gar erliegen. Jn diesem Fall befinden sich sehr viel Bauren in unserer Marck, solche besitzen zum Theil drei, vier und mehrere Hufen, und da ihnen an denen meisten Oertern, Weide und Wiesen fehlen, so ist ihr Viehstand ofte so klein, daß er kaum mit einer einzigen Hufe in einem gehörigen Verhältnis stehet. Was kann aber anders hieraus erfolgen, als daß das ganze Feld so schlecht als möglich bestellet wird, und der Ertrag desselben eben so schlecht ausfällt. Von denen entlegenen Aeckern er- hält er zuweilen kaum die Aussaat wieder, vor seine Mühe und Arbeit aber gar nichts. Jndes- sen sind doch Contribution, Pächte, Lieferun- gen, Kriegesfuhren, Hofdienste u. d. g. nach der Hufen und Morgenzahl eingerichtet. Was Wunder also daß seine Ausgaben, von so vie- len, dabei aber so schlecht genutzten Grundstü- cken die geringe Einnahme davon nicht selten übersteigen? Was Wunder also daß er ohn- erachtet aller scharfen Edikte und Verordnun- gen, es zuweilen wagt, einen beträchtlichen Theil seines Ackers wüste liegen zu lassen, um nur die Arbeit zu ersparen, und auf die mög- liche Nutzung desselben gern Verzicht thut. O wie gut wird hier die Aufhebung der Ge- meinheiten mit allen ihren glücklichen Folgen angebracht werden! wie bald werden sich die kümmerlichen Umstände eines solchen armen
Land-
gar erliegen. Jn dieſem Fall befinden ſich ſehr viel Bauren in unſerer Marck, ſolche beſitzen zum Theil drei, vier und mehrere Hufen, und da ihnen an denen meiſten Oertern, Weide und Wieſen fehlen, ſo iſt ihr Viehſtand ofte ſo klein, daß er kaum mit einer einzigen Hufe in einem gehoͤrigen Verhaͤltnis ſtehet. Was kann aber anders hieraus erfolgen, als daß das ganze Feld ſo ſchlecht als moͤglich beſtellet wird, und der Ertrag deſſelben eben ſo ſchlecht ausfaͤllt. Von denen entlegenen Aeckern er- haͤlt er zuweilen kaum die Ausſaat wieder, vor ſeine Muͤhe und Arbeit aber gar nichts. Jndeſ- ſen ſind doch Contribution, Paͤchte, Lieferun- gen, Kriegesfuhren, Hofdienſte u. d. g. nach der Hufen und Morgenzahl eingerichtet. Was Wunder alſo daß ſeine Ausgaben, von ſo vie- len, dabei aber ſo ſchlecht genutzten Grundſtuͤ- cken die geringe Einnahme davon nicht ſelten uͤberſteigen? Was Wunder alſo daß er ohn- erachtet aller ſcharfen Edikte und Verordnun- gen, es zuweilen wagt, einen betraͤchtlichen Theil ſeines Ackers wuͤſte liegen zu laſſen, um nur die Arbeit zu erſparen, und auf die moͤg- liche Nutzung deſſelben gern Verzicht thut. O wie gut wird hier die Aufhebung der Ge- meinheiten mit allen ihren gluͤcklichen Folgen angebracht werden! wie bald werden ſich die kuͤmmerlichen Umſtaͤnde eines ſolchen armen
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[45/0063]
gar erliegen. Jn dieſem Fall befinden ſich ſehr
viel Bauren in unſerer Marck, ſolche beſitzen
zum Theil drei, vier und mehrere Hufen, und
da ihnen an denen meiſten Oertern, Weide
und Wieſen fehlen, ſo iſt ihr Viehſtand ofte
ſo klein, daß er kaum mit einer einzigen Hufe
in einem gehoͤrigen Verhaͤltnis ſtehet. Was
kann aber anders hieraus erfolgen, als daß
das ganze Feld ſo ſchlecht als moͤglich beſtellet
wird, und der Ertrag deſſelben eben ſo ſchlecht
ausfaͤllt. Von denen entlegenen Aeckern er-
haͤlt er zuweilen kaum die Ausſaat wieder, vor
ſeine Muͤhe und Arbeit aber gar nichts. Jndeſ-
ſen ſind doch Contribution, Paͤchte, Lieferun-
gen, Kriegesfuhren, Hofdienſte u. d. g. nach der
Hufen und Morgenzahl eingerichtet. Was
Wunder alſo daß ſeine Ausgaben, von ſo vie-
len, dabei aber ſo ſchlecht genutzten Grundſtuͤ-
cken die geringe Einnahme davon nicht ſelten
uͤberſteigen? Was Wunder alſo daß er ohn-
erachtet aller ſcharfen Edikte und Verordnun-
gen, es zuweilen wagt, einen betraͤchtlichen
Theil ſeines Ackers wuͤſte liegen zu laſſen, um
nur die Arbeit zu erſparen, und auf die moͤg-
liche Nutzung deſſelben gern Verzicht thut.
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Wöllner, Johann Christoph von: Die Aufhebung der Gemeinheiten in der Marck Brandenburg. Berlin, 1766, S. 45. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/woellner_aufhebung_1766/63>, abgerufen am 18.06.2024.
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