Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Avé-Lallemant, Friedrich Christian Benedikt: Das Deutsche Gaunerthum. Bd. 4. Leipzig, 1862.

Bild:
<< vorherige Seite

[Abbildung]

welche Tabourot einfach so erläutert: Qui a chacun doigt, est
en main, sous si. C'est a dire: qui a chacun doit, est en
maint soucy.
Oder jener boshafte Notenrebus über den starken
Einfluß, welchen Philipp II. von Spanien 1590 bei der Wahl
des Cardinals Hippolyt Aldobrandini zum Papst (Clemens VIII.)
übte; nämlich unter dem Bilde des Papstes die Notenzeile:

[Abbildung]

Ebenfalls zeigt sich bei diesem Rebus des Mittelalters die
Ausbildung der Th. II, S. 61, dargestellten Freischupperzinken zu
einem System, welches man bei Tabourot, a. a. O., Fol. 23 b,
freilich aber auch schon in einseitig beschränkter und dürftiger Weise
angedeutet findet, nämlich die Würfelpasche:

[] CO [ ] malades sont
allees de nuict avec
lan
[ ] devers
les
[ ] demander
leurs

[ ] mettre
pour
[ ] esperans par ce
moyen devenir
[ ] mais pour
ce faire il en
faudroit
a chacune
[ ]

Den Schlüssel gibt Tabourot: Deux cinq signifient quines,
deux trois ternes, deux quatre carmes, deux as ambesas quasi
embesace, deux six seines.

Recht überraschend ist endlich noch, daß sich neuerlich auch
die Blumensprache als Gaunerzinken bemerklich macht. Aller-
dings findet man in ältern und neuern Gaunerzinken (vgl. Th. II,
S. 64) nicht selten die rohe Gestalt einer Blume als Wappen-
zeichen dargestellt; doch scheint die Bedeutung nicht über die wap-
penartige Kennzeichnung der specifischen Persönlichkeit hinauszu-
gehen. Erst vor fünf Jahren wurde ich auf die Blumensprache
aufmerksam gemacht, indem ich in der Brieftasche eines aus Mit-
teldeutschland stammenden hochstapplerischen Strolchs eine wahr-


[Abbildung]

welche Tabourot einfach ſo erläutert: Qui à chacun doigt, est
en main, sous si. C’est à dire: qui à chacun doit, est en
maint soucy.
Oder jener boshafte Notenrebus über den ſtarken
Einfluß, welchen Philipp II. von Spanien 1590 bei der Wahl
des Cardinals Hippolyt Aldobrandini zum Papſt (Clemens VIII.)
übte; nämlich unter dem Bilde des Papſtes die Notenzeile:

[Abbildung]

Ebenfalls zeigt ſich bei dieſem Rebus des Mittelalters die
Ausbildung der Th. II, S. 61, dargeſtellten Freiſchupperzinken zu
einem Syſtem, welches man bei Tabourot, a. a. O., Fol. 23 b,
freilich aber auch ſchon in einſeitig beſchränkter und dürftiger Weiſe
angedeutet findet, nämlich die Würfelpaſche:

[⚂] CO [⚄ ⚄] malades sont
allées de nuict avec
lan
[⚂ ⚂] devers
les
[ ⚃ ⚃] demander
leurs

[⚄ ⚄] mettre
pour
[⚀ ⚀] esperans par ce
moyen devenir
[⚅ ⚅] mais pour
ce faire il en
faudroit
à chacune
[⚁ ⚁]

Den Schlüſſel gibt Tabourot: Deux cinq signifient quines,
deux trois ternes, deux quatre carmes, deux as ambesas quasi
embesace, deux six seines.

