Becher, Johann Joachim: Psychosophia Oder Seelen-Weißheit. 2. Aufl. Frankfurt (Main), [1683].Seelen-Weißheit. demselben wircken/ dieweil die natürliche Wär-me hinweg/ eben/ als wie allerhand Speisen in ei- nem Hafen nicht würden gekocht noch gahr wer- den/ wann nicht auswendig Feuer darzu käm/ dergleichen Feuer nun ist in dem Menschen so beschaffen/ wie ein brennender Dacht in einer Ampel/ von dem Oel erhalten wird/ nachdem das Oelviel oder wenig/ klar oder unrein ist/ nachdem brennet auch der Dacht; Wann aber das Oel und Dacht verzehrt/ so gehet alsdann das Feuer aus/ welches biß dahin/ von dem Augen- blick/ da es angezündt/ gebrant hat/ so ist es auch mit dem Menschen/ wann dessen Glieder im Mutterleib gebildet/ wann das Blut in den Adern fertig und gleichsam das Oel ist/ worinn der Dacht brennen kan/ so zündet GOtt ein Feuer darinn an/ so da calidum innatum, oder die an- und eingebohrne Wärme genennet wird/ welche so lang währet als der Menschlebt/ in dem Tod aber ausgehet/ diese Wärme nun erhält den Leib vor Fäulung/ digerirt/ kochet und verdäuet die Speisen/ scheidet die Excrementen von den Nutrimenten und verrichtet alles das/ was die Medici, heutiges Tages denen Facultatibus zu- schreiben. Nun ist ein grosser Jrrthum/ daß sie dem menschlichen Leib ein Hauffen Artzeneyen eingeben/ und nicht gedencken/ wie sie in dem Menschen hinwiederum das Feuer oder die na- türli-
Seelen-Weißheit. demſelben wircken/ dieweil die natuͤrliche Waͤr-me hinweg/ eben/ als wie allerhand Speiſen in ei- nem Hafen nicht wuͤrden gekocht noch gahr wer- den/ wann nicht auswendig Feuer darzu kaͤm/ dergleichen Feuer nun iſt in dem Menſchen ſo beſchaffen/ wie ein brennender Dacht in einer Ampel/ von dem Oel erhalten wird/ nachdem das Oelviel oder wenig/ klar oder unrein iſt/ nachdem brennet auch der Dacht; Wann aber das Oel und Dacht verzehrt/ ſo gehet alsdañ das Feuer aus/ welches biß dahin/ von dem Augen- blick/ da es angezuͤndt/ gebrant hat/ ſo iſt es auch mit dem Menſchen/ wann deſſen Glieder im Mutterleib gebildet/ wann das Blut in den Adern fertig und gleichſam das Oel iſt/ worinn der Dacht brennen kan/ ſo zuͤndet GOtt ein Feuer darinn an/ ſo da calidum innatum, oder die an- und eingebohrne Waͤrme genennet wird/ welche ſo lang waͤhret als der Menſchlebt/ in dem Tod aber ausgehet/ dieſe Waͤrme nun erhaͤlt den Leib vor Faͤulung/ digerirt/ kochet und verdaͤuet die Speiſen/ ſcheidet die Excrementen von den Nutrimenten und verrichtet alles das/ was die Medici, heutiges Tages denen Facultatibus zu- ſchreiben. Nun iſt ein groſſer Jrrthum/ daß ſie dem menſchlichen Leib ein Hauffen Artzeneyen eingeben/ und nicht gedencken/ wie ſie in dem Menſchen hinwiederum das Feuer oder die na- tuͤrli-
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Seelen-Weißheit.
demſelben wircken/ dieweil die natuͤrliche Waͤr-
me hinweg/ eben/ als wie allerhand Speiſen in ei-
nem Hafen nicht wuͤrden gekocht noch gahr wer-
den/ wann nicht auswendig Feuer darzu kaͤm/
dergleichen Feuer nun iſt in dem Menſchen ſo
beſchaffen/ wie ein brennender Dacht in einer
Ampel/ von dem Oel erhalten wird/ nachdem
das Oelviel oder wenig/ klar oder unrein iſt/
nachdem brennet auch der Dacht; Wann aber
das Oel und Dacht verzehrt/ ſo gehet alsdañ das
Feuer aus/ welches biß dahin/ von dem Augen-
blick/ da es angezuͤndt/ gebrant hat/ ſo iſt es auch
mit dem Menſchen/ wann deſſen Glieder im
Mutterleib gebildet/ wann das Blut in den Adern
fertig und gleichſam das Oel iſt/ worinn der
Dacht brennen kan/ ſo zuͤndet GOtt ein Feuer
darinn an/ ſo da calidum innatum, oder die an-
und eingebohrne Waͤrme genennet wird/ welche
ſo lang waͤhret als der Menſchlebt/ in dem Tod
aber ausgehet/ dieſe Waͤrme nun erhaͤlt den
Leib vor Faͤulung/ digerirt/ kochet und verdaͤuet
die Speiſen/ ſcheidet die Excrementen von den
Nutrimenten und verrichtet alles das/ was die
Medici, heutiges Tages denen Facultatibus zu-
ſchreiben. Nun iſt ein groſſer Jrrthum/ daß ſie
dem menſchlichen Leib ein Hauffen Artzeneyen
eingeben/ und nicht gedencken/ wie ſie in dem
Menſchen hinwiederum das Feuer oder die na-
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