Zöckler, Otto: Die Lehre vom Urstand des Menschen. Gütersloh, 1879.IV. Die Opposition des modernen Naturalismus. die Naturgegenstände beseelten, ist eine ganz und gar positivistische.Die Art, wie er die spiritualistischen Lehren entwickelterer Religions- systeme bis hinauf zum christlichen Unsterblichkeitsglauben auf der- artigen Animismus zurückzuführen und als höhere Entwicklungs- producte desselben darzustellen sucht, lautet ächt materialistisch. Nicht minder geben seine in die Schlußbetrachtungen verflochtenen Urtheile über das anglikanische und die übrigen kirchlichen Glaubenssysteme den Jünger Spencers und Darwins zu erkennen. "Das allgemeine Studium der Ethnographie der Religion", meint er, "scheint, wenn es über die ganze unendliche Stufenfolge ausgedehnt wird, eine we- sentliche Stütze für die Entwicklungstheorie in ihrem höchsten und weitesten Sinne abzugeben".1) Die Einschränkungen, welche Tylor dem extremen "Sava- 1) II, 452 ss. 2) Wallace, Prästdential-Ansprache an die biolog. Section der Brit.
Association zu Glasgow, 1876. IV. Die Oppoſition des modernen Naturalismus. die Naturgegenſtände beſeelten, iſt eine ganz und gar poſitiviſtiſche.Die Art, wie er die ſpiritualiſtiſchen Lehren entwickelterer Religions- ſyſteme bis hinauf zum chriſtlichen Unſterblichkeitsglauben auf der- artigen Animismus zurückzuführen und als höhere Entwicklungs- producte deſſelben darzuſtellen ſucht, lautet ächt materialiſtiſch. Nicht minder geben ſeine in die Schlußbetrachtungen verflochtenen Urtheile über das anglikaniſche und die übrigen kirchlichen Glaubensſyſteme den Jünger Spencers und Darwins zu erkennen. „Das allgemeine Studium der Ethnographie der Religion‟, meint er, „ſcheint, wenn es über die ganze unendliche Stufenfolge ausgedehnt wird, eine we- ſentliche Stütze für die Entwicklungstheorie in ihrem höchſten und weiteſten Sinne abzugeben‟.1) Die Einſchränkungen, welche Tylor dem extremen „Sava- 1) II, 452 ss. 2) Wallace, Präſtdential-Anſprache an die biolog. Section der Brit.
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IV. Die Oppoſition des modernen Naturalismus.
die Naturgegenſtände beſeelten, iſt eine ganz und gar poſitiviſtiſche.
Die Art, wie er die ſpiritualiſtiſchen Lehren entwickelterer Religions-
ſyſteme bis hinauf zum chriſtlichen Unſterblichkeitsglauben auf der-
artigen Animismus zurückzuführen und als höhere Entwicklungs-
producte deſſelben darzuſtellen ſucht, lautet ächt materialiſtiſch. Nicht
minder geben ſeine in die Schlußbetrachtungen verflochtenen Urtheile
über das anglikaniſche und die übrigen kirchlichen Glaubensſyſteme
den Jünger Spencers und Darwins zu erkennen. „Das allgemeine
Studium der Ethnographie der Religion‟, meint er, „ſcheint, wenn
es über die ganze unendliche Stufenfolge ausgedehnt wird, eine we-
ſentliche Stütze für die Entwicklungstheorie in ihrem höchſten und
weiteſten Sinne abzugeben‟. 1)
Die Einſchränkungen, welche Tylor dem extremen „Sava-
gismus‟ Lubbocks angedeihen läßt, haben hie und da Nachachtung
bei den urgeſchichtlich-archäologiſchen Forſchern ſeiner Nation gefunden.
Man darf dermalen faſt von einer Tylorſchen Schule reden, welche
den Speculationen über die erſte Urzeit unſres Geſchlechts ein ge-
wiſſes degradationiſtiſches Element einverleibt und von jenen Ein-
ſeitigkeiten des Lubbockismus nichts wiſſen will. Alfr. R. Wallace
gehört dahin, der Mitentdecker der Deſcendenzlehre; er will aus
derartigen uralten Cultur-Denkmälern wie die Pyramiden Aegyptens,
die koloſſalen Mounds des Ohio-Thales, die rieſengroßen Stein-
figuren der Oſterinſel ꝛc., den Schluß gezogen wiſſen: es ſei wahr-
ſcheinlich, daß die meiſten, wonicht gar alle jetzigen Wilden die
Nachkommen höherſtehender Racen ſeien und daß da und dort
einſtmals beträchtlich hohe Culturen beſtanden hätten, welchen ſpäter
barbariſche Völkerſtrömungen den Untergang bereiteten. 2) Aehnlich
hatte ſchon früher Max Müller vom vergleichend-mythologiſchen
Standpunkte aus den Satz vertheidigt: nicht allenthalben und aus-
1) II, 452 ss.
2) Wallace, Präſtdential-Anſprache an die biolog. Section der Brit.
Aſſociation zu Glasgow, 1876.
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