe Rosilis.
Regilis.
Hier sind lilgen und narzissen/
Hier ist weisses helffenbein/
Hier ist unschuld bey dem küssen/
Stille wollust bey der pein/
Drum mein hertz/ behalte diß
Jn der werthen Regilis.
Lisilis.
Schau die angenehmen haare/
Sih die frischen augen an/
Nimm den glantz der jungen jahre/
Welcher nichts als siegen kan/
Liebstes hertz/ auch suche diß
Bey der schönsten Lisilis.
Der Liebhaber.
Wo bleib ich/ was such ich/ was soll ich behalten/
Wo setz ich meine ruhstatt ein?
Mein schwaches gemüthe wil lieber erkalten
Als bey der hitze mühsam seyn:
Drum weichet ihr sorgen/ und qvälet mich nicht/
Jch warte/ was endlich mein glücke verspricht.
Marilis.
Mein/ wie solte dir belieben
Rosilis die bauer-magd?
Regilis kan dich betrüben/
Wann
Uberfluͤſſiger gedancken
Roſilis.
Sind die wollen-weiche glieder/
Jſt das zarte fleiſch nicht ſchoͤn/
Als auff welchen hin und wieder
Neue wolluſts-roſen ſtehn?
Ach mein hertz/ bedencke diß/
Und die liebe Roſilis.
Regilis.
Hier ſind lilgen und narziſſen/
Hier iſt weiſſes helffenbein/
Hier iſt unſchuld bey dem kuͤſſen/
Stille wolluſt bey der pein/
Drum mein hertz/ behalte diß
Jn der werthen Regilis.
Liſilis.
Schau die angenehmen haare/
Sih die friſchen augen an/
Nimm den glantz der jungen jahre/
Welcher nichts als ſiegen kan/
Liebſtes hertz/ auch ſuche diß
Bey der ſchoͤnſten Liſilis.
Der Liebhaber.
Wo bleib ich/ was ſuch ich/ was ſoll ich behalten/
Wo ſetz ich meine ruhſtatt ein?
Mein ſchwaches gemuͤthe wil lieber erkalten
Als bey der hitze muͤhſam ſeyn:
Drum weichet ihr ſorgen/ und qvaͤlet mich nicht/
Jch warte/ was endlich mein gluͤcke verſpricht.
Marilis.
Mein/ wie ſolte dir belieben
Roſilis die bauer-magd?
Regilis kan dich betruͤben/
Wann
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[120/0136] Uberfluͤſſiger gedancken Roſilis. Sind die wollen-weiche glieder/ Jſt das zarte fleiſch nicht ſchoͤn/ Als auff welchen hin und wieder Neue wolluſts-roſen ſtehn? Ach mein hertz/ bedencke diß/ Und die liebe Roſilis. Regilis. Hier ſind lilgen und narziſſen/ Hier iſt weiſſes helffenbein/ Hier iſt unſchuld bey dem kuͤſſen/ Stille wolluſt bey der pein/ Drum mein hertz/ behalte diß Jn der werthen Regilis. Liſilis. Schau die angenehmen haare/ Sih die friſchen augen an/ Nimm den glantz der jungen jahre/ Welcher nichts als ſiegen kan/ Liebſtes hertz/ auch ſuche diß Bey der ſchoͤnſten Liſilis. Der Liebhaber. Wo bleib ich/ was ſuch ich/ was ſoll ich behalten/ Wo ſetz ich meine ruhſtatt ein? Mein ſchwaches gemuͤthe wil lieber erkalten Als bey der hitze muͤhſam ſeyn: Drum weichet ihr ſorgen/ und qvaͤlet mich nicht/ Jch warte/ was endlich mein gluͤcke verſpricht. Marilis. Mein/ wie ſolte dir belieben Roſilis die bauer-magd? Regilis kan dich betruͤben/ Wann

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Zitationshilfe: Weise, Christian: Überflüßige Gedancken Der grünenden jugend. Leipzig, 1701, S. 120. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_jugend_1701/136>, abgerufen am 29.05.2024.