eines Dorfs zugehören, und in dieser Verfas- sung gemeiniglich den grösten Mißhandlungen unterworfen sind. Wie weit entfernt ist doch ein solcher armer Wald, der dem Willkühr ei- ner Anzahl Bauren offen stehet, von einer forstmäßig pfleglichen Behandlung, welche un- endlich mehr Einsichten, Behutsamkeit, und Sorgfalt voraussetzt, als man mit guten Ge- wissen von solchen Leuten fordern kann. Dem Herrn des Dorfs stehet zwar nach Königlichen Edickten die Oberaufsicht darüber allerdings zu, allein oft hat er in anderen wichtigern An- gelegenheiten mit seinen ungezognen Bauren schon genug zu zanken, als daß er seine Ver- drießlichkeiten mit dieser Holzwirthschaft noch vermehren solte. Kann man es ihm verden- ken, wenn er seine Ruhe vorziehet, und lieber den Bauren in ihrem Walde den Willen lässet, als sich der anjetzt so leichten Möglichkeit aus- setzt, mit ihnen vielleicht in einen Proceß zu gerathen? Der Wald bleibt also seinem Schick- sal und dem unordentlichen Verfahren seiner Eigenthümer zu seinem grösten Ruin überlassen, und stellet jedem Reisenden die elende Beschaf- fenheit seiner Pflege sattsam vor Augen. Diesem Unwesen kann aber am besten abgehol- fen werden, wenn die zu der neuen Einrich- tung verordnete Königliche Commißion bei Aufhebung der Gemeinheiten in einem Dorfe
das
eines Dorfs zugehoͤren, und in dieſer Verfaſ- ſung gemeiniglich den groͤſten Mißhandlungen unterworfen ſind. Wie weit entfernt iſt doch ein ſolcher armer Wald, der dem Willkuͤhr ei- ner Anzahl Bauren offen ſtehet, von einer forſtmaͤßig pfleglichen Behandlung, welche un- endlich mehr Einſichten, Behutſamkeit, und Sorgfalt vorausſetzt, als man mit guten Ge- wiſſen von ſolchen Leuten fordern kann. Dem Herrn des Dorfs ſtehet zwar nach Koͤniglichen Edickten die Oberaufſicht daruͤber allerdings zu, allein oft hat er in anderen wichtigern An- gelegenheiten mit ſeinen ungezognen Bauren ſchon genug zu zanken, als daß er ſeine Ver- drießlichkeiten mit dieſer Holzwirthſchaft noch vermehren ſolte. Kann man es ihm verden- ken, wenn er ſeine Ruhe vorziehet, und lieber den Bauren in ihrem Walde den Willen laͤſſet, als ſich der anjetzt ſo leichten Moͤglichkeit aus- ſetzt, mit ihnen vielleicht in einen Proceß zu gerathen? Der Wald bleibt alſo ſeinem Schick- ſal und dem unordentlichen Verfahren ſeiner Eigenthuͤmer zu ſeinem groͤſten Ruin uͤberlaſſen, und ſtellet jedem Reiſenden die elende Beſchaf- fenheit ſeiner Pflege ſattſam vor Augen. Dieſem Unweſen kann aber am beſten abgehol- fen werden, wenn die zu der neuen Einrich- tung verordnete Koͤnigliche Commißion bei Aufhebung der Gemeinheiten in einem Dorfe
das
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eines Dorfs zugehoͤren, und in dieſer Verfaſ-
ſung gemeiniglich den groͤſten Mißhandlungen
unterworfen ſind. Wie weit entfernt iſt doch
ein ſolcher armer Wald, der dem Willkuͤhr ei-
ner Anzahl Bauren offen ſtehet, von einer
forſtmaͤßig pfleglichen Behandlung, welche un-
endlich mehr Einſichten, Behutſamkeit, und
Sorgfalt vorausſetzt, als man mit guten Ge-
wiſſen von ſolchen Leuten fordern kann. Dem
Herrn des Dorfs ſtehet zwar nach Koͤniglichen
Edickten die Oberaufſicht daruͤber allerdings
zu, allein oft hat er in anderen wichtigern An-
gelegenheiten mit ſeinen ungezognen Bauren
ſchon genug zu zanken, als daß er ſeine Ver-
drießlichkeiten mit dieſer Holzwirthſchaft noch
vermehren ſolte. Kann man es ihm verden-
ken, wenn er ſeine Ruhe vorziehet, und lieber
den Bauren in ihrem Walde den Willen laͤſſet,
als ſich der anjetzt ſo leichten Moͤglichkeit aus-
ſetzt, mit ihnen vielleicht in einen Proceß zu
gerathen? Der Wald bleibt alſo ſeinem Schick-
ſal und dem unordentlichen Verfahren ſeiner
Eigenthuͤmer zu ſeinem groͤſten Ruin uͤberlaſſen,
und ſtellet jedem Reiſenden die elende Beſchaf-
fenheit ſeiner Pflege ſattſam vor Augen.
Dieſem Unweſen kann aber am beſten abgehol-
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Wöllner, Johann Christoph von: Die Aufhebung der Gemeinheiten in der Marck Brandenburg. Berlin, 1766, S. 139. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/woellner_aufhebung_1766/157>, abgerufen am 17.06.2024.
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