net, so wird es hier der Ausgang selbsten weisen. Jch glaube aber nimmermehr, daß es der Jungfer Wille jemahln gewesen ihr diesen Mann zu nehmen. Nerbo versetzte: Mein Herr umb Verzeihung, diese Braut ist ein witziges frommes Kind und eine feine kluge Jungfer, welche ihren Willen nicht mehr als billich ihres Herrn Vatern Geboth gehorsam- lich unterworffen, und den Firniß der Eitel- keit verachtet; der Bräutigam ist ein reicher Mann, und dannenhero bey ihme wohl ver- sorget, und wolte GOtt der HErr, der gute Mann könte alle seine Kinder auf solche Weis- se anbringen. Monsieur, gab Eckarth zur Antwort, ich bin ein Frembder, und habe dannenhero nicht Ursache, die Sache genau zu untersuchen: Jch aber halte dafür, diese liebe Jungfer würde ihren andern Geschwi- ster diejenige Vergnügung gerne gönnen, wann sie nur mit demjenigen, den sie liebet in Vergnügung leben solte. Narren heissen Reichthum beym Verdruß eine Zufrieden- heit, und Schweine haben ihre Lust in Koth- angefüllten Pfützen. Man nehme einen Bo- den voll Ducaten und Gold-Gülden, und weltze sich ein liebhabender Mensch viel Jahr lang darauff herumb, er wird nach dem eben so vergnügt von dem Gold-Hauffen hinweg
ge-
net, ſo wird es hier deꝛ Ausgang ſelbſten weiſen. Jch glaube aber nimmermehr, daß es der Jungfer Wille jemahln geweſen ihr dieſen Mann zu nehmen. Nerbo verſetzte: Mein Herr umb Verzeihung, dieſe Braut iſt ein witziges frommes Kind und eine feine kluge Jungfer, welche ihren Willen nicht mehr als billich ihres Herrn Vatern Geboth gehorſam- lich unterworffen, und den Firniß der Eitel- keit verachtet; der Braͤutigam iſt ein reicher Mann, und dannenhero bey ihme wohl ver- ſorget, und wolte GOtt der HErr, der gute Mann koͤnte alle ſeine Kinder auf ſolche Weiſ- ſe anbringen. Monſieur, gab Eckarth zur Antwort, ich bin ein Frembder, und habe dannenhero nicht Urſache, die Sache genau zu unterſuchen: Jch aber halte dafuͤr, dieſe liebe Jungfer wuͤrde ihren andern Geſchwi- ſter diejenige Vergnuͤgung gerne goͤnnen, wann ſie nur mit demjenigen, den ſie liebet in Vergnuͤgung leben ſolte. Narren heiſſen Reichthum beym Verdruß eine Zufrieden- heit, und Schweine haben ihre Luſt in Koth- angefuͤllten Pfuͤtzen. Man nehme einen Bo- den voll Ducaten und Gold-Guͤlden, und weltze ſich ein liebhabender Menſch viel Jahr lang darauff herumb, er wird nach dem eben ſo vergnuͤgt von dem Gold-Hauffen hinweg
ge-
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0224"n="208"/>
net, ſo wird es hier deꝛ Ausgang ſelbſten weiſen.<lb/>
Jch glaube aber nimmermehr, daß es der<lb/>
Jungfer Wille jemahln geweſen ihr dieſen<lb/>
Mann zu nehmen. <hirendition="#aq">Nerbo</hi> verſetzte: Mein<lb/>
Herr umb Verzeihung, dieſe Braut iſt ein<lb/>
witziges frommes Kind und eine feine kluge<lb/>
Jungfer, welche ihren Willen nicht mehr als<lb/>
billich ihres Herrn Vatern Geboth gehorſam-<lb/>
lich unterworffen, und den Firniß der Eitel-<lb/>
keit verachtet; der Braͤutigam iſt ein reicher<lb/>
Mann, und dannenhero bey ihme wohl ver-<lb/>ſorget, und wolte GOtt der HErr, der gute<lb/>
Mann koͤnte alle ſeine Kinder auf ſolche Weiſ-<lb/>ſe anbringen. <hirendition="#aq">Monſieur,</hi> gab Eckarth zur<lb/>
Antwort, ich bin ein Frembder, und habe<lb/>
dannenhero nicht Urſache, die Sache genau<lb/>
zu unterſuchen: Jch aber halte dafuͤr, dieſe<lb/>
liebe Jungfer wuͤrde ihren andern Geſchwi-<lb/>ſter diejenige Vergnuͤgung gerne goͤnnen,<lb/>
wann ſie nur mit demjenigen, den ſie liebet in<lb/>
Vergnuͤgung leben ſolte. Narren heiſſen<lb/>
Reichthum beym Verdruß eine Zufrieden-<lb/>
heit, und Schweine haben ihre Luſt in Koth-<lb/>
angefuͤllten Pfuͤtzen. Man nehme einen Bo-<lb/>
den voll Ducaten und Gold-Guͤlden, und<lb/>
weltze ſich ein liebhabender Menſch viel Jahr<lb/>
lang darauff herumb, er wird nach dem eben<lb/>ſo vergnuͤgt von dem Gold-Hauffen hinweg<lb/><fwplace="bottom"type="catch">ge-</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[208/0224]
net, ſo wird es hier deꝛ Ausgang ſelbſten weiſen.
Jch glaube aber nimmermehr, daß es der
Jungfer Wille jemahln geweſen ihr dieſen
Mann zu nehmen. Nerbo verſetzte: Mein
Herr umb Verzeihung, dieſe Braut iſt ein
witziges frommes Kind und eine feine kluge
Jungfer, welche ihren Willen nicht mehr als
billich ihres Herrn Vatern Geboth gehorſam-
lich unterworffen, und den Firniß der Eitel-
keit verachtet; der Braͤutigam iſt ein reicher
Mann, und dannenhero bey ihme wohl ver-
ſorget, und wolte GOtt der HErr, der gute
Mann koͤnte alle ſeine Kinder auf ſolche Weiſ-
ſe anbringen. Monſieur, gab Eckarth zur
Antwort, ich bin ein Frembder, und habe
dannenhero nicht Urſache, die Sache genau
zu unterſuchen: Jch aber halte dafuͤr, dieſe
liebe Jungfer wuͤrde ihren andern Geſchwi-
ſter diejenige Vergnuͤgung gerne goͤnnen,
wann ſie nur mit demjenigen, den ſie liebet in
Vergnuͤgung leben ſolte. Narren heiſſen
Reichthum beym Verdruß eine Zufrieden-
heit, und Schweine haben ihre Luſt in Koth-
angefuͤllten Pfuͤtzen. Man nehme einen Bo-
den voll Ducaten und Gold-Guͤlden, und
weltze ſich ein liebhabender Menſch viel Jahr
lang darauff herumb, er wird nach dem eben
ſo vergnuͤgt von dem Gold-Hauffen hinweg
ge-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Ec… [mehr]
Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Eckharts Medicinischen Maul-Affens" von Johann Christoph Ettner von Eiteritz wurde 1694 veröffentlicht. Die verwendete Ausgabe von 1719 stellt eine überarbeitete Ausgabe der ersten Ausgabe dar. Da die Ausgabe von 1694 im Projektzeitraum nicht zur Verfügung stand, musste die Ausgabe von 1719 verwendet werden.
Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719, S. 208. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/224>, abgerufen am 31.10.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.