Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 1. Berlin, 1778.in den Jahren 1772 bis 1775. 44 auf 38 Grad herabfiel und daß wir mit Tages Anbruch etwas Schnee be-1772.Decem- ber. kamen. Der Wind nahm dabey zu und am 7ten stürmte er dermaaßen, daß wir Nachmittags nur noch ein Seegel führen konnten. Eine Menge von Petrels oder Sturmvögeln verschiedner Art und See-Schwalben (terns) waren uns, bald in kleinen bald großen Hauffen, vom Cap gefolgt ohne sich an das Stürmen des Windes und der See zu kehren, welches im Gegentheil sie nur in immer größe- rer Anzahl herbeyzuführen schien. Die vornehmsten Arten waren der Cap- Sturmvogel oder Pintada (Cape petrel. Procellaria capensis) und der blaue, der so genannt wird, weil er ein blaulichtgraues Gefieder hat und queer über die Flügel mit einem schwärzlichen Streif gezeichnet ist. Auch ließen sich von Zeit zu Zeit die beyden obbenannten Arten von Albatrossen *) imgleichen, wiewohl selten, noch eine dritte Gattung sehen, welche wir die rußfarbigten (sooty) unsre Matrosen hingegen, wegen der graubraunen Farbe, den Quaker nannten. Am 8ten, da die See noch immer sehr unruhig und der Wind sehr heftig war, hatten wir auf allen Seiten um uns her eine Menge Vögel von den vorgedachten Arten, auch ließen sich heute zum erstenmal Pinguins**) und Hau- fen von See-Gras, welches See-Bambu genannt wird (fucus buccinalis Linn.) ohnweit dem Schiffe sehen. Diese Umstände begünstigten unsre Hof- nung Land zu finden, denn bishero wards für ausgemacht gehalten, daß See- Gras, besonders solch Felsenkraut als dieses, und Pinguins, niemals fern von der Küste angetroffen würden. Die Erfahrung aber hat gelehrt, daß man sich auf diese Zeichen nicht verlassen kann, sondern daß sie ihren Credit nur einzelnen, zufälligerweise günstig gewesenen Proben und dem Zeugniß eines oder des andern berühmten Seefahrers zu danken haben. Wenn man indessen auf die Erschei- *) Siehe oben S. 39. **) Diesen Vogel hat, seit Sir John Narboroughs Zeit, fast ein jeder Seefahrer erwähnt, der das südliche Ende von Amerika berührt hat; und sie sind den Lesern aus Ansons, By- rons, Bougainvilles, Pernetty's und andern Nachrichten so bekannt, daß es kaum nöthig seyn mögte, sie hier zu beschreiben. Man k[a]nn sie auf gewisse Weise als Amphibia anse- hen, denn ihre Flügel sind nicht zum Fliegen, sondern bestehen nur aus starken fleischig- ten Membranen, welche sie zugleich als Flos-Federn gebrauchen. Den Naturkündigern sind jetzt schon zehn verschiedene Arten bekannt worden. J 3
in den Jahren 1772 bis 1775. 44 auf 38 Grad herabfiel und daß wir mit Tages Anbruch etwas Schnee be-1772.Decem- ber. kamen. Der Wind nahm dabey zu und am 7ten ſtuͤrmte er dermaaßen, daß wir Nachmittags nur noch ein Seegel fuͤhren konnten. Eine Menge von Petrels oder Sturmvoͤgeln verſchiedner Art und See-Schwalben (terns) waren uns, bald in kleinen bald großen Hauffen, vom Cap gefolgt ohne ſich an das Stuͤrmen des Windes und der See zu kehren, welches im Gegentheil ſie nur in immer groͤße- rer Anzahl herbeyzufuͤhren ſchien. Die vornehmſten Arten waren der Cap- Sturmvogel oder Pintada (Cape petrel. Procellaria capenſis) und der blaue, der ſo genannt wird, weil er ein blaulichtgraues Gefieder hat und queer uͤber die Fluͤgel mit einem ſchwaͤrzlichen Streif gezeichnet iſt. Auch ließen ſich von Zeit zu Zeit die beyden obbenannten Arten von Albatroſſen *) imgleichen, wiewohl ſelten, noch eine dritte Gattung ſehen, welche wir die rußfarbigten (ſooty) unſre Matroſen hingegen, wegen der graubraunen Farbe, den Quaker nannten. Am 8ten, da die See noch immer ſehr unruhig und der Wind ſehr heftig war, hatten wir auf allen Seiten um uns her eine Menge Voͤgel von den vorgedachten Arten, auch ließen ſich heute zum erſtenmal Pinguins**) und Hau- fen von