Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719.

Bild:
<< vorherige Seite

mit Wachs überzogen. Meine Leuthe ha-
ben wenig Befoldung von mir, in dieses was
der Courtisan verkaufft, theilen sie sich mit
meinem Weibe, sie haben ihr gewisses Wo-
chen-Geld, davon müssen sie sich beköstigen,
sonsten aber habe ich so wohl im Staar-Ste-
chen, als Bruch-Schneiden einen sonderli-
chen Handgriff, und nachdem ich der Chymie
sehr zugethan bin, sind mir ferner herrliche
Arcana bekannt, als zum Exempel die Tin-
ctura Solis
oder Gold-Tinctur, von welcher
ich des Jahrs sehr viel verthue, und ob ich
gleich dem Golde sein Sulphur extrahire, ver-
bleibet mir doch ein fixes Corpus, das versetze
ich mit einen Schweffel, der aus seiner eigenen
Minera gezogen, und bekomme mein voriges
Gold am Glantze so schön als zuvor, und am
Gewichte nicht sonderlich verringert, wieder.
Eckarth wandte ein, er hielte davor, daß dem
Golde, als einen dichten Cörper, gar nichts
abgienge, und der Spiritus Vini die wenige
Coleur vom Sale, welches sich in etwas vom
Golde färbet vermittelst der Digestion em-
pfienge. Hernach habe ich sagte Spregel, die
fliessende Balsamation, mir ist auch bekannt,
fiel ihm Eckarth in die Rede, welcher Gestalt
allerley Arthen Thiere in den Spiritu Vini
können erhalten werden. Um Perdon mein

Herr
O 3

mit Wachs uͤberzogen. Meine Leuthe ha-
ben wenig Befoldung von mir, in dieſes was
der Courtiſan verkaufft, theilen ſie ſich mit
meinem Weibe, ſie haben ihr gewiſſes Wo-
chen-Geld, davon muͤſſen ſie ſich bekoͤſtigen,
ſonſten aber habe ich ſo wohl im Staar-Ste-
chen, als Bruch-Schneiden einen ſonderli-
chen Handgriff, und nachdem ich der Chymie
ſehr zugethan bin, ſind mir ferner herrliche
Arcana bekannt, als zum Exempel die Tin-
ctura Solis
oder Gold-Tinctur, von welcher
ich des Jahrs ſehr viel verthue, und ob ich
gleich dem Golde ſein Sulphur extrahire, ver-
bleibet mir doch ein fixes Corpus, das verſetze
ich mit einen Schweffel, der aus ſeiner eigenen
Minera gezogen, und bekomme mein voriges
Gold am Glantze ſo ſchoͤn als zuvor, und am
Gewichte nicht ſonderlich verringert, wieder.
Eckarth wandte ein, er hielte davor, daß dem
Golde, als einen dichten Coͤrper, gar nichts
abgienge, und der Spiritus Vini die wenige
Coleur vom Sale, welches ſich in etwas vom
Golde faͤrbet vermittelſt der Digeſtion em-
pfienge. Hernach habe ich ſagte Spregel, die
flieſſende Balſamation, mir iſt auch bekannt,
fiel ihm Eckarth in die Rede, welcher Geſtalt
allerley Arthen Thiere in den Spiritu Vini
koͤnnen erhalten werden. Um Perdon mein

