Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Bodmer, Johann Jacob]: Sammlung Critischer, Poetischer, und anderer geistvollen Schriften. Bd. 3. Zürich, 1742.

Bild:
<< vorherige Seite

Von der Schreibart
bersezung öfters vorkömmt, und kraft seiner Ab-
stammung sehr nachdrücklich ist, und uns man-
gelt. Jch finde es daselbst in diesen Zeilen:

Jndem ein Ries groß und ungefug
Mir auch sehr grosse Liebe trug.

Und in folgenden:

Polyphemus lief Aci nach,
Der rolandisch ungefuge Mann.

Und wenn wir verschiedene Arten von Fahrzeuge
anzeigen wollen, dürften wir die Nahmen ge-
brauchen, die man ihnen gegeben, als sie erfun-
den worden, und welche sie an denen Orten,
wo sie noch gebraucht werden, noch haben. Z.
Ex. Barke, Fuste, Nave; welche wir in
Seb. Branden Narrenschiffe antreffen, und in
der deutschen Uebersezung des Amadieses, wo ich
finde: Leztlich erschienen anstatt der brennen-
den Fusten drey Schlangen, welche so groß
waren, als drey grosse Naven.
Und: Wir
haben ihn allein auf dem Meer in einer kleinen

Barke schiffen lassen. Mich dünket, daß die
Nahmen der Kunstwerke mit dem besten Recht
gebraucht werden, wenn die Werke selbst gleich
nicht mehr in Uebung sind, so oft man von den-
selben wieder zu reden kömmt. Wir dürften Est-
rich
nicht nur von einem solchen Boden brau-
chen, der von Thone geschlagen ist, sondern von
allen Stratis, welches das Wort ist, wovon jenes
seinen Ursprung genommen, das noch in vielen
Provinzen Deutschlands in einem weitläuftigen

Ver-

Von der Schreibart
berſezung oͤfters vorkoͤmmt, und kraft ſeiner Ab-
ſtammung ſehr nachdruͤcklich iſt, und uns man-
gelt. Jch finde es daſelbſt in dieſen Zeilen:

Jndem ein Ries groß und ungefug
Mir auch ſehr groſſe Liebe trug.

Und in folgenden:

Polyphemus lief Aci nach,
Der rolandiſch ungefuge Mann.

Und wenn wir verſchiedene Arten von Fahrzeuge
anzeigen wollen, duͤrften wir die Nahmen ge-
brauchen, die man ihnen gegeben, als ſie erfun-
den worden, und welche ſie an denen Orten,
wo ſie noch gebraucht werden, noch haben. Z.
Ex. Barke, Fuſte, Nave; welche wir in
Seb. Branden Narrenſchiffe antreffen, und in
der deutſchen Ueberſezung des Amadieſes, wo ich
finde: Leztlich erſchienen anſtatt der brennen-
den Fuſten drey Schlangen, welche ſo groß
waren, als drey groſſe Naven.
Und: Wir
haben ihn allein auf dem Meer in einer kleinen

Barke ſchiffen laſſen. Mich duͤnket, daß die
Nahmen der Kunſtwerke mit dem beſten Recht
gebraucht werden, wenn die Werke ſelbſt gleich
nicht mehr in Uebung ſind, ſo oft man von den-
ſelben wieder zu reden koͤmmt. Wir duͤrften Eſt-
rich
nicht nur von einem ſolchen Boden brau-
chen, der von Thone geſchlagen iſt, ſondern von
allen Stratis, welches das Wort iſt, wovon jenes
ſeinen Urſprung genommen, das noch in vielen
Provinzen Deutſchlands in einem weitlaͤuftigen

