[Bodmer, Johann Jacob]: Sammlung Critischer, Poetischer, und anderer geistvollen Schriften. Bd. 3. Zürich, 1742.in Miltons verlohrnen Paradiese. Verstand üblich ist. Wir dürfften das WortGauch noch immer anwenden, das Sebastian Branden so manchen guten Dienst gethan hat, und seine Kraft von der Blödsinnigkeit des Vo- gels, der ehmahls diesen Nahmen geführt, er- halten hat. Jzo heißt er gewöhnlicher Gukguk, ist aber noch wie zuvor ein Sinnbild der Thorheit, wofür ihn Brand beständig gebraucht hat. Jch weiß daß Vinum heisset Wein, Cuc'lus ein Gauch, Stultus ein Thor. Dagegen sind viel Narren auch, Die ausgebrütet hat ein Gauch. Des Eifers Zeit ist nicht die beste, Er fürcht ein andren Gauch im Neste. Auch das Wort Ungefäll würde uns nicht gerau- auch
in Miltons verlohrnen Paradieſe. Verſtand uͤblich iſt. Wir duͤrfften das WortGauch noch immer anwenden, das Sebaſtian Branden ſo manchen guten Dienſt gethan hat, und ſeine Kraft von der Bloͤdſinnigkeit des Vo- gels, der ehmahls dieſen Nahmen gefuͤhrt, er- halten hat. Jzo heißt er gewoͤhnlicher Gukguk, iſt aber noch wie zuvor ein Sinnbild der Thorheit, wofuͤr ihn Brand beſtaͤndig gebraucht hat. Jch weiß daß Vinum heiſſet Wein, Cuc’lus ein Gauch, Stultus ein Thor. Dagegen ſind viel Narren auch, Die ausgebruͤtet hat ein Gauch. Des Eifers Zeit iſt nicht die beſte, Er fuͤrcht ein andren Gauch im Neſte. Auch das Wort Ungefaͤll wuͤrde uns nicht gerau- auch
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in Miltons verlohrnen Paradieſe.
Verſtand uͤblich iſt. Wir duͤrfften das Wort
Gauch noch immer anwenden, das Sebaſtian
Branden ſo manchen guten Dienſt gethan hat,
und ſeine Kraft von der Bloͤdſinnigkeit des Vo-
gels, der ehmahls dieſen Nahmen gefuͤhrt, er-
halten hat. Jzo heißt er gewoͤhnlicher Gukguk,
iſt aber noch wie zuvor ein Sinnbild der Thorheit,
wofuͤr ihn Brand beſtaͤndig gebraucht hat.
Jch weiß daß Vinum heiſſet Wein,
Cuc’lus ein Gauch, Stultus ein Thor.
Dagegen ſind viel Narren auch,
Die ausgebruͤtet hat ein Gauch.
Des Eifers Zeit iſt nicht die beſte,
Er fuͤrcht ein andren Gauch im Neſte.
Auch das Wort Ungefaͤll wuͤrde uns nicht gerau-
bet werden, das ſeinen ſo guten und augenſchein-
lichen Grund in der Abſtammung hat. Aber
mit was vor Rechte kan man uns verbieten,
noch auf den heutigen Tag die eigenen Nahmen
der Perſonen, der Goͤtter, der Geiſter, und
dergleichen zu gebrauchen, wenn wir davon zu re-
den haben, ungeachtet wir ſie nicht mehr glauben?
Alſo duͤrffen wir den Nahmen Alf, Aelf, Ael-
fen, Waſſeraͤlfen, Landaͤlfen ſezen, ſo oft wir
die Art Geiſter anzeigen wollen, welche die An-
gelſachſen mit dieſem Nahmen genannt hatten.
Und wenn wir eine andere Art, ſo man ehmahls
Feyen geheiſſen, auffuͤhren wollen, ſo wird uns
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