Weismann, August: Die Allmacht der Naturzüchtung. Eine Erwiderung an Herbert Spencer. Jena, 1893.Theile erforderlich ist; die Vererbung erworbener Abände- Ich kann auch heute nicht dieser Meinung sein. Seitdem Ich hoffe aber zu zeigen, dass sie nicht die richtige Was ist einfacher und scheinbar selbstverständlicher, Theile erforderlich ist; die Vererbung erworbener Abände- Ich kann auch heute nicht dieser Meinung sein. Seitdem Ich hoffe aber zu zeigen, dass sie nicht die richtige Was ist einfacher und scheinbar selbstverständlicher, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0025" n="13"/> Theile erforderlich ist; die Vererbung erworbener Abände-<lb/> rungen wäre demnach — so scheint es — eine unvermeid-<lb/> liche Annahme, und <hi rendition="#g">Herbert Spencer</hi> ist so sehr von<lb/> der Kraft seiner Argumente überzeugt, dass er gradezu<lb/> erklärt: „either there has been inheritance of acquired<lb/> characters, or there has been no evolution“.</p><lb/> <p>Ich kann auch heute nicht dieser Meinung sein. Seitdem<lb/> ich vor 10 Jahren die Ansicht ausgesprochen habe, dass<lb/> functionelle Abänderungen (erworbene Charaktere) nicht<lb/> vererbt werden könnten, habe ich nicht aufgehört, diese<lb/> Meinung auf ihre Richtigkeit zu prüfen, und überall, wo ich<lb/> im Stande war, tiefer in die Erscheinungen einzudringen,<lb/> habe ich dieselbe bestätigt gefunden. Ich gebe aber zu,<lb/> dass der Einwurf <hi rendition="#g">Spencer’s</hi> ein bestechender ist, und ich<lb/> würde mich nicht wundern, wenn Viele, die seinen Aufsatz<lb/> gelesen und sich mit den enormen Schwierigkeiten bekannt<lb/> gemacht haben, welche nach seiner Ansicht einer Erklärung<lb/> der betreffenden Erscheinungen durch Naturzüchtung ent-<lb/> gegenstehen, sich von der Macht seiner Darstellungskunst<lb/> hingerissen fühlen und die <hi rendition="#g">leichtere</hi> Erklärung dieser<lb/> Erscheinungen, diejenige durch Vererbung erworbener Eigen-<lb/> schaften, auch für die <hi rendition="#g">richtige</hi> halten.</p><lb/> <p>Ich hoffe aber zu zeigen, dass sie nicht die richtige<lb/> sein <hi rendition="#g">kann</hi>, und dass wir hier, wie bei dem Verkümmern<lb/> nicht gebrauchter Theile, die scheinbar einfachste und bei-<lb/> nahe selbstverständliche Erklärung verwerfen und nach einer<lb/> anderen suchen müssen.</p><lb/> <p>Was ist einfacher und scheinbar selbstverständlicher,<lb/> als dass Organe, die nicht benutzt werden, verkümmern<lb/> eben durch ihre Unthätigkeit? Wir wissen ja, dass Thätig-<lb/> keit die Muskeln und viele andere Theile kräftigt, Un-<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [13/0025]
Theile erforderlich ist; die Vererbung erworbener Abände-
rungen wäre demnach — so scheint es — eine unvermeid-
liche Annahme, und Herbert Spencer ist so sehr von
der Kraft seiner Argumente überzeugt, dass er gradezu
erklärt: „either there has been inheritance of acquired
characters, or there has been no evolution“.
Ich kann auch heute nicht dieser Meinung sein. Seitdem
ich vor 10 Jahren die Ansicht ausgesprochen habe, dass
functionelle Abänderungen (erworbene Charaktere) nicht
vererbt werden könnten, habe ich nicht aufgehört, diese
Meinung auf ihre Richtigkeit zu prüfen, und überall, wo ich
im Stande war, tiefer in die Erscheinungen einzudringen,
habe ich dieselbe bestätigt gefunden. Ich gebe aber zu,
dass der Einwurf Spencer’s ein bestechender ist, und ich
würde mich nicht wundern, wenn Viele, die seinen Aufsatz
gelesen und sich mit den enormen Schwierigkeiten bekannt
gemacht haben, welche nach seiner Ansicht einer Erklärung
der betreffenden Erscheinungen durch Naturzüchtung ent-
gegenstehen, sich von der Macht seiner Darstellungskunst
hingerissen fühlen und die leichtere Erklärung dieser
Erscheinungen, diejenige durch Vererbung erworbener Eigen-
schaften, auch für die richtige halten.
Ich hoffe aber zu zeigen, dass sie nicht die richtige
sein kann, und dass wir hier, wie bei dem Verkümmern
nicht gebrauchter Theile, die scheinbar einfachste und bei-
nahe selbstverständliche Erklärung verwerfen und nach einer
anderen suchen müssen.
Was ist einfacher und scheinbar selbstverständlicher,
als dass Organe, die nicht benutzt werden, verkümmern
eben durch ihre Unthätigkeit? Wir wissen ja, dass Thätig-
keit die Muskeln und viele andere Theile kräftigt, Un-
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