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Avé-Lallemant, Friedrich Christian Benedikt: Das Deutsche Gaunerthum. Bd. 4. Leipzig, 1862.

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her! ein allerdings beim Rauben leicht vorkommender drohender
Ausruf; vgl. das jüdischdeutsche [irrelevantes Material - Zeichen fehlt], sackin, Messer, im Wörter-
buch. Stubbeler, Soldat, gleicher Abstammung mit dem Sta-
buler (Stappler) des Liber Vagatorum, ahd. stap, niederd.
Stubbe, Stock oder Stammende eines gefällten Baums; davon
auch das niederdeutsche stuf, stumpf, kurz, gestümmelt, stuf af,
stumpf weg; lütje Stuf-End'ken, Kosewort für kleine fleischige,
wohlgenährte Kinder, und Stuf-Ors, eine gewisse Sorte Hüh-
ner ohne Schwanzfedern (Bollors). Scabinus, Fusel, sehr be-
zeichnender Ausdruck für schlechten Branntwein, von schaben
(scaban), in Bezug auf den krätzerigen Geschmack desselben.
Schicksgen, vom jüdischdeutschen [irrelevantes Material - Zeichen fehlt], Schicksel, [irrelevantes Material - Zeichen fehlt], Schickse,
Gräuel, nichtjüdisches Mädchen. Trappelmann, Pferd, von
trappeln, trappen, traben. Teet, das Haupt, franz. tete. Tre-
yers,
Schuhe, doch wol für nd. treeders, Treter, vom nieder-
deutschen Treede, Tred, Tritt, Schritt; vgl. das engl. tride, rasch,
flink, hurtig, kurz und geschwind. Endlich Treu, eine Buchse,
wahrscheinlich vom althd. triu, troe, altnd. thro, Baum, Stamm,
Holz, Trog, ags. trog, troh, Behältniß, Trog, Truhe, vgl. engl.
tree, böhm. truky; Schwenck, a. a. O., S. 691, und Adelung,
IV, 690, beide unter Trog.



Zweiundzwanzigstes Kapitel.
p) Das waldheimer rothwelsche Lexikon.

Unmittelbar nach dem duisburger Vocabular kam (1726)
wiederum in Kursachsen ein neues, schon im Jahre 1722 gesam-
meltes Wörterbuch der Gaunersprache zum Vorschein, welches
durchaus für originell gelten muß, wenn es auch ersichtlich die
Wahlerei des Andreas Hempel vor Augen gehabt und verglichen
hat. Es ist viel reichhaltiger als die Wahlerei, da es über 300
Vocabeln aufführt. Aber es ist bei weitem nicht so sorgfältig re-
digirt und gedruckt wie die Wahlerei. Namentlich sind die Zigeuner-

her! ein allerdings beim Rauben leicht vorkommender drohender
Ausruf; vgl. das jüdiſchdeutſche [irrelevantes Material – Zeichen fehlt], sackin, Meſſer, im Wörter-
buch. Stubbeler, Soldat, gleicher Abſtammung mit dem Sta-
buler (Stappler) des Liber Vagatorum, ahd. stap, niederd.
Stubbe, Stock oder Stammende eines gefällten Baums; davon
auch das niederdeutſche ſtuf, ſtumpf, kurz, geſtümmelt, ſtuf af,
ſtumpf weg; lütje Stuf-End’ken, Koſewort für kleine fleiſchige,
wohlgenährte Kinder, und Stuf-Ôrs, eine gewiſſe Sorte Hüh-
ner ohne Schwanzfedern (Bollôrs). Scabinus, Fuſel, ſehr be-
zeichnender Ausdruck für ſchlechten Branntwein, von ſchaben
(scaban), in Bezug auf den krätzerigen Geſchmack deſſelben.
Schicksgen, vom jüdiſchdeutſchen [irrelevantes Material – Zeichen fehlt], Schickſel, [irrelevantes Material – Zeichen fehlt], Schickſe,
Gräuel, nichtjüdiſches Mädchen. Trappelmann, Pferd, von
trappeln, trappen, traben. Teet, das Haupt, franz. tête. Tre-
yers,
Schuhe, doch wol für nd. treeders, Treter, vom nieder-
deutſchen Treede, Tred, Tritt, Schritt; vgl. das engl. tride, raſch,
flink, hurtig, kurz und geſchwind. Endlich Treu, eine Buchſe,
wahrſcheinlich vom althd. triu, troe, altnd. thro, Baum, Stamm,
Holz, Trog, agſ. trog, troh, Behältniß, Trog, Truhe, vgl. engl.
tree, böhm. truky; Schwenck, a. a. O., S. 691, und Adelung,
IV, 690, beide unter Trog.



