Becher, Johann Joachim: Psychosophia Oder Seelen-Weißheit. 2. Aufl. Frankfurt (Main), [1683].

Bild:

<< vorherige Seite

nächste Seite >>

Psychosophia.

türliche Wärme stärcken und unterhalten möch-
ten/ daß sie die eingegebene Medicinen würckend
machen möchte/ gleich auch/ wann ein Bauch
oder Blutfluß/ Verstopffung oder Undäuung in
dem Menschen ist/ so sagen sie also bald/ die facul-
tas expultrix, retentrix, Chylopoitiki, Haema-
poitiki, Spermapoitiki, sey laedirt und verdorben/
das sind aber nur blosse metaphysische termini und
Wörter/ welche mit materialischen Medicinen
nicht können curirt werden/ wäre derowegen
sehr nöthig/ daß man auff den Grund der Medi-
cin sehen thäte/ nemlich/ auff die Wurtzel mensch-
licher Constitution/ welche da ist/ das calidum
innatum, so man vor allen erhalten/ ernehren
und verstärcken soll. Nun möchte mancher
vermeynen/ dieweil ich dieses calidum innatum,
ein Feuer genennet/ und gleich mit gleichem erhal-
ten werden müsse/ daß derhalben dem Menschen
hitzige Sachen und Geträncke wohl bekommen
sollen/ derentwegen auch die Alten/ den Bran-
dewein ein Wasser deß Lebens/ nemlich/ Aqua vi-
tae genennt haben/ aber solche sollen wissen/ daß
das calidum innatum von den Alten auch ein hu-
midum radicale, ein humidum unctuosum, ein
ignis viscosus genennet werde/ und kan wol eine
Sach leuchtend seyn/ ohneracht sie nicht brennt/
wie dann in dem Menschen etwas gefunden wird/
woraus ein leuchtende und doch nicht brennende

Materi

Pſychoſophia.

tuͤrliche Waͤrme ſtaͤrcken und unterhalten moͤch-
ten/ daß ſie die eingegebene Medicinen wuͤrckend
machen moͤchte/ gleich auch/ wann ein Bauch
oder Blutfluß/ Verſtopffung oder Undaͤuung in
dem Menſchen iſt/ ſo ſagen ſie alſo bald/ die facul-
tas expultrix, retentrix, Chylopoitiki, Hæma-
poitiki, Spermapoitiki, ſey lædirt und verdorben/
das ſind aber nur bloſſe metaphyſiſche termini uñ
Woͤrter/ welche mit materialiſchen Medicinen
nicht koͤnnen curirt werden/ waͤre derowegen
ſehr noͤthig/ daß man auff den Grund der Medi-
cin ſehen thaͤte/ nemlich/ auff die Wurtzel menſch-
licher Conſtitution/ welche da iſt/ das calidum
innatum, ſo man vor allen erhalten/ ernehren
und verſtaͤrcken ſoll. Nun moͤchte mancher
vermeynen/ dieweil ich dieſes calidum innatum,
ein Feuer genennet/ und gleich mit gleichem erhal-
ten werden muͤſſe/ daß derhalben dem Menſchen
hitzige Sachen und Getraͤncke wohl bekommen
ſollen/ derentwegen auch die Alten/ den Bran-
dewein ein Waſſer deß Lebens/ nemlich/ Aqua vi-
tæ genennt haben/ aber ſolche ſollen wiſſen/ daß
das calidum innatum von den Alten auch ein hu-
midum radicale, ein humidum unctuoſum, ein
ignis viſcoſus genennet werde/ und kan wol eine
Sach leuchtend ſeyn/ ohneracht ſie nicht brennt/
wie dann in dem Menſchen etwas gefunden wird/
woraus ein leuchtende und doch nicht brennende