Herr
O 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0229" n="213"/>
mit Wachs u&#x0364;berzogen. Meine Leuthe ha-<lb/>
ben wenig Befoldung von mir, in die&#x017F;es was<lb/>
der <hi rendition="#aq">Courti&#x017F;an</hi> verkaufft, theilen &#x017F;ie &#x017F;ich mit<lb/>
meinem Weibe, &#x017F;ie haben ihr gewi&#x017F;&#x017F;es Wo-<lb/>
chen-Geld, davon mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ie &#x017F;ich beko&#x0364;&#x017F;tigen,<lb/>
&#x017F;on&#x017F;ten aber habe ich &#x017F;o wohl im Staar-Ste-<lb/>
chen, als Bruch-Schneiden einen &#x017F;onderli-<lb/>
chen Handgriff, und nachdem ich der <hi rendition="#aq">Chymie</hi><lb/>
&#x017F;ehr zugethan bin, &#x017F;ind mir ferner herrliche<lb/><hi rendition="#aq">Arcana</hi> bekannt, als zum <hi rendition="#aq">Exempel</hi> die <hi rendition="#aq">Tin-<lb/>
ctura Solis</hi> oder Gold-<hi rendition="#aq">Tinctur,</hi> von welcher<lb/>
ich des Jahrs &#x017F;ehr viel verthue, und ob ich<lb/>
gleich dem Golde &#x017F;ein <hi rendition="#aq">Sulphur extrahi</hi>re, ver-<lb/>
bleibet mir doch ein fixes <hi rendition="#aq">Corpus,</hi> das ver&#x017F;etze<lb/>
ich mit einen Schweffel, der aus &#x017F;einer eigenen<lb/><hi rendition="#aq">Minera</hi> gezogen, und bekomme mein voriges<lb/>
Gold am Glantze &#x017F;o &#x017F;cho&#x0364;n als zuvor, und am<lb/>
Gewichte nicht &#x017F;onderlich verringert, wieder.<lb/>
Eckarth wandte ein, er hielte davor, daß dem<lb/>
Golde, als einen dichten Co&#x0364;rper, gar nichts<lb/>
abgienge, und der <hi rendition="#aq">Spiritus Vini</hi> die wenige<lb/><hi rendition="#aq">Coleur</hi> vom <hi rendition="#aq">Sale,</hi> welches &#x017F;ich in etwas vom<lb/>
Golde fa&#x0364;rbet vermittel&#x017F;t der <hi rendition="#aq">Dige&#x017F;tion</hi> em-<lb/>
pfienge. Hernach habe ich &#x017F;agte Spregel, die<lb/>
flie&#x017F;&#x017F;ende <hi rendition="#aq">Bal&#x017F;amation,</hi> mir i&#x017F;t auch bekannt,<lb/>
fiel ihm Eckarth in die Rede, welcher Ge&#x017F;talt<lb/>
allerley Arthen Thiere in den <hi rendition="#aq">Spiritu Vini</hi><lb/>
ko&#x0364;nnen erhalten werden. Um <hi rendition="#aq">Perdon</hi> mein<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">O 3</fw><fw place="bottom" type="catch">Herr</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[213/0229] mit Wachs uͤberzogen. Meine Leuthe ha- ben wenig Befoldung von mir, in dieſes was der Courtiſan verkaufft, theilen ſie ſich mit meinem Weibe, ſie haben ihr gewiſſes Wo- chen-Geld, davon muͤſſen ſie ſich bekoͤſtigen, ſonſten aber habe ich ſo wohl im Staar-Ste- chen, als Bruch-Schneiden einen ſonderli- chen Handgriff, und nachdem ich der Chymie ſehr zugethan bin, ſind mir ferner herrliche Arcana bekannt, als zum Exempel die Tin- ctura Solis oder Gold-Tinctur, von welcher ich des Jahrs ſehr viel verthue, und ob ich gleich dem Golde ſein Sulphur extrahire, ver- bleibet mir doch ein fixes Corpus, das verſetze ich mit einen Schweffel, der aus ſeiner eigenen Minera gezogen, und bekomme mein voriges Gold am Glantze ſo ſchoͤn als zuvor, und am Gewichte nicht ſonderlich verringert, wieder. Eckarth wandte ein, er hielte davor, daß dem Golde, als einen dichten Coͤrper, gar nichts abgienge, und der Spiritus Vini die wenige Coleur vom Sale, welches ſich in etwas vom Golde faͤrbet vermittelſt der Digeſtion em- pfienge. Hernach habe ich ſagte Spregel, die flieſſende Balſamation, mir iſt auch bekannt, fiel ihm Eckarth in die Rede, welcher Geſtalt allerley Arthen Thiere in den Spiritu Vini koͤnnen erhalten werden. Um Perdon mein Herr O 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Ec… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/229
Zitationshilfe: Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719, S. 213. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/229>, abgerufen am 31.10.2024.