Weismann, August: Die Allmacht der Naturzüchtung. Eine Erwiderung an Herbert Spencer. Jena, 1893.fand. Auch hier besitzen die "Soldaten" einen sehr grossen Es lässt sich nun wohl nicht leugnen, dass wir hier fand. Auch hier besitzen die „Soldaten“ einen sehr grossen Es lässt sich nun wohl nicht leugnen, dass wir hier <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0036" n="24"/> fand. Auch hier besitzen die „Soldaten“ einen sehr grossen<lb/> und dicken Kopf, den sie in recht sonderbarer Weise be-<lb/> nutzen. Derselbe ist nämlich so gross, dass er grade eine<lb/> der vielen kleinen Eingangspforten zum Neste verschliesst,<lb/> und so bewachen sie das Nest, indem jede von ihnen eine<lb/> Pforte besetzt hält.</p><lb/> <p>Es lässt sich nun wohl nicht leugnen, dass wir hier<lb/> Veränderungen vor uns haben, welchen in verkleinertem<lb/> Maassstabe ähnliche Vorgänge zu Grunde liegen müssen,<lb/> wie sie <hi rendition="#g">Herbert Spencer</hi> mit Recht bei der Beschwerung<lb/> des Kopfes eines Hirsches mit einem immer grösser und<lb/> schwerer werdenden Geweih (Torfhirsch) annahm; das heisst:<lb/><hi rendition="#g">es müssen viele Theile gleichzeitig und in<lb/> Harmonie mit einander verändert worden sein</hi>.<lb/> Wenn die Kiefer stärker und grösser wurden, konnten sie<lb/> nur dann brauchbar bleiben, wenn auch die sie bewegende<lb/> Musculatur stärker und wenn die Chitinkapsel des Kopfes,<lb/> an der sie eingelenkt sind, dicker wurde. Der Kopf musste<lb/> also zugleich grösser und sein Hautpanzer dicker werden.<lb/> Auch die Nerven, welche die Kaumuskeln versorgen, mussten<lb/> reicher an Nervenfasern werden, um die viel zahlreicheren<lb/> Muskelfasern alle versorgen zu können, und dementsprechend<lb/> werden auch die entsprechenden Bewegungscentren des Ge-<lb/> hirns eine Verstärkung ihrer Elemente haben erfahren<lb/> müssen u. s. w. Aber damit sind wir noch nicht zu Ende,<lb/> denn wie beim Hirsch das schwerere Geweih eine Verstär-<lb/> kung der Bänder, Knochen und Muskeln mindestens des<lb/> Halses und der ganzen vorderen Extremitäten erfordert, so<lb/> konnte auch der grössere und schwerere Kopf der zum<lb/> Soldaten umgewandelten Ameise nicht mehr von dem Thorax<lb/> und den Beinen getragen und bewegt werden, wenn diese<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [24/0036]
fand. Auch hier besitzen die „Soldaten“ einen sehr grossen
und dicken Kopf, den sie in recht sonderbarer Weise be-
nutzen. Derselbe ist nämlich so gross, dass er grade eine
der vielen kleinen Eingangspforten zum Neste verschliesst,
und so bewachen sie das Nest, indem jede von ihnen eine
Pforte besetzt hält.
Es lässt sich nun wohl nicht leugnen, dass wir hier
Veränderungen vor uns haben, welchen in verkleinertem
Maassstabe ähnliche Vorgänge zu Grunde liegen müssen,
wie sie Herbert Spencer mit Recht bei der Beschwerung
des Kopfes eines Hirsches mit einem immer grösser und
schwerer werdenden Geweih (Torfhirsch) annahm; das heisst:
es müssen viele Theile gleichzeitig und in
Harmonie mit einander verändert worden sein.
Wenn die Kiefer stärker und grösser wurden, konnten sie
nur dann brauchbar bleiben, wenn auch die sie bewegende
Musculatur stärker und wenn die Chitinkapsel des Kopfes,
an der sie eingelenkt sind, dicker wurde. Der Kopf musste
also zugleich grösser und sein Hautpanzer dicker werden.
Auch die Nerven, welche die Kaumuskeln versorgen, mussten
reicher an Nervenfasern werden, um die viel zahlreicheren
Muskelfasern alle versorgen zu können, und dementsprechend
werden auch die entsprechenden Bewegungscentren des Ge-
hirns eine Verstärkung ihrer Elemente haben erfahren
müssen u. s. w. Aber damit sind wir noch nicht zu Ende,
denn wie beim Hirsch das schwerere Geweih eine Verstär-
kung der Bänder, Knochen und Muskeln mindestens des
Halses und der ganzen vorderen Extremitäten erfordert, so
konnte auch der grössere und schwerere Kopf der zum
Soldaten umgewandelten Ameise nicht mehr von dem Thorax
und den Beinen getragen und bewegt werden, wenn diese
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