Materi

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0250" n="192"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#aq">P&#x017F;ycho&#x017F;ophia.</hi></fw><lb/>
tu&#x0364;rliche Wa&#x0364;rme &#x017F;ta&#x0364;rcken und unterhalten mo&#x0364;ch-<lb/>
ten/ daß &#x017F;ie die eingegebene Medicinen wu&#x0364;rckend<lb/>
machen mo&#x0364;chte/ gleich auch/ wann ein Bauch<lb/>
oder Blutfluß/ Ver&#x017F;topffung oder <hi rendition="#fr">U</hi>nda&#x0364;uung in<lb/>
dem Men&#x017F;chen i&#x017F;t/ &#x017F;o &#x017F;agen &#x017F;ie al&#x017F;o bald/ die <hi rendition="#aq">facul-<lb/>
tas expultrix, retentrix, Chylopoitiki, Hæma-<lb/>
poitiki, Spermapoitiki,</hi> &#x017F;ey <hi rendition="#aq">lædirt</hi> und verdorben/<lb/>
das &#x017F;ind aber nur blo&#x017F;&#x017F;e <hi rendition="#aq">metaphy&#x017F;i</hi>&#x017F;che <hi rendition="#aq">termini</hi> un&#x0303;<lb/>
Wo&#x0364;rter/ welche mit materiali&#x017F;chen Medicinen<lb/>
nicht ko&#x0364;nnen curirt werden/ wa&#x0364;re derowegen<lb/>
&#x017F;ehr no&#x0364;thig/ daß man auff den Grund der Medi-<lb/>
cin &#x017F;ehen tha&#x0364;te/ nemlich/ auff die Wurtzel men&#x017F;ch-<lb/>
licher Con&#x017F;titution/ welche da i&#x017F;t/ das <hi rendition="#aq">calidum<lb/>
innatum,</hi> &#x017F;o man vor allen erhalten/ ernehren<lb/>
und ver&#x017F;ta&#x0364;rcken &#x017F;oll. Nun mo&#x0364;chte mancher<lb/>
vermeynen/ dieweil ich die&#x017F;es <hi rendition="#aq">calidum innatum,</hi><lb/>
ein Feuer genennet/ und gleich mit gleichem erhal-<lb/>
ten werden mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e/ daß derhalben dem Men&#x017F;chen<lb/>
hitzige Sachen und Getra&#x0364;ncke wohl bekommen<lb/>
&#x017F;ollen/ derentwegen auch die Alten/ den Bran-<lb/>
dewein ein Wa&#x017F;&#x017F;er deß Lebens/ nemlich/ <hi rendition="#aq">Aqua vi-<lb/>
tæ</hi> genennt haben/ aber &#x017F;olche &#x017F;ollen wi&#x017F;&#x017F;en/ daß<lb/>
das <hi rendition="#aq">calidum innatum</hi> von den Alten auch ein <hi rendition="#aq">hu-<lb/>
midum radicale,</hi> ein <hi rendition="#aq">humidum unctuo&#x017F;um,</hi> ein<lb/><hi rendition="#aq">ignis vi&#x017F;co&#x017F;us</hi> genennet werde/ und kan wol eine<lb/>
Sach leuchtend &#x017F;eyn/ ohneracht &#x017F;ie nicht brennt/<lb/>
wie dann in dem Men&#x017F;chen etwas gefunden wird/<lb/>
woraus ein leuchtende und doch nicht brennende<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Materi</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>

[192/0250] Pſychoſophia. tuͤrliche Waͤrme ſtaͤrcken und unterhalten moͤch- ten/ daß ſie die eingegebene Medicinen wuͤrckend machen moͤchte/ gleich auch/ wann ein Bauch oder Blutfluß/ Verſtopffung oder Undaͤuung in dem Menſchen iſt/ ſo ſagen ſie alſo bald/ die facul- tas expultrix, retentrix, Chylopoitiki, Hæma- poitiki, Spermapoitiki, ſey lædirt und verdorben/ das ſind aber nur bloſſe metaphyſiſche termini uñ Woͤrter/ welche mit materialiſchen Medicinen nicht koͤnnen curirt werden/ waͤre derowegen ſehr noͤthig/ daß man auff den Grund der Medi- cin ſehen thaͤte/ nemlich/ auff die Wurtzel menſch- licher Conſtitution/ welche da iſt/ das calidum innatum, ſo man vor allen erhalten/ ernehren und verſtaͤrcken ſoll. Nun moͤchte mancher vermeynen/ dieweil ich dieſes calidum innatum, ein Feuer genennet/ und gleich mit gleichem erhal- ten werden muͤſſe/ daß derhalben dem Menſchen hitzige Sachen und Getraͤncke wohl bekommen ſollen/ derentwegen auch die Alten/ den Bran- dewein ein Waſſer deß Lebens/ nemlich/ Aqua vi- tæ genennt haben/ aber ſolche ſollen wiſſen/ daß das calidum innatum von den Alten auch ein hu- midum radicale, ein humidum unctuoſum, ein ignis viſcoſus genennet werde/ und kan wol eine Sach leuchtend ſeyn/ ohneracht ſie nicht brennt/ wie dann in dem Menſchen etwas gefunden wird/ woraus ein leuchtende und doch nicht brennende Materi

Suche im Werk

Informationen zum Werk

Titeldaten
Verfügbarkeit Text (TEI-XML-, HTML-, TCF-, E-Book-Fassung): CC BY-SA 4.0.
Nutzungsbedingungen

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ^?

Language Resource Switchboard^?

Resource/URL übermitteln

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.

Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk:	https://www.deutschestextarchiv.de/becher_psychosophia_1683
URL zu dieser Seite:	https://www.deutschestextarchiv.de/becher_psychosophia_1683/250
Zitationshilfe:	Becher, Johann Joachim: Psychosophia Oder Seelen-Weißheit. 2. Aufl. Frankfurt (Main), [1683], S. 192. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/becher_psychosophia_1683/250>, abgerufen am 31.10.2024.

Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer Creative-Commons-Lizenz. Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken. Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.

Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.

2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften. Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de.

Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.