Eichendorff, Joseph von: Gedichte. Berlin, 1837.Kriegslied. Nicht mehr in Waldesschauern An jäher Klüfte Rand, Wo dunkle Tannen trauern, Siehst du die Brut mehr lauern Auf wüster Felsenwand. Die Greiffen nicht mehr fliegen, Lindwürm' auf heißem Sand Nicht mehr mit Löwen kriegen, Auf ihren Bäuchen liegen Die Drachen im platten Land. Doch wo das Leben schimmelt, So weit man reisen kann, Von Würmern es noch wimmelt, Und was auf Erden himmelt, Sie hauchen's giftig an. Noch halten sie in Schlingen Die wunderschöne Braut, Bei Nacht hört man ihr Singen Die stille Luft durchdringen Mit tiefem Klagelaut. Das ist die Brut der Natter,
Die immer neu entstand: Philister und ihre Gevatter, Die machen groß Geschnatter Im deutschen Vaterland. Kriegslied. Nicht mehr in Waldesſchauern An jaͤher Kluͤfte Rand, Wo dunkle Tannen trauern, Siehſt du die Brut mehr lauern Auf wuͤſter Felſenwand. Die Greiffen nicht mehr fliegen, Lindwuͤrm' auf heißem Sand Nicht mehr mit Loͤwen kriegen, Auf ihren Baͤuchen liegen Die Drachen im platten Land. Doch wo das Leben ſchimmelt, So weit man reiſen kann, Von Wuͤrmern es noch wimmelt, Und was auf Erden himmelt, Sie hauchen's giftig an. Noch halten ſie in Schlingen Die wunderſchoͤne Braut, Bei Nacht hoͤrt man ihr Singen Die ſtille Luft durchdringen Mit tiefem Klagelaut. Das iſt die Brut der Natter,
Die immer neu entſtand: Philiſter und ihre Gevatter, Die machen groß Geſchnatter Im deutſchen Vaterland. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0136" n="118"/> </div> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b #g">Kriegslied</hi> <hi rendition="#b">.</hi><lb/> </head> <lg type="poem"> <l><hi rendition="#in">N</hi>icht mehr in Waldesſchauern</l><lb/> <l>An jaͤher Kluͤfte Rand,</l><lb/> <l>Wo dunkle Tannen trauern,</l><lb/> <l>Siehſt du die Brut mehr lauern</l><lb/> <l>Auf wuͤſter Felſenwand.</l><lb/> </lg> <lg type="poem"> <l>Die Greiffen nicht mehr fliegen,</l><lb/> <l>Lindwuͤrm' auf heißem Sand</l><lb/> <l>Nicht mehr mit Loͤwen kriegen,</l><lb/> <l>Auf ihren Baͤuchen liegen</l><lb/> <l>Die Drachen im platten Land.</l><lb/> </lg> <lg type="poem"> <l>Doch wo das Leben ſchimmelt,</l><lb/> <l>So weit man reiſen kann,</l><lb/> <l>Von Wuͤrmern es noch wimmelt,</l><lb/> <l>Und was auf Erden himmelt,</l><lb/> <l>Sie hauchen's giftig an.</l><lb/> </lg> <lg type="poem"> <l>Noch halten ſie in Schlingen</l><lb/> <l>Die wunderſchoͤne Braut,</l><lb/> <l>Bei Nacht hoͤrt man ihr Singen</l><lb/> <l>Die ſtille Luft durchdringen</l><lb/> <l>Mit tiefem Klagelaut.</l><lb/> </lg> <lg type="poem"> <l>Das iſt die Brut der Natter,</l><lb/> <l>Die immer neu entſtand:</l><lb/> <l>Philiſter und ihre Gevatter,</l><lb/> <l>Die machen groß Geſchnatter</l><lb/> <l>Im deutſchen Vaterland.</l><lb/> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [118/0136]
Kriegslied.
Nicht mehr in Waldesſchauern
An jaͤher Kluͤfte Rand,
Wo dunkle Tannen trauern,
Siehſt du die Brut mehr lauern
Auf wuͤſter Felſenwand.
Die Greiffen nicht mehr fliegen,
Lindwuͤrm' auf heißem Sand
Nicht mehr mit Loͤwen kriegen,
Auf ihren Baͤuchen liegen
Die Drachen im platten Land.
Doch wo das Leben ſchimmelt,
So weit man reiſen kann,
Von Wuͤrmern es noch wimmelt,
Und was auf Erden himmelt,
Sie hauchen's giftig an.
Noch halten ſie in Schlingen
Die wunderſchoͤne Braut,
Bei Nacht hoͤrt man ihr Singen
Die ſtille Luft durchdringen
Mit tiefem Klagelaut.
Das iſt die Brut der Natter,
Die immer neu entſtand:
Philiſter und ihre Gevatter,
Die machen groß Geſchnatter
Im deutſchen Vaterland.
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