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Zesen, Philipp von: Assenat. Amsterdam, 1670.

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Der Assenat
andere wie die Waldgötzen; wieder andere gleich den
Alsgöttinnen der Freien künste/ und so fort. Erliche
trugen der Isis götzenbild/ andere den schwartzweissen
Götzenochsen/ des Osiris sinbild/ noch andere des
Orus/ wieder andere des Apis/ und des Harpokra-
tes
abgöttische bilder herüm. Hierauf kahmen aller-
hand Sänger und Seitenspieler/ mit den heiligen
Schällenspielen/ trummeln/ pfeiffen und andern
Klingspielen. Zu allerletzt trug einer die Weltkugel in
der hand/ mit wunderseltzamen gebährden. Diesem
Priesterlichen aufzuge folgete der gemeine man
schwarmsweise durcheinander. Etliche trugen Kan-
nen/ Fruchthörner/ Spiegel/ Kämme/ Leuchten/ Lam-
pen/ und dergleichen zeug: andere Eppichtrauben/ und
allerhand Kräntze.

Weil nun Potifar diesen heiligen festgeprängen
mit beiwohnen muste/ so nahm Sefira der gelegenheit
wahr. Sie lies ihr zimmer/ ihr bette/ ja ihren leib/
gleichsam als hette sie es dem hohen festtage zu ehren ge-
tahn/ aufs lieblichste und zierlichste schmükken. Der
bodem/ die tafeln/ und bänke waren mit allerhand
wohlriechenden wassern bespränget; auch mit Rosen-
blättern/ mit blüßen von Goldäpfel-Zitronen-schwar-
tzen Zimmet- und Tatur-beumen/ und andern lieb-
lichriechenden bluhmen/ als auch kreutern bestreuet:
welches nicht allein mit einem anmuhtigen geruche die
luft erfüllete/ sondern auch mit einer sonderlichen lust
die augen ergetzte. Die vorhänge des bettes waren von
wenisser seide/ mit güldenen bluhmen durchwürkt/ und
voran mit rosenfärbigen bändern recht zierlich aufge-
bunden. In diesem so köstlichen bette lag Sefira/ als
eine zweite Alsgöttin der Schönheit und Liebe. Ihr
gantzer leib/ den sie mit wohlriechenden wassern ge-
waschen/ und mit köstlichen salben/ auch Ossarmilche/
alle flekker zu vertreiben/ bestrichen/ war gantz nakkend.

Nur

Der Aſſenat
andere wie die Waldgoͤtzen; wieder andere gleich den
Alsgoͤttinnen der Freien kuͤnſte/ und ſo fort. Erliche
trugen der Iſis goͤtzenbild/ andere den ſchwartzweiſſen
Goͤtzenochſen/ des Oſiris ſinbild/ noch andere des
Orus/ wieder andere des Apis/ und des Harpokra-
tes
abgoͤttiſche bilder heruͤm. Hierauf kahmen aller-
hand Saͤnger und Seitenſpieler/ mit den heiligen
Schaͤllenſpielen/ trummeln/ pfeiffen und andern
Klingſpielen. Zu allerletzt trug einer die Weltkugel in
der hand/ mit wunderſeltzamen gebaͤhrden. Dieſem
Prieſterlichen aufzuge folgete der gemeine man
ſchwarmsweiſe durcheinander. Etliche trugen Kan-
nen/ Fruchthoͤrner/ Spiegel/ Kaͤmme/ Leuchten/ Lam-
pen/ und dergleichen zeug: andere Eppichtrauben/ und
allerhand Kraͤntze.