Ver-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0096" n="94"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Von der Schreibart</hi></fw><lb/>
ber&#x017F;ezung o&#x0364;fters vorko&#x0364;mmt, und kraft &#x017F;einer Ab-<lb/>
&#x017F;tammung &#x017F;ehr nachdru&#x0364;cklich i&#x017F;t, und uns man-<lb/>
gelt. Jch finde es da&#x017F;elb&#x017F;t in die&#x017F;en Zeilen:</p><lb/>
        <lg type="poem">
          <l>Jndem ein Ries groß und <hi rendition="#fr">ungefug</hi></l><lb/>
          <l>Mir auch &#x017F;ehr gro&#x017F;&#x017F;e Liebe trug.</l>
        </lg><lb/>
        <p>Und in folgenden:</p><lb/>
        <lg type="poem">
          <l>Polyphemus lief Aci nach,</l><lb/>
          <l>Der rolandi&#x017F;ch <hi rendition="#fr">ungefuge</hi> Mann.</l>
        </lg><lb/>
        <p>Und wenn wir ver&#x017F;chiedene Arten von Fahrzeuge<lb/>
anzeigen wollen, du&#x0364;rften wir die Nahmen ge-<lb/>
brauchen, die man ihnen gegeben, als &#x017F;ie erfun-<lb/>
den worden, und welche &#x017F;ie an denen Orten,<lb/>
wo &#x017F;ie noch gebraucht werden, noch haben. Z.<lb/>
Ex. <hi rendition="#fr">Barke, Fu&#x017F;te, Nave;</hi> welche wir in<lb/>
Seb. Branden Narren&#x017F;chiffe antreffen, und in<lb/>
der deut&#x017F;chen Ueber&#x017F;ezung des Amadie&#x017F;es, wo ich<lb/>
finde: <hi rendition="#fr">Leztlich er&#x017F;chienen an&#x017F;tatt der brennen-<lb/>
den Fu&#x017F;ten drey Schlangen, welche &#x017F;o groß<lb/>
waren, als drey gro&#x017F;&#x017F;e Naven.</hi> Und: <hi rendition="#fr">Wir<lb/>
haben ihn allein auf dem Meer in einer kleinen</hi><lb/>
Barke <hi rendition="#fr">&#x017F;chiffen la&#x017F;&#x017F;en.</hi> Mich du&#x0364;nket, daß die<lb/>
Nahmen der Kun&#x017F;twerke mit dem be&#x017F;ten Recht<lb/>
gebraucht werden, wenn die Werke &#x017F;elb&#x017F;t gleich<lb/>
nicht mehr in Uebung &#x017F;ind, &#x017F;o oft man von den-<lb/>
&#x017F;elben wieder zu reden ko&#x0364;mmt. Wir du&#x0364;rften <hi rendition="#fr">E&#x017F;t-<lb/>
rich</hi> nicht nur von einem &#x017F;olchen Boden brau-<lb/>
chen, der von Thone ge&#x017F;chlagen i&#x017F;t, &#x017F;ondern von<lb/>
allen <hi rendition="#aq">Stratis,</hi> welches das Wort i&#x017F;t, wovon jenes<lb/>
&#x017F;einen Ur&#x017F;prung genommen, das noch in vielen<lb/>
Provinzen Deut&#x017F;chlands in einem weitla&#x0364;uftigen<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Ver-</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[94/0096] Von der Schreibart berſezung oͤfters vorkoͤmmt, und kraft ſeiner Ab- ſtammung ſehr nachdruͤcklich iſt, und uns man- gelt. Jch finde es daſelbſt in dieſen Zeilen: Jndem ein Ries groß und ungefug Mir auch ſehr groſſe Liebe trug. Und in folgenden: Polyphemus lief Aci nach, Der rolandiſch ungefuge Mann. Und wenn wir verſchiedene Arten von Fahrzeuge anzeigen wollen, duͤrften wir die Nahmen ge- brauchen, die man ihnen gegeben, als ſie erfun- den worden, und welche ſie an denen Orten, wo ſie noch gebraucht werden, noch haben. Z. Ex. Barke, Fuſte, Nave; welche wir in Seb. Branden Narrenſchiffe antreffen, und in der deutſchen Ueberſezung des Amadieſes, wo ich finde: Leztlich erſchienen anſtatt der brennen- den Fuſten drey Schlangen, welche ſo groß waren, als drey groſſe Naven. Und: Wir haben ihn allein auf dem Meer in einer kleinen Barke ſchiffen laſſen. Mich duͤnket, daß die Nahmen der Kunſtwerke mit dem beſten Recht gebraucht werden, wenn die Werke ſelbſt gleich nicht mehr in Uebung ſind, ſo oft man von den- ſelben wieder zu reden koͤmmt. Wir duͤrften Eſt- rich nicht nur von einem ſolchen Boden brau- chen, der von Thone geſchlagen iſt, ſondern von allen Stratis, welches das Wort iſt, wovon jenes ſeinen Urſprung genommen, das noch in vielen Provinzen Deutſchlands in einem weitlaͤuftigen Ver-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/bodmer_sammlung03_1742
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/bodmer_sammlung03_1742/96
Zitationshilfe: [Bodmer, Johann Jacob]: Sammlung Critischer, Poetischer, und anderer geistvollen Schriften. Bd. 3. Zürich, 1742, S. 94. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bodmer_sammlung03_1742/96>, abgerufen am 31.10.2024.