kommt dieser Tranck sehr wohl, stärcket das Gehirne, ermuntert die Constitution der Menschen, befestiget die Natur, behütet vor Trunckenheit, und fesselt den Schlaff, daß man gantze Nächte ohne Verdruß seinen Verrichtungen obliegen kan. Etliche neh- men von diesem Kraute ein halb oder gantz Qvintlein, darüber giessen sie ein halb oder gantz Quart, auch mehr nach eines jeden Ge- fallen siedendes Wasser, so die Krafft dem Kraute ausziehet, hierzu thun sie ein wenig Zucker; die Persianer wann sie es gekocht ha- ben, thun sie ein wenig Aniß, Fenchel, oder Nägelein darzu, versüssen es mit Zucker und trincken diesen Tranck, so warm er zu erleiden ist aus; Solcher Gestalt laß ich es passiren, daß der so vom Thee starck gemachte Tranck noch etwas sonderlich, wann das Kraut noch nicht sehr ausgetrocknet ist, wircket. Wann wir aber consideriren, wie wir Teutschen das Thee zurichten, daß wir kaum das sechste Theil von einen Qvintel nehmen, darüber ein Quart und wohl mehr siedendes Wasser gies- sen, und also entweder vor sich oder mit Zu- cker angesüsset, trincken, so wird dergleichen Tranck gar wenig Krafft von dem Kraute er- langen, und also auch die Wirckung davon sehr schlecht seyn, vornehmlich wann wir be-
trach-
kommt dieſer Tranck ſehr wohl, ſtaͤrcket das Gehirne, ermuntert die Conſtitution der Menſchen, befeſtiget die Natur, behuͤtet vor Trunckenheit, und feſſelt den Schlaff, daß man gantze Naͤchte ohne Verdruß ſeinen Verrichtungen obliegen kan. Etliche neh- men von dieſem Kraute ein halb oder gantz Qvintlein, daruͤber gieſſen ſie ein halb oder gantz Quart, auch mehr nach eines jeden Ge- fallen ſiedendes Waſſer, ſo die Krafft dem Kraute ausziehet, hierzu thun ſie ein wenig Zucker; die Perſianer wann ſie es gekocht ha- ben, thun ſie ein wenig Aniß, Fenchel, oder Naͤgelein darzu, verſuͤſſen es mit Zucker und trincken dieſen Tranck, ſo warm er zu erleiden iſt aus; Solcher Geſtalt laß ich es pasſiren, daß der ſo vom Thee ſtarck gemachte Tranck noch etwas ſonderlich, wann das Kraut noch nicht ſehr ausgetrocknet iſt, wircket. Wann wir aber conſideriren, wie wir Teutſchen das Thee zurichten, daß wir kaum das ſechſte Theil von einen Qvintel nehmen, daruͤber ein Quart und wohl mehr ſiedendes Waſſer gieſ- ſen, und alſo entweder vor ſich oder mit Zu- cker angeſuͤſſet, trincken, ſo wird dergleichen Tranck gar wenig Krafft von dem Kraute er- langen, und alſo auch die Wirckung davon ſehr ſchlecht ſeyn, vornehmlich wann wir be-
trach-
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0203"n="187"/>
kommt dieſer Tranck ſehr wohl, ſtaͤrcket das<lb/>
Gehirne, ermuntert die <hirendition="#aq">Conſtitution</hi> der<lb/>
Menſchen, befeſtiget die Natur, behuͤtet<lb/>
vor Trunckenheit, und feſſelt den Schlaff,<lb/>
daß man gantze Naͤchte ohne Verdruß ſeinen<lb/>
Verrichtungen obliegen kan. Etliche neh-<lb/>
men von dieſem Kraute ein halb oder gantz<lb/>
Qvintlein, daruͤber gieſſen ſie ein halb oder<lb/>
gantz <hirendition="#aq">Quart,</hi> auch mehr nach eines jeden Ge-<lb/>