Zweiundzwanzigſtes Kapitel.
p) Das waldheimer rothwelſche Lexikon.

Unmittelbar nach dem duisburger Vocabular kam (1726)
wiederum in Kurſachſen ein neues, ſchon im Jahre 1722 geſam-
meltes Wörterbuch der Gaunerſprache zum Vorſchein, welches
durchaus für originell gelten muß, wenn es auch erſichtlich die
Wahlerei des Andreas Hempel vor Augen gehabt und verglichen
hat. Es iſt viel reichhaltiger als die Wahlerei, da es über 300
Vocabeln aufführt. Aber es iſt bei weitem nicht ſo ſorgfältig re-
digirt und gedruckt wie die Wahlerei. Namentlich ſind die Zigeuner-

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[110/0122] her! ein allerdings beim Rauben leicht vorkommender drohender Ausruf; vgl. das jüdiſchdeutſche _ , sackin, Meſſer, im Wörter- buch. Stubbeler, Soldat, gleicher Abſtammung mit dem Sta- buler (Stappler) des Liber Vagatorum, ahd. stap, niederd. Stubbe, Stock oder Stammende eines gefällten Baums; davon auch das niederdeutſche ſtuf, ſtumpf, kurz, geſtümmelt, ſtuf af, ſtumpf weg; lütje Stuf-End’ken, Koſewort für kleine fleiſchige, wohlgenährte Kinder, und Stuf-Ôrs, eine gewiſſe Sorte Hüh- ner ohne Schwanzfedern (Bollôrs). Scabinus, Fuſel, ſehr be- zeichnender Ausdruck für ſchlechten Branntwein, von ſchaben (scaban), in Bezug auf den krätzerigen Geſchmack deſſelben. Schicksgen, vom jüdiſchdeutſchen _ , Schickſel, _ , Schickſe, Gräuel, nichtjüdiſches Mädchen. Trappelmann, Pferd, von trappeln, trappen, traben. Teet, das Haupt, franz. tête. Tre- yers, Schuhe, doch wol für nd. treeders, Treter, vom nieder- deutſchen Treede, Tred, Tritt, Schritt; vgl. das engl. tride, raſch, flink, hurtig, kurz und geſchwind. Endlich Treu, eine Buchſe, wahrſcheinlich vom althd. triu, troe, altnd. thro, Baum, Stamm, Holz, Trog, agſ. trog, troh, Behältniß, Trog, Truhe, vgl. engl. tree, böhm. truky; Schwenck, a. a. O., S. 691, und Adelung, IV, 690, beide unter Trog. Zweiundzwanzigſtes Kapitel. p) Das waldheimer rothwelſche Lexikon. Unmittelbar nach dem duisburger Vocabular kam (1726) wiederum in Kurſachſen ein neues, ſchon im Jahre 1722 geſam- meltes Wörterbuch der Gaunerſprache zum Vorſchein, welches durchaus für originell gelten muß, wenn es auch erſichtlich die Wahlerei des Andreas Hempel vor Augen gehabt und verglichen hat. Es iſt viel reichhaltiger als die Wahlerei, da es über 300 Vocabeln aufführt. Aber es iſt bei weitem nicht ſo ſorgfältig re- digirt und gedruckt wie die Wahlerei. Namentlich ſind die Zigeuner-

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Zitationshilfe: Avé-Lallemant, Friedrich Christian Benedikt: Das Deutsche Gaunerthum. Bd. 4. Leipzig, 1862, S. 110. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/avelallemant_gaunerthum04_1862/122>, abgerufen am 31.10.2024.