räumen, allein die starke Aussaat an Buch- weitzen ersetzt solchen sogleich wieder, und nach- hero muß das durch den grossen Viehstand, den die künstliche Wiesen herbeischaffen, reich- lich gedüngte Kornland doppelt und dreifach so viel einerndten lassen als zur Zeit der Gemein- heiten, ob es gleich nicht mehr von so grossen Umfange ist.
4. Durch den Anbau der Futterkräuter verlieret man kein Land, wie durch die weit- läuftige Braache bei der Feldgemeinschaft all- jährlich geschiehet, sondern man nutzet es nur anders. Kann denn der Boden zu nichts an- ders gebraucht werden als zum Kornbau? Muß denn der sämtliche Acker schlechterdings allein mit Getreide besäet werden? Wie aber wenn man darthun kann, daß ein Stück Ackers, so mit Futterkräutern bestellet ist, mehr einbrin- get, als wenn es den schönsten Weitzen trägt? Jn Engelland wurden solches die Landleute nur gar zu bald inne, dahero machten sie den größten Theil ihres Ackers zu künstlichen Wie- sen, legten sich am meisten auf die vortheilhafte Viehzucht, und verliessen den Kornbau, so daß man sich genöthiget sahe, diesem Verfah- ren in einigen Provinzien durch wiederholte Parlements-Acten Grenzen zu setzen.
§. 49.
F 3
raͤumen, allein die ſtarke Ausſaat an Buch- weitzen erſetzt ſolchen ſogleich wieder, und nach- hero muß das durch den groſſen Viehſtand, den die kuͤnſtliche Wieſen herbeiſchaffen, reich- lich geduͤngte Kornland doppelt und dreifach ſo viel einerndten laſſen als zur Zeit der Gemein- heiten, ob es gleich nicht mehr von ſo groſſen Umfange iſt.
4. Durch den Anbau der Futterkraͤuter verlieret man kein Land, wie durch die weit- laͤuftige Braache bei der Feldgemeinſchaft all- jaͤhrlich geſchiehet, ſondern man nutzet es nur anders. Kann denn der Boden zu nichts an- ders gebraucht werden als zum Kornbau? Muß denn der ſaͤmtliche Acker ſchlechterdings allein mit Getreide beſaͤet werden? Wie aber wenn man darthun kann, daß ein Stuͤck Ackers, ſo mit Futterkraͤutern beſtellet iſt, mehr einbrin- get, als wenn es den ſchoͤnſten Weitzen traͤgt? Jn Engelland wurden ſolches die Landleute nur gar zu bald inne, dahero machten ſie den groͤßten Theil ihres Ackers zu kuͤnſtlichen Wie- ſen, legten ſich am meiſten auf die vortheilhafte Viehzucht, und verlieſſen den Kornbau, ſo daß man ſich genoͤthiget ſahe, dieſem Verfah- ren in einigen Provinzien durch wiederholte Parlements-Acten Grenzen zu ſetzen.
§. 49.
F 3
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raͤumen, allein die ſtarke Ausſaat an Buch-
weitzen erſetzt ſolchen ſogleich wieder, und nach-
hero muß das durch den groſſen Viehſtand,
den die kuͤnſtliche Wieſen herbeiſchaffen, reich-
lich geduͤngte Kornland doppelt und dreifach ſo
viel einerndten laſſen als zur Zeit der Gemein-
heiten, ob es gleich nicht mehr von ſo groſſen
Umfange iſt.
4. Durch den Anbau der Futterkraͤuter
verlieret man kein Land, wie durch die weit-
laͤuftige Braache bei der Feldgemeinſchaft all-
jaͤhrlich geſchiehet, ſondern man nutzet es nur
anders. Kann denn der Boden zu nichts an-
ders gebraucht werden als zum Kornbau? Muß
denn der ſaͤmtliche Acker ſchlechterdings allein
mit Getreide beſaͤet werden? Wie aber wenn
man darthun kann, daß ein Stuͤck Ackers, ſo
mit Futterkraͤutern beſtellet iſt, mehr einbrin-
get, als wenn es den ſchoͤnſten Weitzen traͤgt?
Jn Engelland wurden ſolches die Landleute
nur gar zu bald inne, dahero machten ſie den
groͤßten Theil ihres Ackers zu kuͤnſtlichen Wie-
ſen, legten ſich am meiſten auf die vortheilhafte
Viehzucht, und verlieſſen den Kornbau, ſo
daß man ſich genoͤthiget ſahe, dieſem Verfah-
ren in einigen Provinzien durch wiederholte
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Wöllner, Johann Christoph von: Die Aufhebung der Gemeinheiten in der Marck Brandenburg. Berlin, 1766, S. 85. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/woellner_aufhebung_1766/103>, abgerufen am 18.06.2024.
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