Recht überraſchend iſt endlich noch, daß ſich neuerlich auch
die Blumenſprache als Gaunerzinken bemerklich macht. Aller-
dings findet man in ältern und neuern Gaunerzinken (vgl. Th. II,
S. 64) nicht ſelten die rohe Geſtalt einer Blume als Wappen-
zeichen dargeſtellt; doch ſcheint die Bedeutung nicht über die wap-
penartige Kennzeichnung der ſpecifiſchen Perſönlichkeit hinauszu-
gehen. Erſt vor fünf Jahren wurde ich auf die Blumenſprache
aufmerkſam gemacht, indem ich in der Brieftaſche eines aus Mit-
teldeutſchland ſtammenden hochſtappleriſchen Strolchs eine wahr-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0052" n="40"/>
            <figure/><lb/>
            <p>welche Tabourot einfach &#x017F;o erläutert: <hi rendition="#aq">Qui à chacun doigt, est<lb/>
en main, sous si. C&#x2019;est à dire: qui à chacun doit, est en<lb/>
maint soucy.</hi> Oder jener boshafte Notenrebus über den &#x017F;tarken<lb/>
Einfluß, welchen Philipp <hi rendition="#aq">II.</hi> von Spanien 1590 bei der Wahl<lb/>
des Cardinals Hippolyt Aldobrandini zum Pap&#x017F;t (Clemens <hi rendition="#aq">VIII.</hi>)<lb/>
übte; nämlich unter dem Bilde des Pap&#x017F;tes die Notenzeile:</p><lb/>
            <figure/><lb/>
            <p>Ebenfalls zeigt &#x017F;ich bei die&#x017F;em Rebus des Mittelalters die<lb/>
Ausbildung der Th. <hi rendition="#aq">II</hi>, S. 61, darge&#x017F;tellten Frei&#x017F;chupperzinken zu<lb/>
einem Sy&#x017F;tem, welches man bei Tabourot, a. a. O., Fol. 23 <hi rendition="#sup"><hi rendition="#aq">b</hi></hi>,<lb/>
freilich aber auch &#x017F;chon in ein&#x017F;eitig be&#x017F;chränkter und dürftiger Wei&#x017F;e<lb/>
angedeutet findet, nämlich die Würfelpa&#x017F;che:</p><lb/>
            <p> <hi rendition="#c">
                <supplied>&#x2682;</supplied> <hi rendition="#aq">CO</hi> <supplied>&#x2684; &#x2684;</supplied> <hi rendition="#aq">malades sont<lb/>
allées de nuict avec<lb/>
lan</hi> <supplied>&#x2682; &#x2682;</supplied> <hi rendition="#aq">devers<lb/>
les</hi> <supplied> &#x2683; &#x2683;</supplied> <hi rendition="#aq">demander<lb/>
leurs</hi><lb/>
                <supplied>&#x2684; &#x2684;</supplied> <hi rendition="#aq">mettre<lb/>
pour</hi> <supplied>&#x2680; &#x2680;</supplied> <hi rendition="#aq">esperans par ce<lb/>
moyen devenir</hi> <supplied>&#x2685; &#x2685;</supplied> <hi rendition="#aq">mais pour<lb/>
ce faire il en<lb/>
faudroit<lb/>
à chacune</hi> <supplied>&#x2681; &#x2681;</supplied>
              </hi> </p><lb/>
            <p>Den Schlü&#x017F;&#x017F;el gibt Tabourot: <hi rendition="#aq">Deux cinq signifient quines,<lb/>
deux trois ternes, deux quatre carmes, deux as ambesas quasi<lb/>
embesace, deux six seines.</hi></p><lb/>
            <p>Recht überra&#x017F;chend i&#x017F;t endlich noch, daß &#x017F;ich neuerlich auch<lb/>
die <hi rendition="#g">Blumen&#x017F;prache</hi> als Gaunerzinken bemerklich macht. Aller-<lb/>
dings findet man in ältern und neuern Gaunerzinken (vgl. Th. <hi rendition="#aq">II</hi>,<lb/>
S. 64) nicht &#x017F;elten die rohe Ge&#x017F;talt einer Blume als Wappen-<lb/>
zeichen darge&#x017F;tellt; doch &#x017F;cheint die Bedeutung nicht über die wap-<lb/>
penartige Kennzeichnung der &#x017F;pecifi&#x017F;chen Per&#x017F;önlichkeit hinauszu-<lb/>
gehen. Er&#x017F;t vor fünf Jahren wurde ich auf die Blumen&#x017F;prache<lb/>
aufmerk&#x017F;am gemacht, indem ich in der Briefta&#x017F;che eines aus Mit-<lb/>
teldeut&#x017F;chland &#x017F;tammenden hoch&#x017F;tappleri&#x017F;chen Strolchs eine wahr-<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[40/0052] [Abbildung] welche Tabourot einfach ſo erläutert: Qui à chacun doigt, est en main, sous si. C’est à dire: qui à chacun doit, est en maint soucy. Oder jener boshafte Notenrebus über den ſtarken Einfluß, welchen Philipp II. von Spanien 1590 bei der Wahl des Cardinals Hippolyt Aldobrandini zum Papſt (Clemens VIII.) übte; nämlich unter dem Bilde des Papſtes die Notenzeile: [Abbildung] Ebenfalls zeigt ſich bei dieſem Rebus des Mittelalters die Ausbildung der Th. II, S. 61, dargeſtellten Freiſchupperzinken zu einem Syſtem, welches man bei Tabourot, a. a. O., Fol. 23 b, freilich aber auch ſchon in einſeitig beſchränkter und dürftiger Weiſe angedeutet findet, nämlich die Würfelpaſche: ⚂ CO ⚄ ⚄ malades sont allées de nuict avec lan ⚂ ⚂ devers les ⚃ ⚃ demander leurs ⚄ ⚄ mettre pour ⚀ ⚀ esperans par ce moyen devenir ⚅ ⚅ mais pour ce faire il en faudroit à chacune ⚁ ⚁ Den Schlüſſel gibt Tabourot: Deux cinq signifient quines, deux trois ternes, deux quatre carmes, deux as ambesas quasi embesace, deux six seines. Recht überraſchend iſt endlich noch, daß ſich neuerlich auch die Blumenſprache als Gaunerzinken bemerklich macht. Aller- dings findet man in ältern und neuern Gaunerzinken (vgl. Th. II, S. 64) nicht ſelten die rohe Geſtalt einer Blume als Wappen- zeichen dargeſtellt; doch ſcheint die Bedeutung nicht über die wap- penartige Kennzeichnung der ſpecifiſchen Perſönlichkeit hinauszu- gehen. Erſt vor fünf Jahren wurde ich auf die Blumenſprache aufmerkſam gemacht, indem ich in der Brieftaſche eines aus Mit- teldeutſchland ſtammenden hochſtappleriſchen Strolchs eine wahr-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/avelallemant_gaunerthum04_1862
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/avelallemant_gaunerthum04_1862/52
Zitationshilfe: Avé-Lallemant, Friedrich Christian Benedikt: Das Deutsche Gaunerthum. Bd. 4. Leipzig, 1862, S. 40. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/avelallemant_gaunerthum04_1862/52>, abgerufen am 31.10.2024.