fallen ſiedendes Waſſer, ſo die Krafft dem<lb/>
Kraute ausziehet, hierzu thun ſie ein wenig<lb/>
Zucker; die <hirendition="#aq">Perſian</hi>er wann ſie es gekocht ha-<lb/>
ben, thun ſie ein wenig Aniß, Fenchel, oder<lb/>
Naͤgelein darzu, verſuͤſſen es mit Zucker und<lb/>
trincken dieſen Tranck, ſo warm er zu erleiden<lb/>
iſt aus; Solcher Geſtalt laß ich es <hirendition="#aq">pasſi</hi>ren,<lb/>
daß der ſo vom <hirendition="#aq">Thee</hi>ſtarck gemachte Tranck<lb/>
noch etwas ſonderlich, wann das Kraut noch<lb/>
nicht ſehr ausgetrocknet iſt, wircket. Wann<lb/>
wir aber <hirendition="#aq">conſideri</hi>ren, wie wir Teutſchen das<lb/><hirendition="#aq">Thee</hi> zurichten, daß wir kaum das ſechſte<lb/>
Theil von einen Qvintel nehmen, daruͤber ein<lb/><hirendition="#aq">Quart</hi> und wohl mehr ſiedendes Waſſer gieſ-<lb/>ſen, und alſo entweder vor ſich oder mit Zu-<lb/>
cker angeſuͤſſet, trincken, ſo wird dergleichen<lb/>
Tranck gar wenig Krafft von dem Kraute er-<lb/>
langen, und alſo auch die Wirckung davon<lb/>ſehr ſchlecht ſeyn, vornehmlich wann wir be-<lb/><fwplace="bottom"type="catch">trach-</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[187/0203]
kommt dieſer Tranck ſehr wohl, ſtaͤrcket das
Gehirne, ermuntert die Conſtitution der
Menſchen, befeſtiget die Natur, behuͤtet
vor Trunckenheit, und feſſelt den Schlaff,
daß man gantze Naͤchte ohne Verdruß ſeinen
Verrichtungen obliegen kan. Etliche neh-
men von dieſem Kraute ein halb oder gantz
Qvintlein, daruͤber gieſſen ſie ein halb oder
gantz Quart, auch mehr nach eines jeden Ge-
fallen ſiedendes Waſſer, ſo die Krafft dem
Kraute ausziehet, hierzu thun ſie ein wenig
Zucker; die Perſianer wann ſie es gekocht ha-
ben, thun ſie ein wenig Aniß, Fenchel, oder
Naͤgelein darzu, verſuͤſſen es mit Zucker und
trincken dieſen Tranck, ſo warm er zu erleiden
iſt aus; Solcher Geſtalt laß ich es pasſiren,
daß der ſo vom Thee ſtarck gemachte Tranck
noch etwas ſonderlich, wann das Kraut noch
nicht ſehr ausgetrocknet iſt, wircket. Wann
wir aber conſideriren, wie wir Teutſchen das
Thee zurichten, daß wir kaum das ſechſte
Theil von einen Qvintel nehmen, daruͤber ein
Quart und wohl mehr ſiedendes Waſſer gieſ-
ſen, und alſo entweder vor ſich oder mit Zu-
cker angeſuͤſſet, trincken, ſo wird dergleichen
Tranck gar wenig Krafft von dem Kraute er-
langen, und alſo auch die Wirckung davon
ſehr ſchlecht ſeyn, vornehmlich wann wir be-
trach-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Ec… [mehr]
Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Eckharts Medicinischen Maul-Affens" von Johann Christoph Ettner von Eiteritz wurde 1694 veröffentlicht. Die verwendete Ausgabe von 1719 stellt eine überarbeitete Ausgabe der ersten Ausgabe dar. Da die Ausgabe von 1694 im Projektzeitraum nicht zur Verfügung stand, musste die Ausgabe von 1719 verwendet werden.
Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719, S. 187. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/203>, abgerufen am 31.10.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.