Weil nun Potifar dieſen heiligen feſtgepraͤngen
mit beiwohnen muſte/ ſo nahm Sefira der gelegenheit
wahr. Sie lies ihr zimmer/ ihr bette/ ja ihren leib/
gleichſam als hette ſie es dem hohen feſttage zu ehren ge-
tahn/ aufs lieblichſte und zierlichſte ſchmuͤkken. Der
bodem/ die tafeln/ und baͤnke waren mit allerhand
wohlriechenden waſſern beſpraͤnget; auch mit Roſen-
blaͤttern/ mit bluͤßen von Goldaͤpfel-Zitronen-ſchwar-
tzen Zimmet- und Tatur-beumen/ und andern lieb-
lichriechenden bluhmen/ als auch kreutern beſtreuet:
welches nicht allein mit einem anmuhtigen geruche die
luft erfuͤllete/ ſondern auch mit einer ſonderlichen luſt
die augen ergetzte. Die vorhaͤnge des bettes waren von
wẽiſſer ſeide/ mit guͤldenen bluhmen durchwuͤrkt/ und
voran mit roſenfaͤrbigen baͤndern recht zierlich aufge-
bunden. In dieſem ſo koͤſtlichen bette lag Sefira/ als
eine zweite Alsgoͤttin der Schoͤnheit und Liebe. Ihr
gantzer leib/ den ſie mit wohlriechenden waſſern ge-
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alle flekker zu vertreiben/ beſtrichen/ war gantz nakkend.

Nur
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[132/0156] Der Aſſenat andere wie die Waldgoͤtzen; wieder andere gleich den Alsgoͤttinnen der Freien kuͤnſte/ und ſo fort. Erliche trugen der Iſis goͤtzenbild/ andere den ſchwartzweiſſen Goͤtzenochſen/ des Oſiris ſinbild/ noch andere des Orus/ wieder andere des Apis/ und des Harpokra- tes abgoͤttiſche bilder heruͤm. Hierauf kahmen aller- hand Saͤnger und Seitenſpieler/ mit den heiligen Schaͤllenſpielen/ trummeln/ pfeiffen und andern Klingſpielen. Zu allerletzt trug einer die Weltkugel in der hand/ mit wunderſeltzamen gebaͤhrden. Dieſem Prieſterlichen aufzuge folgete der gemeine man ſchwarmsweiſe durcheinander. Etliche trugen Kan- nen/ Fruchthoͤrner/ Spiegel/ Kaͤmme/ Leuchten/ Lam- pen/ und dergleichen zeug: andere Eppichtrauben/ und allerhand Kraͤntze. Weil nun Potifar dieſen heiligen feſtgepraͤngen mit beiwohnen muſte/ ſo nahm Sefira der gelegenheit wahr. Sie lies ihr zimmer/ ihr bette/ ja ihren leib/ gleichſam als hette ſie es dem hohen feſttage zu ehren ge- tahn/ aufs lieblichſte und zierlichſte ſchmuͤkken. Der bodem/ die tafeln/ und baͤnke waren mit allerhand wohlriechenden waſſern beſpraͤnget; auch mit Roſen- blaͤttern/ mit bluͤßen von Goldaͤpfel-Zitronen-ſchwar- tzen Zimmet- und Tatur-beumen/ und andern lieb- lichriechenden bluhmen/ als auch kreutern beſtreuet: welches nicht allein mit einem anmuhtigen geruche die luft erfuͤllete/ ſondern auch mit einer ſonderlichen luſt die augen ergetzte. Die vorhaͤnge des bettes waren von wẽiſſer ſeide/ mit guͤldenen bluhmen durchwuͤrkt/ und voran mit roſenfaͤrbigen baͤndern recht zierlich aufge- bunden. In dieſem ſo koͤſtlichen bette lag Sefira/ als eine zweite Alsgoͤttin der Schoͤnheit und Liebe. Ihr gantzer leib/ den ſie mit wohlriechenden waſſern ge- waſchen/ und mit koͤſtlichen ſalben/ auch Oſſarmilche/ alle flekker zu vertreiben/ beſtrichen/ war gantz nakkend. Nur

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Zitationshilfe: Zesen, Philipp von: Assenat. Amsterdam, 1670, S. 132. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zesen_assenat_1670/156>, abgerufen am 31.10.2024.