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Büchner, Ludwig: Kraft und Stoff. Frankfurt (Main), 1855.

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diesen Beziehungen, vorging, das vollbrachte sie selbst
aus eigner Kraft; denn es gab und gibt noch heute
keine Gewalt auf der Erde, als diejenige ist, welche sie
nun einmal besitzt. Mit dieser Kraft hat sie sich ent-
wickelt; wie weit deren Wirkungen sich erstreckten, reichten
auch ihre Erfolge; wo die irdischen Kräfte schwinden,
schwindet auch alle und jede Wirkung auf Erden, und
was sie nicht hervorbringen konnte, das ist nie dage-
wesen, das wird nie hervorgebracht werden!" --

Niemals hat eine Wissenschaft einen glänzenderen
Sieg über das übernatürliche Prinzip davon getragen,
als die Geologie und Petrefaktenkunde; niemals hat der
menschliche Geist entschiedener der Natur ihr Recht ge-
rettet. Weder kennt die Natur einen übernatürlichen
Anfang, noch eine übernatürliche Fortsetzung; sie, die
Alles gebärende und Alles verschlingende, ist sich selbst
Anfang und Ende, Zeugung und Tod. Aus eigner
Kraft brachte sie den Menschen hervor, aus eigner Kraft
wird sie ihn wieder zu sich nehmen. Kann nicht auch
diese Menschenart zu Grunde gehen und eine vollkomm-
nere an ihre Stelle treten? Oder wird die Erde wieder
einen Rückweg antreten und die Resultate so langjäh-
riger Arbeit von ihrem Boden vertilgen? Niemand weiß
es, Niemand hat es gewußt, Niemand wird es wissen,
als die Ueberlebenden!



dieſen Beziehungen, vorging, das vollbrachte ſie ſelbſt
aus eigner Kraft; denn es gab und gibt noch heute
keine Gewalt auf der Erde, als diejenige iſt, welche ſie
nun einmal beſitzt. Mit dieſer Kraft hat ſie ſich ent-
wickelt; wie weit deren Wirkungen ſich erſtreckten, reichten
auch ihre Erfolge; wo die irdiſchen Kräfte ſchwinden,
ſchwindet auch alle und jede Wirkung auf Erden, und
was ſie nicht hervorbringen konnte, das iſt nie dage-
weſen, das wird nie hervorgebracht werden!‟ —

Niemals hat eine Wiſſenſchaft einen glänzenderen
Sieg über das übernatürliche Prinzip davon getragen,
als die Geologie und Petrefaktenkunde; niemals hat der
menſchliche Geiſt entſchiedener der Natur ihr Recht ge-
rettet. Weder kennt die Natur einen übernatürlichen
Anfang, noch eine übernatürliche Fortſetzung; ſie, die
Alles gebärende und Alles verſchlingende, iſt ſich ſelbſt
Anfang und Ende, Zeugung und Tod. Aus eigner
Kraft brachte ſie den Menſchen hervor, aus eigner Kraft
wird ſie ihn wieder zu ſich nehmen. Kann nicht auch
dieſe Menſchenart zu Grunde gehen und eine vollkomm-
nere an ihre Stelle treten? Oder wird die Erde wieder
einen Rückweg antreten und die Reſultate ſo langjäh-
riger Arbeit von ihrem Boden vertilgen? Niemand weiß
es, Niemand hat es gewußt, Niemand wird es wiſſen,
als die Ueberlebenden!



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[93/0113] dieſen Beziehungen, vorging, das vollbrachte ſie ſelbſt aus eigner Kraft; denn es gab und gibt noch heute keine Gewalt auf der Erde, als diejenige iſt, welche ſie nun einmal beſitzt. Mit dieſer Kraft hat ſie ſich ent- wickelt; wie weit deren Wirkungen ſich erſtreckten, reichten auch ihre Erfolge; wo die irdiſchen Kräfte ſchwinden, ſchwindet auch alle und jede Wirkung auf Erden, und was ſie nicht hervorbringen konnte, das iſt nie dage- weſen, das wird nie hervorgebracht werden!‟ — Niemals hat eine Wiſſenſchaft einen glänzenderen Sieg über das übernatürliche Prinzip davon getragen, als die Geologie und Petrefaktenkunde; niemals hat der menſchliche Geiſt entſchiedener der Natur ihr Recht ge- rettet. Weder kennt die Natur einen übernatürlichen Anfang, noch eine übernatürliche Fortſetzung; ſie, die Alles gebärende und Alles verſchlingende, iſt ſich ſelbſt Anfang und Ende, Zeugung und Tod. Aus eigner Kraft brachte ſie den Menſchen hervor, aus eigner Kraft wird ſie ihn wieder zu ſich nehmen. Kann nicht auch dieſe Menſchenart zu Grunde gehen und eine vollkomm- nere an ihre Stelle treten? Oder wird die Erde wieder einen Rückweg antreten und die Reſultate ſo langjäh- riger Arbeit von ihrem Boden vertilgen? Niemand weiß es, Niemand hat es gewußt, Niemand wird es wiſſen, als die Ueberlebenden!

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Zitationshilfe: Büchner, Ludwig: Kraft und Stoff. Frankfurt (Main), 1855, S. 93. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buechner_kraft_1855/113>, abgerufen am 20.05.2024.