See-Gras, welches See-Bambu genannt wird (fucus buccinalis Linn.) ohnweit dem Schiffe ſehen. Dieſe Umſtaͤnde beguͤnſtigten unſre Hof- nung Land zu finden, denn bishero wards fuͤr ausgemacht gehalten, daß See- Gras, beſonders ſolch Felſenkraut als dieſes, und Pinguins, niemals fern von der Kuͤſte angetroffen wuͤrden. Die Erfahrung aber hat gelehrt, daß man ſich auf dieſe Zeichen nicht verlaſſen kann, ſondern daß ſie ihren Credit nur einzelnen, zufaͤlligerweiſe guͤnſtig geweſenen Proben und dem Zeugniß eines oder des andern beruͤhmten Seefahrers zu danken haben. Wenn man indeſſen auf die Erſchei- *) Siehe oben S. 39. **) Dieſen Vogel hat, ſeit Sir John Narboroughs Zeit, faſt ein jeder Seefahrer erwaͤhnt, der das ſuͤdliche Ende von Amerika beruͤhrt hat; und ſie ſind den Leſern aus Anſons, By- rons, Bougainvilles, Pernetty’s und andern Nachrichten ſo bekannt, daß es kaum noͤthig ſeyn moͤgte, ſie hier zu beſchreiben. Man k[a]nn ſie auf gewiſſe Weiſe als Amphibia anſe- hen, denn ihre Fluͤgel ſind nicht zum Fliegen, ſondern beſtehen nur aus ſtarken fleiſchig- ten Membranen, welche ſie zugleich als Flos-Federn gebrauchen. Den Naturkuͤndigern ſind jetzt ſchon zehn verſchiedene Arten bekannt worden. J 3
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in den Jahren 1772 bis 1775.
44 auf 38 Grad herabfiel und daß wir mit Tages Anbruch etwas Schnee be-
kamen. Der Wind nahm dabey zu und am 7ten ſtuͤrmte er dermaaßen, daß wir
Nachmittags nur noch ein Seegel fuͤhren konnten. Eine Menge von Petrels
oder Sturmvoͤgeln verſchiedner Art und See-Schwalben (terns) waren uns,
bald in kleinen bald großen Hauffen, vom Cap gefolgt ohne ſich an das Stuͤrmen
des Windes und der See zu kehren, welches im Gegentheil ſie nur in immer groͤße-
rer Anzahl herbeyzufuͤhren ſchien. Die vornehmſten Arten waren der Cap-
Sturmvogel oder Pintada (Cape petrel. Procellaria capenſis) und der
blaue, der ſo genannt wird, weil er ein blaulichtgraues Gefieder hat und queer
uͤber die Fluͤgel mit einem ſchwaͤrzlichen Streif gezeichnet iſt. Auch ließen ſich
von Zeit zu Zeit die beyden obbenannten Arten von Albatroſſen *) imgleichen,
wiewohl ſelten, noch eine dritte Gattung ſehen, welche wir die rußfarbigten
(ſooty) unſre Matroſen hingegen, wegen der graubraunen Farbe, den Quaker
nannten. Am 8ten, da die See noch immer ſehr unruhig und der Wind ſehr
heftig war, hatten wir auf allen Seiten um uns her eine Menge Voͤgel von den
vorgedachten Arten, auch ließen ſich heute zum erſtenmal Pinguins **) und Hau-
fen von See-Gras, welches See-Bambu genannt wird (fucus buccinalis
Linn.) ohnweit dem Schiffe ſehen. Dieſe Umſtaͤnde beguͤnſtigten unſre Hof-
nung Land zu finden, denn bishero wards fuͤr ausgemacht gehalten, daß See-
Gras, beſonders ſolch Felſenkraut als dieſes, und Pinguins, niemals fern von
der Kuͤſte angetroffen wuͤrden. Die Erfahrung aber hat gelehrt, daß man ſich
auf dieſe Zeichen nicht verlaſſen kann, ſondern daß ſie ihren Credit nur einzelnen,
zufaͤlligerweiſe guͤnſtig geweſenen Proben und dem Zeugniß eines oder des andern
beruͤhmten Seefahrers zu danken haben. Wenn man indeſſen auf die Erſchei-
1772.
Decem-
ber.
*) Siehe oben S. 39.
**) Dieſen Vogel hat, ſeit Sir John Narboroughs Zeit, faſt ein jeder Seefahrer erwaͤhnt,
der das ſuͤdliche Ende von Amerika beruͤhrt hat; und ſie ſind den Leſern aus Anſons, By-
rons, Bougainvilles, Pernetty’s und andern Nachrichten ſo bekannt, daß es kaum noͤthig ſeyn
moͤgte, ſie hier zu beſchreiben. Man kann ſie auf gewiſſe Weiſe als Amphibia anſe-
hen, denn ihre Fluͤgel ſind nicht zum Fliegen, ſondern beſtehen nur aus ſtarken fleiſchig-
ten Membranen, welche ſie zugleich als Flos-Federn gebrauchen. Den Naturkuͤndigern
ſind jetzt ſchon zehn verſchiedene Arten bekannt worden.
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